Von Afghanistan nach Neukölln
Die taz kritisiert und kommentiert die militärische Forschung an den Berliner Universitäten sowie deren Abhängkeit von Drittmittelförderung. Neben dem Sonderforschungsbereich 700 an der FU, welcher zu »Räumen mit begrenzter Staatlichkeit« forscht, entwickeln Ingenieure der TU Drohnen, die auch zu militärischen Flügen genutzt werden. In Potsdam wird deutlich offener mit der Einbindung der Bundeswehr in den Lehr- und Forschungsbetrieb umgegangen. Ein Studiengang mit dem Namen Military Studies ist hier bereits etabliert.
Alter und neuer Staat
Das Militär ist seit der Gründung der Türkei ein Staat im Staat, welches bereits mehrere Male geputscht hat. Zugleich war das Land strategisches Bollwerk gegen den Ostblock. Im Zweifel hat sich in dieser Konstellation das undurchsichtige Netzwerk kemalistischer Eliten durchgesetzt. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan stellt diese Konstellation mit ihren umfassenden Reformen in Frage. Prompt wurden Putschpläne eines nationalistischen Netzwerkes in Armee und Nachrichtendiensten bekannt. Der Machtkampf zwischen den alten Eliten, repräsentiert durch die Partei CHE, und den Reformern kristallisiert sich nun anhand eines Urteils des konservativen Verfassungsgerichts heraus, welches Armeeangehörige der zivilen Gerichtsbarkeit entzieht. Weiterlesen … »
Verdeckte Wege
Stefan Kornelius geht in der Süddeutschen Zeitung der spekulativen Frage nach, ob die wahren Hintergründe des Informationschaos nach der Bombadierung zweier Tanklastzüge nahe des Bundeswehrstützpunktes im afghanischen Kunduz eine zweite parallele und geheime Kommandostruktur der Bundeswehr via der Spezialeinheit KSK sein könnte. Viele Indizien deuteten darauf hin, insbesondere die Tatsache, dass die Befehlskette über den Kommandeur des Einsatzbereiches in Mazar-e Sharif zu dessen Verärgerung übergangen wurde. Ein »zweiter Kanal« direkt in das Verteidigungsministerium würde die Verantwortlichen in schwere Bedrängnis bringen, denn der wäre nicht durch das Mandat des deutschen Parlamentes gedeckt. Weiterlesen … »
Experiment mit ungewissem Ausgang
Der Krieg in Afghanistan verliert zunehmend an Rückhalt in den westlichen Gesellschaften; Ursachen dafür sind die steigenden Verluste und nicht zuletzt die Tatsache, dass Erfolge kaum auszumachen sind. Deshalb mehren sich - auch in Deutschland - die Stimmen derer, die statt eigener Soldaten lieber afghanische Truppen in die Gefechte schicken wollen. Allerdings kann die sog. Afghanische Nationalarmee (ANA) noch immer nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, wie eine Studie von Michael Paul ergibt. Weiterlesen … »
Schattengewächs
Jürgen Rose, kritischer Oberstleutnant der Bundeswehr schreibt in der aktuellen Ausgabe des Freitag über die geheime Sondereinheit der Bundeswehr KSK. Diese habe zu dem Bombardement von Kunduz die entscheidenden Lageinformationen gegeben. Die »hermetische Abschottung« der Truppe bis hin zu angedachten nachrichtendienstlichen Verdeckungsmethoden entspreche nicht dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Einer demokratischen Öffentlichkeit werde die Möglichkeit der Kontrolle genommen.
Verschärfend tritt hinzu, dass die Führungsverantwortlichen in den deutschen Streitkräften die Kommandosoldaten einem professionellen Anforderungsprofil unterworfen haben, das Züge eines extremen Militarismus, eines überhöhten Kriegerkultes und eines ins Faschistoide changierenden Männlichkeitsbildes aufweist.
Robots to the front!
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt findet in über 40 Streitkräften dieser Welt ein dramatischer Wandel statt: ferngesteuerte Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben. Die USA besitzen mittlerweile etwa doppelt so viele Aufklärungs- und Kampfdrohnen wie bemannte Flugzeuge. Doch auch die Marinen und Heere setzen verstärkt auf Automation.
Die Kampfroboter sind aus drei Gründen attraktiv. Oftmals billiger als etwa Flugzeuge, können sie auch eine Antwort auf zunehmenden Rekrutenmangel sein. Vor allem aber ermöglichen sie insbesondere den westlichen Ländern unbehelligt von Protesten wegen eigener Verluste »stille« Kriege zu führen.
Planspiel
Ein Bundeswehrmanöver in Bayern mag auf den ersten Blick nicht sehr spektakulär sein. Die Netz-Nachrichtenagentur German Foreign Policy sieht darin allerdings den Versuch, die Trennung von militärischen und polizeilichen Aufgaben der Bundeswehr zu unterlaufen, indem in Zusammenarbeit mit Technischen Hilfswerk und Bayerischen Roten Kreuz polizeiliche Sicherungsaufgaben gegenüber »Friedenaktivisten« und militärisches Vorgehen gegen »Terroristen« zusammen geübt werden. Die junge Welt druckte den Artikel auf ihren Seiten. Telepolis und die Süddeutsche Zeitung beschäftigten sich mit den politischen und historischen Hintergründen.