Presseschau Beiträge von Caspar Bildner

Kriminelle Netze

Wie die Mafia die Gesellschaft unterwandert
Ort in Kalabrien <br/>Foto von Giuseppe Quattrone
Ort in Kalabrien Foto von Giuseppe Quattrone

Über den Wandel der italienischen Mafia berichtet der Deutschlandfunk. Ursprünglich war die aus dem süditalienischen Kalabrien stammende Ndrangheta auf Entführungen spezialisiert. Mit dem Wechsel in den Drogenhandel haben die Clans die Kontrolle über die Region übernommen – dort arbeitet nach Schätzungen der Ermittler ungefähr ein Viertel der Bevölkerung für Mafiaorganisationen. Gegen die internationalen Netze haben die Behörden bis jetzt kein Mittel gefunden; auch in Deutschland operieren etwa 230 Clans. »Hier haben wir es dagegen mit ländlich geprägten Dörfern zu tun, die dabei sind, Regionen und Nationen zu erobern«, so der Politiker und Soziologe Nando Dalla Chiesa. Neben Drogengeschäften wird die Ndrangheta verdächtigt, Schiffe mit Atommüll vor der Küste versenkt zu haben. Wer offen gegen die Mafia auftritt, wie der Schauspieler Giulio Cavalli gegen die sizilianische, dessen Leben ist bedroht.

Der Provinzfürst

Über die Lage in der autonomen Republik Tschetschenien
Ramsan Kadyrow <br/>Foto von maiak.info
Ramsan Kadyrow Foto von maiak.info

Eine treffende Analyse über das von der Welt vergessene Tschetschenien liefert das auf Osteuropa spezialisierte Internetportal Maiak. Der Autor erkennt eine autoritäre Führung durch den Potentaten Ramsan Kadyrow und eine schleichende Islamisierung, die sich durch die Pflicht zum Tragen von traditionellen Gewändern für Staatsbeamte ausdrückt. Der Wiederaufbau nach den zwei Kriegen durch Gelder aus Moskau gehe sichtbar voran, auch wenn vermehrt Anschläge die Region destabilisieren. Einen tieferen Einblick in die historischen und geostrategischen Hintergründe bieten zwei Beiträge von Arte, Mit offenen Karten [auf YouTube: Teil 1 und 2]. Fragen zu tschetschenischen Verbindungen bei Morden an russischen Journalisten stellten ZDF heute und der Spiegelfechter.

Der brave Soldat Niebel

Dirk Niebels aggressives Auftreten provoziert Kritik

Der Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel verspielt durch sein aggressives Auftreten seine Handlungsspielräume, meint Hans Monath im Tagesspiegel. Dabei könne er durchaus mit Fingerspitzengefühl auftreten. Die Einschätzung, der Minister beherrsche auch andere Töne und verfolge zudem erwähnenswerte Projekte, teilt auch Steven Geyer in der Frankfurter Rundschau. Er verdeutlicht allerdings auch die Gründe für die scharfe Kritik über Parteigrenzen hinweg. Klarer wird die Politik im Ministerium von der taz kritisiert, während die Süddeutsche Zeitung über den geplanten Umbau der Vorfeldorganisationen berichtet.

Licht aus der Dunkelkammer

Dossier der amerikanischen Spionageabwehr gegen Wikileaks veröffentlicht
 <br/>Foto von Ninja M
Foto von Ninja M

Spionageabwehr ist ein hartes Geschäft – insbesondere wenn der vermeintliche Gegner die kritische Öffentlichkeit ist wie in Form des Projekts Wikileaks. Die Internetseite hat einen Arbeitsablauf zur Veröffentlichung interner Dokumente erarbeitet und bereits einige streng geheime Papiere aus Behörden und Wirtschaft lanciert. Der militärische Abschirmdienst des amerikanischen Verteidigungsministeriums hat 2008 offenbar ein Dossier über die Gefahren des Projekts für die amerikanische Regierung erstellt. Dieses wurde aber Wikileaks zugespielt und nun veröffenlicht. Etwas skeptisch, aber lobend berichten Frankfurter Rundschau und Die Zeit über den Sensationserfolg.

Somalia ohne Perspektive

Innenansichten des Bürgerkrieges am Horn von Afrika
Transport in Mogadischu <br/>Foto von ctsnow
Transport in Mogadischu Foto von ctsnow

Länder wie Somalia werden in den westlichen Medien häufig lediglich als Gefahr wahrgenommen, ohne jedoch ihre inneren Probleme zu untersuchen. Bettina Rühl überblickt das Panorama der Akteure in dem ostafrikanischen Land. Die Hoffnungen auf eine Veränderung der Situation durch den neuen Präsidenten Sharif Sheikh Ahmed hätten sich nicht bewahrheitet, vielmehr sei ein Patt der Bürgerkriegsparteien eingetreten. Diese seien von äußeren Mächten unterstützt,  wenn auch nur die Afrikanische Union offen mit einer Mission präsent ist, denn die Vereinten Nationen schätzten die Situation als zu gefährlich ein. Die USA seien jedoch durch die private Miltärfirma DynCorp in Mogadischu involviert. Die Autorin interviewt Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik, die im vergangenen Jahr eine Studie zu dem Land veröffentlichte.

Explosive Unterschiede

Eine Studie über die Folgen sozialer Ungleichheit
 <br/>Foto von Zwitausendeins
Foto von Zwitausendeins

Die taz interviewt Kate Pickett von der Universität im englischen York zu einer Studie, die sie zusammen mit  Richard Wilkinson schrieb. Diese versucht auf Grundlage sehr umfassenden statistischen Materials einen Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und gesellschaftlichen Problemen anhand diverser Indikatoren wie Kriminalität zu belegen. Im Vergleich der Daten aus zahlreichen Staaten wird erstmals der Beweis erbracht, daß Ungleichheit zu einer schlechteren Lebensqualität in Gesellschaften führe, die ebenso die Reichen und Priviligierten beträfe, meint die Autorin gegenüber der taz. Dies liege auch an dem Stress, den der Kampf um sozialen Status auslöse. Kritisch sieht eine Rezension von Wolfgang Kersting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die irreführende deutsche Übersetzung des Titels.

Gewinner und Verlierer

Im Irak ist trotz Stabilisierung keine Aussöhnung erkennbar
Sicherheitsmaßnahmen bei den Wahlen
Sicherheitsmaßnahmen bei den Wahlen

Trotz des fortschreitenden Aufstands wurde es in den vergangenen Jahren in der Berichterstattung der Medien recht still um den Irak. Nun sind zu den Parlamentswahlen einige exzellente Dossiers erschienen. Die Wahlen seien durch eine neues Reglement in der Wahl der Kandidaten offener, jedoch habe eine »Gerechtigkeitskommission« nach fragwürdigen Kriterien 500 Kandidaten ausgeschlossen, so der Deutschlandfunk. Nir Rosen erkennt darin in der Le Monde diplomatique keine Bereitschaft zur Aussöhnung, denn die Schiiten hätten auf ganzer Linie gewonnen. Sie seien nicht bereit, die Macht zu teilen. Der amerikanische Journalist zählt in dieser kurzen Chronologie der jüngsten irakischen Geschichte die strategischen Fehler der Besatzungsmacht auf und verdeutlicht, wie diese den inneren Konflikt des Landes verschärften. Weiterlesen … »

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