Presseschau Weltbilder

Pegida und Charlie Hebdo

Ein Interview zur aktuellen Lage

Frieder Otto Wolf äußert sich zur Pegida-Bewegung und dem jüngste Anschlag in Paris. Dabei betont er wichtige Unterschiede zwischen Islam, Islamismus und islamistischem Terror. Man dürfe hier nicht vorschnell Gleichsetzungen vornehmen. Grundsätzlich appelliert er an die Vernunft aller Beteiligten, um nicht in einen unfruchtbaren Kulturkampf Ost gegen West hinenzugeraten:

Es gibt einfach keine Alternative zu einem weiteren Ringen um gemeinsame Lösungen für die gesamte Menschheit, so schwer dies auch fällt, wie wir seit dem „Erdgipfel“ von Rio 1992 haben sehen müssen. Alle Versuche, die Probleme nicht zu lösen, sondern nur auf andere abzuwälzen, werden scheitern.

Inside Wall Street

Ein Ex-Broker erzählt
Inside Wall Street
Bild von LendingMemo

Sam Poke war lange Jahre erfolgreicher Broker in New York. Er hat bei Banken und Hedgefond gearbeitet. Irgendwann merkte er, dass das nicht sein Leben ist und kündigte. In mancher Hinsicht ist seine Geschichte eine typisch amerikanische: Von unten nach oben arbeiten. Und wenn man schon aussteigt, will man gutes tun - und darüber reden. Ein Beispiel also dafür, dass jemand die krassen Auswüchse eines ungebremsten Kapitalismus hautnah kennnelernt, ohne das System grundlegend infrage zu stellen. Man könnte auch sagen: Ein Beispiel dafür, wie jemand finanzielles Kapital gegen Prestige eintauscht. Interessant ist das aber insofern, weil es einen unmittelbaren Einblick in die Denkweise und die Motive derjenigen gibt, die täglich Milliardensummen bewegen, ohne nach den Konsequenzen für »die Welt da draußen« zu fragen.

»Gegen die natürlich Ordnung«?

Zu einer Gerichtsentscheidung in Indien

Das Oberste Gericht Indiens hat diese Woche eine heftig umstrittene Entscheidung eines untergeordneten Gerichts für ungültig erklärt. Dieses hatte 2009 das Verbot von Homosexualität für ungültig erklärt, da es mit dem Verfassungsgrundsatz der Gleichheit nicht vereinbar sei. Nun bleibt nur noch die Möglichkeit, auf parlamentarischem Wege das diskriminierende und mit harten Strafen bewehrte Gesetz abzuschaffen. Das aber ist unwahrscheinlich. Denn die konservative Hindu-Partei BJP befindet sich augenblicklich im Aufwind und setzt dadurch auch die liberalere Kongresspartei unter Druck, die aktuell die Regierung stellt. Eine offene Debatte über das Thema versucht die Kongresspartei daher möglichst zu verhindern.

»Kooperative Trennung«

Ein Missstand besteht fort
"Kooperative Trennung"
Bild von UrsOnMac

Selbst Ex-Papst Joseph Ratzinger forderte die konsequente Trennung von Staat und Kirchen in Deutschland. Bisher besteht diese nur teilweise unter dem Schlagwort »kooperative Trennung«. Vor allem geht es um dreistellige Millionenbeträge, die der Staat unabhängig von der Kirchensteuer jährlich den beiden großen Glaubensgemeinschaften überweist. Aber auch in anderen Bereichen besteht keine strikte Neutralität. So gilt immer noch ein Tanzverbot an hohen christlichen Feiertagen und außerdem der §166 des Strafgesetzbuches, der bestimmte Formen der Kirchenkritik mit bis zu drei Jahren Haft bedroht. Patrick Spät zieht aus diesen Tatsachen die Schlussfolgerung:

Es geht nicht um eine Verdammung der Kirchen, es geht um gerechte Verhältnisse. Die Religionsfreiheit ist eine wichtige Errungenschaft. Jeder soll denken und zeigen können, was er will - seien es Kruzifixe, Kopftücher, Kippas, Nirvana-Bandshirts oder Bayern-München-Trikots. Aber als Ausdruck der privaten Überzeugung und ohne jedes staatliche Sponsoring. Denn momentan sponsert jeder Atheist, der beim Bäcker einen Christstollen kauft und Mehrwertsteuer löhnt, die landesweiten Kirchen. Und gegenwärtig sind über 38 Prozent der Bürgerinnen und Bürger konfessionsfrei. […] Religion ist nicht Staats-, sondern Privatsache, nicht mehr und nicht weniger. Die Frage, ob Gott und das Spaghettimonster existieren oder nicht, ist dabei völlig irrelevant. Jeder darf und soll glauben, was er oder sie will. Aber die Institution Kirche muss auf eigenen Beinen stehen - Kirche und Staat müssen endlich strikt getrennt werden.

Eine notwendige Debatte

Zum Verhältnis der Kirchen zum Staat

Im Zuge von Rücktritt und Neuwahl des Papstes wird in allen Medien ausführlich über die - katholische - Kirche berichtet. Nur wenig liest man aber über ein nach wie vor heikles Thema: die vielfältigen Verflechtungen zwischen dem deutschen Staat und den beiden öffentlich-rechtlichen Kirchen. Dabei gäbe es hierbei viel Diskussionsstoff.

Angefangen mit dem Selbstbestimmungsrecht der Kirchen, das u.a. zu verringerten Rechten ihrer immerhin 1,3 Millionen Beschäftigten führt. Diese haben beispielsweise kein Streikrecht. Brisant ist auch die Tatsache, dass diese beiden Glaubensgemeinschaften basierend auf Regelungen aus dem 19. Jahrhundert noch immer vom Staat jährlich dreistellige Millionenbeträge erhalten. Begründet wird das mit den Enteignungen von Kirchengütern im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803. Allerdings regt sich Widerstand, fraktionsübergreifend ist sich der Bundestag einig, dass die Ansprüche mit einer einmaligen Zahlung endgültig abgegolten werden sollen.

Es geht aber nicht nur um finanzielle Aspekte. Karl-Heinrich Mengel verweist darauf, dass die Abhängigkeiten hier auf beiden Seiten bestehen. Denn die Kirchen müssten aufgrund dieser engen Verbindung auch Rücksichten nehmen. Insgesamt konstatiert der Autor ein »teils vordemokratisches Verhältnis« zwischen Staat und Kirchen in Deutschland. Und das ist umso problematischer, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr etwa 300.000 Menschen aus den Kirchen austreten.

 

Krieg der Kulturen?

Über den angemessenen Umgang mit gezielter Provokation

Florian Rötzer widmet sich der Frage, wie Medien, Politik und letztlich die Bevölkerung selbst Provokationen begegnen sollen. Gerade am Beispiel des neuen Mohammed-Films wird die Problematik des Ganzen deutlich. Den Film selbst nutzen radikale Islamisten, um Hass gegen »den Westen« zu schüren. Hierzulande wiederum instrumentalisieren Gruppen wie die islam- und ausländerfeindliche Partei Pro Deutschland genau diesen Hass und die damit verbundenen Gewaltakte, um ihrerseits Hass zu produzieren. Die Mechanismen der Massenmedien wiederum dienen schon allein durch ihre Berichterstattung genau diesen, eigentlich marginalisierten Gruppen. Denn sie können jetzt eine enorme Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine Lösung des Dilemmas ist dagegen nicht in Sicht. Weder sei es akzeptabel, den Film zu verbieten, noch, über die Ereignisse nicht zu berichten. In beiden Fällen wäre die Meinungsfreiheit in Gefahr. Am sinnvollsten scheint da noch ein unaufgeregter, nüchterner Blick zu sein. 

Kawumm für die Heimatfront

Ein Comicalbum über den Afghanistankrieg

Arne Jysch hat eine vielbeachtete Comic-Geschichte über die Bundeswehr in Afghanistan geschrieben und gezeichnet. Unterstützt wurde er dabei nicht zuletzt auch von der Armee selbst. Michael Schulze von Glaßer hat das Werk nun eingehend analysiert. Dabei kommt er zu einem durchaus differenzierten Fazit: Es gebe mehrfach Kritik an dem Einsatz, geäußert von einzelnen Protagonisten der Story. Dennoch reproduziere Jysch auch fragwürdige Stereotype - beispielsweise von den idealistischen deutschen Soldaten oder den fanatischen Taliban. Zugleich prangert der Autor auch die Ignoranz der Heimat gegenüber der Truppe an. Schulze von Glaßers abschließendes Urteil:

Für die Armee ist „Wave and Smile“ ein Glücksfall: auch wenn die Militärführung in dem Comic nicht gut wegkommt und Kritik an der Bürokratie in der Armee geübt wird, war Arne Jyschs Buch ein medialer Werbe-Coup der Bundeswehr. Nahezu alle großen deutschen Medien haben sehr positiv über die Veröffentlichung und damit auch über den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch berichtet – damit unterstützt „Wave and Smile“ die Bundeswehr bei der Bekämpfung des „freundlichen Desinteresses“ ihnen und ihrem Einsatz gegenüber.

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