Presseschau USA

Risikofaktor TTIP

Eine Neubewertung

Führende Politiker, insbesondere aus der EU-Kommission, werden nicht müde, die Vorteile des gerade verhandelten Freihandelsabkommens TTIP zwischen der EU und den USA zu betonen. Dem steht eine wachsende Zahl von Kritikern gegenüber, die beispielsweise die geplanten Schiedsgerichte für den Investitionsschutz als intransparent und undemokratisch bezeichnen.

Mittlerweile kommt aber noch ein weiteres, durchaus gewichtiges Argument gegen das Abkommen hinzu. Eine aktuelle Studie der renommierten Tufts Universität nahe Boston kommt zu dem Schluss, dass die Wachstumserwartungen älterer Untersuchungen zum Thema weit überzogen sind. Und mehr noch: TTIP gefährde den innereuropäischen Handel, schaffe neue Krisenrisiken und führe zu einer weiteren Umverteilung des Volkseinkommens von der Lohn- zur Kapitalseite.

 

We draw two general conclusions. First, as suggested in recent literature, existing assessments of TTIP do not offer a suitable basis for important trade reforms. Indeed, when a well-reputed but different model is used, results change dramatically. Second, seeking a higher trade volume is not a sustainable growth strategy for the EU. In the current context of austerity, high unemployment and low growth, increasing the pressure on labor incomes would further harm economic activity. Our results suggest that any viable strategy to rekindle economic growth in Europe would have to build on a strong policy effort in support of labor incomes.

Lobbyismus durch die Hintertür

Think Tanks als Politikflüsterer

Die Zahl der Lobbyisten in den wichtigsten Entscheidungszentren der Welt, etwa in Washington, Brüssel oder Berlin, geht in die Zehntausende. Diese große Konkurrenz um Einfluss und die wachsende Skepsis der Öffentlichkeit gegen solche Praktiken führt seit einigen Jahren zu einer neuen Vorgehensweise.

So berichtet die New York Times in einem ausführlichen Artikel, wie andere Staaten ihre Anliegen gegenüber der US-Regierung verstärkt indirekt vorbringen. Zahlreiche Länder finanzieren demnach Think Tanks in den USA mit Millionensummen. Formal, um Forschung zu bestimmten Themen zu fördern. Praktisch lässt sich aber häufig beobachten, dass die »Forschungsergebnisse« weitestgehend mit den Anliegen der Finanziers übereinstimmen. Beispielsweise, wenn ein Think Tank, bezahlt von den Golfstaaten, der US-Regierung eine langfristige Stationierung von US-Soldaten in der Region empfiehlt. Oder wenn eine andere Institution, die mehrere Millionen Dollar von Norwegen erhalten hat, die Förderung von Ölbohrungen in der Arktis gutheißt. Zwar bestreiten die Einrichtungen eine direkte Einflussnahme der Geldgeber auf die Forschung, aber das erscheint angesichts der Fakten als sehr unglaubwürdig:

The tens of millions in donations from foreign interests come with certain expectations, researchers at the organizations said in interviews. Sometimes the foreign donors move aggressively to stifle views contrary to their own.

Robots to the front?

Zur technologischen Aufrüstung
Abschuss einer gelenkten Rakete "Tomahawk"
Abschuss einer gelenkten Rakete "Tomahawk" Bild von UK Ministry of Defence

Götz Neuneck stellt in einem lesenswerten Beitrag die aktuellen technischen Entwicklungen im Militärbereich dar. Dazu zählen Informations- und Aufklärungswesen ebenso wie Kampfroboter zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Damit einher gehen neue Einsatzmöglichkeiten und -konzepte. Aber mit der Zunahme solcher innovativer Systeme wachsen auch die Kosten. Und es stellen sich nicht zuletzt auch ethisch-politische Probleme. Der Autor hält daher fest:

Die Folgen sind verheerend: Es werden enorme Summen für immer komplexere Militärtechnologien ausgegeben, während die internationalen Instrumente zur präventiven und friedlichen Konfliktlösung immer noch wenig entwickelt und erprobt sind. […] Die Nutzung moderner Technologie ist weder ein Garant für geringe Verluste an Menschen und Material, noch können durch sie die entscheidenden politischen Ziele erreicht werden, nämlich Frieden, Stabilität und Rechtsstaatlichkeit.

Towards a Great Society?

Zum 50. Jahrestag von Lyndon B. Johnsons Reformrede

Es gehört nach wie vor zu den ambitioniertesten Reformprogrammen der US-Geschichte: Lyndon B. Johnsons Konzept einer »Great Society«. Vor 50 Jahren kündigte er es anlässlich einer Rede vor Studenten an. Karen Tumulty nimmt das zum Anlass, einen Blick zurück zu verbinden mit der Frage, welche Rolle die damaligen Reformen heute noch spielen. Herausgekommen ist ein lesenswerter Text, der viele der seinerzeit Involvierten zu Wort kommen lässt.

Im Kern ging es Johnson darum, den nie dagewesenen Wohlstand seines Landes allen zugute kommen zu lassen. Und, damit eng verbunden, um eine progressive Öffnung der Gesellschaft und Integration derjenigen, die bislang am Rande standen. Ob er mit seinem »War on Poverty« letztlich Erfolg hatte, war und ist heftig umstritten. Manche Teile seiner Reformen wurden schon nach kurzem eingestellt, andere bestehen noch immer. Sie veränderten aber - und das ist unumstritten - die Rolle des Staates in Gesellschaft und Wirtschaft. Von Programmen zur Neugestaltung der Städte über eine Bildungsreform bis hin zu ausgeweiteten Bürgerrechten reichten die Maßnahmen im Einzelnen. Etwa 200 Gesetze umfasste die Great Society insgesamt.

Stromdumping

Gabriels Pläne auf dem Prüfstand

Thorsten Hild hat die Pläne der Bundesregierung zur Neugestaltung der Energiewende analysiert. Seiner Einschätzung nach beruhen sie nicht nur auf falschen Voraussetzungen, sondern gefährden auch die wirtschaftliche Prosperität in Europa. Hild kritisiert beispielsweise die Milchmädchenrechnung, statt anteiliger Energiekosten der Unternehmen die absoluten Stromkosten als Vergleichsmaßstab heranzuziehen. Problematischer scheint ihm aber noch zu sein, dass durch die dauerhafte Gewährung der Rabatte der Anreiz für die Unternehmen, in Energieeffizienz zu investieren, verloren gehe. Schließlich droht die privilegierte Behandlung deutscher Unternehmen, den europäischen Konkurrenten einen ungerechtfertigten Wettbewerbsnachteil zu verschaffen.

Schlechte Nachrichten

Die kritischen Stimmen an der Krisenberichterstattung im Westen werden lauter

Die Krisenberichterstattung von deutschen und amerikanischen Medien steht zunehmend in der Kritik. Stefan Korinth wirft auf dem Blog Novo Argumente den deutschen Medien die Produktion von »Einheitsbrei« im Konflikt in und um die Ukraine vor. Es mangele an kontroversen Meinungen, letztlich setze sich ein Narrativ durch:

Ein despotischer Diktator lässt sein friedlich protestierendes Volk von brutalen Milizen niederknüppeln. Die Menschen, die sich »Europa« zuwenden wollen, sind gezwungen, sich selbst zu verteidigen. Der korrupte Herrscher lässt schließlich auf sein Volk schießen und flieht bei Nacht und Nebel, als die Menschen trotz vieler Todesopfer nicht weichen.

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Inside Wall Street

Ein Ex-Broker erzählt
Inside Wall Street
Bild von LendingMemo

Sam Poke war lange Jahre erfolgreicher Broker in New York. Er hat bei Banken und Hedgefond gearbeitet. Irgendwann merkte er, dass das nicht sein Leben ist und kündigte. In mancher Hinsicht ist seine Geschichte eine typisch amerikanische: Von unten nach oben arbeiten. Und wenn man schon aussteigt, will man gutes tun - und darüber reden. Ein Beispiel also dafür, dass jemand die krassen Auswüchse eines ungebremsten Kapitalismus hautnah kennnelernt, ohne das System grundlegend infrage zu stellen. Man könnte auch sagen: Ein Beispiel dafür, wie jemand finanzielles Kapital gegen Prestige eintauscht. Interessant ist das aber insofern, weil es einen unmittelbaren Einblick in die Denkweise und die Motive derjenigen gibt, die täglich Milliardensummen bewegen, ohne nach den Konsequenzen für »die Welt da draußen« zu fragen.

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