Presseschau Gesellschaft

Zerissene Insel

Ein Jahr nach dem Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka
Zehntausende leben in Flüchtlingslagern <br/>Foto von DFID - UK Department for International Development
Zehntausende leben in Flüchtlingslagern Foto von DFID - UK Department for International Development

Jahrzehnte tobte in Sri Lanka ein mal schwelender, mal brutaler Bürgerkrieg zwischen den Tamil Tigers und der Zentralregierung. Dahinter steht der Konflikt zwischen der singhalesichen, buddistischen Mehrheit und der tamilischen, hinduistischen Minderheit im Norden und Osten der Insel; viele Tamilen sehen sich bis heute als unterdrückte Minderheit. Vor einem Jahren besiegte die Regierung die Tigers nach einer langen Offensive, der etwa 7000 Zivilisten zum Opfer fielen. Cédric Gouverneur gibt in der Le Monde diplomatique einen Überblick der Lage: Zehntausende Zivilisten leben nach wie vor in Lagern, wo sie auf Verbindungen zu den Tigers geprüft werden. Die inneren Konflikte den Landes sind keineswegs gelöst, vielmehr ist äußerst fraglich, ob nach dem militärischen Sieg ein Ausgleich mit stärkerer lokaler Autonomie zu erwarten ist. Der Autor sieht bei dem Präsidenten Mahinda Rajapakse autoritäre Tendenzen: »Menschenrechtler, Anwälte und Journalisten erhalten Morddrohungen«, der unterlegene Präsidentschaftskandidat sitzt in Haft. Die Unterstützung Chinas habe der Zentralregierung den militärischen Sieg erst ermöglicht. China wolle gegen seinen Rivalen Indien Bündnispartner aufbauen.

»Im Moment nur ein Gespenst«

Entsteht in Deutschland eine rechtskonservative Partei?
ProNRW Kundgebung in Duisburg <br/>Foto von xtranews.de
ProNRW Kundgebung in Duisburg Foto von xtranews.de

Nachdem in zahlreichen europäischen Ländern rechtspopulistische Parteien in den nationalen Parlamenten vertreten sind, wird die Frage diskutiert, ob auch in Deutschland Platz für eine sechste Kraft im Bundestag ist. Laut einer Umfrage können sich 20% der Bevölkerung vorstellen, eine solche Partei zu wählen. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke sieht im Interview mit dem Deutschlandfunk jedoch keine Perspektive, daß dieses Potential sich in Wahlergebnissen niederschlägt. Zu unwählbar seien die neofaschistischen Parteien NPD und DVU, für eine rechtskonservative Partei sieht er weder Organisation noch Führungspersonen. Jens Berger meint dagegen auf Telepolis, daß über kurz oder lang eine Abspaltung der CDU entstehen werde und sieht in Friedrich Merz eine Schlüsselfigur. Peter Nowak untersucht das rechtsradikale Spektrum – insbesondere das der Islamgegner nach dem Vorbild von Geert Wilders – und bezweifelt, daß daraus eine politische Kraft entsteht.

Gesellschaft im Krieg

Eine Dokumentation über die Frauenorganisation der Hamas

Wenig Berichte gibt es aus dem Gazastreifen – daher ist auch wenig über die dortige Situation und die Hamas bekannt. Insofern ist die Dokumentation von Suha Arraf über die Frauenorganisation der Hamas umso sehenswerter. Darin wird deutlich, wie bedeutend die Sozialarbeit der Hamas ist, durch die sie Rückhalt und Sympathien in der Bevölkerung gewann: Bei dem Wahlsieg der Hamas spielten Frauen eine große Rolle. Doch auch der religiöse Fanatimus, der Märtyrer-Kult und das Bild einer militarisierten Gesellschaft werden dargestellt.

Ende einer Ära

Wer folgt auf Husni Mubarak?
Verblassende Ära: Präsident Husni Mubarak <br/>Foto von efouché
Verblassende Ära: Präsident Husni Mubarak Foto von efouché

Seit 30 Jahren ist Husni Mubarak Präsident von Ägypten. Seine autoritäre Herrschaft stützt der ehemalige Kampfpilot auf das Militär und auf den Ausnahmezustand, der mit Unterbrechungen seit der Ermordung seines Vorgängers Anwar as-Sadat 1981 gilt. Doch seine Ära neigt sich dem Ende zu; Adam Shatz blickt in der Le Monde diplomatique auf die Geschichte des bevölkerungsreichsten arabischen Staates zurück: auf den Einflußverlust in der arabischen Welt, die Hinwendung zum Westen, die ökonomische Liberalisierung ohne politische und die Bekämpfung der Opposition durch einen omnipräsenten Überwachungsstaat. Die wachsende Bedeutung des Islam ist im Alltag spürbar. Weiterlesen … »

Die Grenzen der Gesellschaft

Konflikt um Einwanderung in den USA weitet sich aus

Ende Juli tritt in dem US-Bundesstaat Arizona ein Gesetz in Kraft, das die Kontrolle seiner Bürger auf den Verdacht der illegalen Einwanderung ermöglicht. Da allerdings keine Anhaltspunkte definiert wurden, handelt es sich de facto um verdachtsunabhängige Personenkontrollen. Dieses Gesetz hat in der Einwanderergemeinde und darüber hinaus einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, die Bundesregierung hält es für verfassungswidrig. Obama kann allerdings im Repräsentantenhaus keine Mehrheit für eine neue Migrationspolitik finden. In dem benachbarten Utah wurde durch Mitarbeiter der Arbeitsagentur eine Liste von 1300 Migranten mit Adressen, Sozialversicherungsnummern und privaten Daten gezielt an die Öffentlichkeit gegeben; die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Jungle World schildert eine Stimmung der Angst unter Migranten in Arizona, während die Presse über die Situation in den Grenzstaaten und die Bundespolitik berichtet. Weiterlesen … »

Gewalt mit System

Video dokumentiert systematische Gewaltanwendung einer Berliner Einsatzhundertschaft
Ausschnitt aus dem Video
Ausschnitt aus dem Video

Bei einer Demonstration gegen einen Naziaufmarsch vor knapp 4 Jahren in Berlin wurde ein Student bei der Festnahme so stark verletzt, daß er einen Schädelbruch erlitt. In dem folgenden Prozess behaupteten die beschuldigten Beamten, der Student sei vermummt gewesen und habe Steine geworfen. Das Gericht glaubte den Polizisten, obwohl deren Aussage selbst von unbeteiligten Augenzeugen der Polizei nicht geteilt wurde: Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, während der Student eine Bewährungsstrafe erhielt. Vielmehr versuchte die Berliner Senatsverwaltung für Justiz, den Studenten nach dem Verfahren einzuschüchtern. Nun ist ein Video aufgetaucht, daß diese Darstellung in Zweifel zieht und die systematische Gewalt der Einsatzhundertschaft dokumentiert.

Kritische Lage

Schlechte medizinische Versorgung in Afghanistan

Die medizinische Versorgung in Afghanistan ist nach wie vor äußerst dürftig. Das zeigt sich ganz besonders an der weltweit zweithöchsten Sterblichkeitsrate von Müttern. So gibt es viel zu wenig qualifiziertes ärztliches Personal, oft dürfen die Frauen auf Anweisung ihrer Männer nicht einmal  zur Geburt in ein Krankenhaus gehen. Zudem ist Korruption weit verbreitet, was einerseits an den niedrigen Löhnen liegt und andererseits viele Menschen aus dem Gesundheitssystem ausschließt.

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