Presseschau Polen

Das Kreuz mit dem Kreuz

Eine heftige Kontroverse in Polen
 <br/>Foto von: ein Augenblick
Foto von: ein Augenblick

Der Tod des Präsidenten Lech Kacynski bei einem Flugzeugabsturz im April hat nun einen lange schwelenden Konflikt in Polen offen ausbrechen lassen: Auf der einen Seite stehen die Vertreter des katholisch-nationalistischen Lagers, auf der anderen vornehmlich westlich orientierte Modernisten.

Die Kontroverse um ein Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast und seinen zukünftigen Standort bildet dabei nur den Anlass:

Es ist ein politischer Machtkampf zwischen der PiS und der regierenden Bürgerplattform (PO) von Premierminister Donald Tusk, noch mehr aber ein Diskurs um die in Polen schon alte Frage, ob nur ein Katholik ein guter Pole ist und wie groß der Einfluss der Religion auf einen demokratischen Staat sein soll.

Ende des Mißtrauens?

Nach dem Flugzeugabsturz in Smolensk scheint eine Annäherung zwischen Polen und Russland möglich
Reste der abgestürzten Tupolew <br/>Foto von Elcommendante
Reste der abgestürzten Tupolew Foto von Elcommendante

Der polnische Journalist Adam Krzeminski untersucht die politischen Auswirkungen des Katyn-Absturzes der Maschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski. Nicht eine Fortsetzung der historischen Rolle als Opfer fremder Mächte sei der Absturz, sondern deren Ende. Die betroffene und emotionale Reaktion Russlands und die Bereitschaft seiner Führung, die Verbrechen der Besatzung dem eigenen Volk nicht weiter vorzuenthalten, habe in Polen eine Stimmung des Tauwetters erzeugt. Diese könne zu einer Aussöhnung führen, so daß Polen sein Gewicht im Westen nicht weiter gegen Rußland einsetzt; in einem solchen Prozess fiele Deutschland eine Schlüsselrolle zu. Weiterlesen … »

Herrschaft im Osten

Neues Medienkartell in Ostmitteleuropa
Springer-Sitz in Berlin <br/>Foto von dalbera
Springer-Sitz in Berlin Foto von dalbera

Zwei der mächtigsten Medienkonzerne Europas, Springer und Ringier, wollen ihr Geschäft in Polen, Tschechien, Ungarn, Serbien und in der Slowakei in ein neues Gemeinschaftsunternehmen zusammenlegen: der Mediendeal des Jahres. Claudia Tieschky referiert in der Süddeutschen Zeitung das komplexe Vorhaben, das unter kartellrechtlichen Vorbehalten zu betrachten sei; in der deutschen Öffentlichkeit ist der enorme Einfluß von Springer in der Region wenig bekannt. Die neue Fusion sei ein Ausweichen vor dem deutschen Bundeskartellamt:

Das Auslandsgeschäft ist für Springer auch deshalb wichtig, weil der Konzern in Deutschland längst an seine kartellrechtlichen Grenzen gestoßen ist.

Die Fusion orientiere sich an höheren Wachstumsaussichten. Zudem sei das Digitalgeschäft ein wichtiger Aspekt, schreibt die Financial Times Deutschland.

Die Geschichte vom Geschichtenerzähler

Die Biographie des polnischen Reisejournalisten Ryszard Kapuscinski löst weltweit Diskussionen aus

Der polnische Journalist und Buchautor Ryszard Kapuscinski gilt durch seine Reisereportagen wie »König der Könige« als einer der bedeutensten Journalisten des 20. Jahrhunderts. Er hat die Grenzen des Genres gesprengt. Allerdings hat er laut der jüngst erschienenen Biographie »Kapuscinski Non Fiction« von Artur Domoslawski auch die Grenzen zwischen Berichterstattung und Fiktion nicht beachtet. Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung berichten über die rege Debatte, welche die Skandalbiographie in Polen sowie international ausgelöst hat, die taz interviewt Domoslawski. Timothy Garton Ash diskutiert im Londoner Guardian die Objektivität in den Medien und deren Grenze. Im Titel Kulturmagazin räsoniert Carl Wilhelm Macke über die Fragwürdigkeit der Errichtung von Denkmälern für vermeintliche Vorbilder.

Das kleinste Glied in der Kette

Der Prozess gegen den Lageraufseher John Demjanjuk
Sobibor <br/>Foto von Emmanuel Dyan
Sobibor Foto von Emmanuel Dyan

Die Frankfurter Rundschau berichtet über den Prozess gegen den gebürtigen Ukrainer John Demjanjuk, der sich als Kriegsgefangener für den Dienst im Vernichtungslager Sobibor meldete. In der  Süddeutsche Zeitung kommentiert Heribert Prantl den Standpunkt der Verteidigung, demnach Demjanjuks Dienst eine Überlebenstrategie war, während die deutsche Justiz das Gros der deutschen Beteiligten nicht oder kaum belangte. Deutschlandfunk Hintergrund sprach mit Zeitzeugen.

Krise an der Weichsel

Polen hat zunehmende Probleme
Warschau <br/>Foto von liber
Warschau Foto von liber

Die Arbeitslosigkeit im Land steigt vor allem in den strukturschwachen östlichen Provinzen; gleichzeitig erweist sich das in Teilen kapitalgedeckte Rentensystem als wenig verlässlich. Um diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen, müssten die Steuern insbesondere der Wohlhabenden und der Unternehmen in den Sonderwirtschaftszonen angehoben werden. Doch die regierende neoliberale PO von Donald Tusk will genau das möglichst vermeiden.

In den Fängen der Mafia

Vietnamesiche Migranten in Warschau

Der ARD Weltspiegel berichtet über die Lebensbedingungen vietnamsischer Immigranten in Warschau. Gerade die Vietnamesen ohne legalen Aufenthaltstatus werden von der vietnamesischen Mafia systematisch ausgebeutet, welche die Situation ohne rechtlichen Status nutzt.

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