Presseschau Justiz

Geringe Anlässe

Die Staatanwaltschaft Dresden lotet ihre Grenzen aus
Kundgebung nach Razzia in Berlin <br/>Foto von Björn Kietzmann
Kundgebung nach Razzia in Berlin Foto von Björn Kietzmann

Im Vorfeld einer Kundgebung von Neonazis in Dresden am 13.2.2010 hat die Polizei in Berlin und Dresden Räume von Gruppen des Bündnisses »Dresden nazifrei« durchsucht. Der Dresdner Oberstaatsanwalt Christian Avenarius kam zu der Auffassung, dass der Aufruf auf Plakaten »Gemeinsam blockieren« bereits gegen das Versammlungsgesetz verstoße und eine Razzia rechtfertige. Verschiedene Politiker kritisieren das Vorgehen, in Berlin kam es zu einer Kundgebung. Hintergund ist ein neues Versammlungsgesetz für Sachsen,  welches möglicherweise bereits vor der Kundgebung im Febraur trotz verfassungsrechtlicher Bedenken verabschiedet wird. Weiterlesen … »

Mauern des Schweigens

Das Urteil des Bundesgerichtshofs erinnert an die strukturellen Probleme von Verfahren gegen Polizeibeamte
Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe <br/>Foto von Kucharek
Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe Foto von Kucharek

Der Bundesgerichtshof kassierte jüngst den Freispruch für den Beamten der Polizeiwache, in der vor fünf Jahren Oury Jalloh unter merkwürdigen Umständen verbrannte. Zuvor war der Richter am Landgericht bereits durch die Mauer des Schweigens der beteiligten Beamten brüskiert. Die taz und die Süddeutsche Zeitung berichten über den Fall, bezweifeln aber den Erfolg einer erneuten Vehandlung. Das ARD-Magazin Monitor setzt sich mit dem strukturellen Problem auseinander: Die Straflosigkeit bei Straftaten durch Polizisten. Diese sei im Korpsgeist begründet und darin, daß Polizeibeamte, die gegen Polizeibeamte ermitteln, nicht unvoreingenommen seien. Eine Lösung wäre eine unabhängige Untersuchungskommission.

Merkwürdige Beziehungen

Die Bundesstaatsanwaltschaft kooperiert mit Folterstaaten
Buchara <br/>Foto von Marco Gostelli, Flickr
Buchara Foto von Marco Gostelli, Flickr

Marcus Bensmann, Zentralasien-Korrespondent der taz, folgt mit kriminalistischer Neugier den Spuren von Scherali Asisow in Usbekistan und Tadschikistan nach. Asisow wurde als mutmaßlicher Terrorist in Usbekistan verhaftet und sitzt in Buchara ein. Dort wurde er von der deutschen Bundesanwaltschaft als Zeuge des »Sauerland-Prozesses« befragt, in dem es um geplante Anschläge in Deutschland geht. Diese werden mit der Islamischen Dschihad-Union in Verbindung gebracht, die aber nach Recherchen von Monitor [1|2] möglicherweise eine Erfindung des usbekischen Geheimdienstes ist. Bensmann versucht in der taz, den Spuren Asisows in seiner Heimat nachzugehen und stellt die Ermittlungserbnisse in Frage, ebenso wie die Befragung durch deutsche Ermittler in dem erwiesenen Folterstaat Usbekistan. Weiterlesen … »

Wissen, wo man steht

Der Prozess über die Vorratsdatenspeicherung und die Grenzen der Überwachung
Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe <br/>Foto von Tobias Helfrich, Wikicommons
Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Foto von Tobias Helfrich, Wikicommons

Kai Biermann beobachtet und kommentiert in der Zeit den Prozess um das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung in Karlsruhe. Aus den mündlichen Verhandlungen werde eine kritische Haltung der Richter deutlich, insbesondere zu Fragen zu Bewegungsprofilen durch die Erfassung von Mobilfunkdaten. Die Richter zeigen sich erstaunt, daß kein Berliner Politiker das Gesetz verteidige, sondern nur Beamte schicke. Zudem werde nicht klar, an welchem Punkt das Gesetz die Grenze der Überwachung ziehe. Allerdings zeige die bisherige Rechtsprechung, daß das Bundesverfassungsgericht der Freiheit des Bürgers dem Staat gegenüber keinen absoluten Vorrang einräume. Verschiedene Stimmen zum Thema sammelte auch Deutschlandfunk Hintergrund.

Entführen, verschleppen, foltern

Das bisher einzige Urteil gegen die Praxis der CIA
Flugzeug startet in Ramstein bei Sonnenaufgang
Flugzeug startet in Ramstein bei Sonnenaufgang

Menschen auf offener Straße zu entführen, außer Landes zu bringen, und foltern zu lassen, war gängige Praxis der CIA in europäischen Staaten. Die italienischen Staatsanwälte sind im Gegensatz zu den deutschen unabhängig, und haben daher immer wieder große Skandale zur Anklage gebracht. Jetzt ist es in Mailand durch die Recherche des Staatsanwaltes Armando Spataro zu 23 Verurteilungen gegen CIA-Agenten gekommen - in Abwesenheit. Die Süddeutsche Zeitung und Spiegel Online berichten über das Urteil, Hans Leyendecker kommentiert es. Leyendecker hatte bereits im August über die Praxis der CIA in Deutschland geschrieben.

Eine der ersten Medien, die das Thema zur Sprache brachte, war die Le Monde diplomatique, in der Stephen Frey im März 2005 und im Oktober 2007 das Verschleppungsnetzwerk der CIA beschrieb.

25 Jahre nach 1984

Die flächendeckende Überwachung von Nummerschildern in Großbritannien

Kai Raven kommentiert auf seinem Blog ravenhorst einen Artikel des Londoner Guardian zur automatischen Autokennzeichenerfassung. Im Gegensatz zu Großbritannien habe das Bundesverfassungsgericht der flächendeckenden Überwachung auch von Straftaten unverdächtiger Personen einen Riegel vorgeschoben. Der Guardian schildert die Überwachungspraxis auf der Insel.

Volle Knäste, leere Kassen

Kaliforniens Gefängnisproblem nimmt zu
 <br/>Foto von glovevisons
Foto von glovevisons

Die USA haben eine der höchsten Gefangenenquoten weltweit. Eine der Folgen davon ist die massive Überbelegung der Strafanstalten: in Kalifornien beispielsweise beträgt sie ca. 190%. Um die miserablen medizinischen und hygienischen Bedingungen zu verbessern und die sich häufenden Revolten vermeiden zu können, sollen nun tausende Insassen entlassen werden. Doch die republikanische Opposition kämpft mit allen Mitteln dagegen und instrumentalisiert auch populistisch spektakuläre Einzelfälle.

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