Presseschau Verbände

Business as usual

Hintergründe zum FIFA-Skandal

Seit Jahren steht der Fußball-Weltverband FIFA im Zentrum der Kritik. Es geht um Korruption bei den fragwürdigen WM-Vergaben an Russland und Katar. Millionensummen wurden mutmaßlich an Funktionäre gezahlt, um die Weltmeisterschaft trotz inhaltlich schlechter Bewerbungen doch in diese Länder zu holen. Und mehr noch: Die FIFA hat beispielsweise gegenüber Russland zur Bedingung einer Vergabe gemacht, dass Arbeitnehmerrechte außer Kraft gesetzt werden müssen, damit die Veranstaltung termingerecht stattfinden kann. In Katar hat sich nach den massiven Vorwürfen wegen der katastrophalen Bedingungen auf den Stadionbaustellen die FIFA dazu entschlossen, in die verbale Offensive zu gehen. Die WM fördere eine bessere Menschenrechtslage, argumentieren die einen Funktionäre. Die anderen sagen lieber nichts und behaupten nur, all das gehe die FIFA schlicht nichts an.

Vollmundige Reformversprechen und ein entschlossener Kampf gegen die Korruption wurden ebenfalls angekündigt. Passiert ist darauf fast nichts, das Ergebnis der internen Untersuchungen wird geheim gehalten. Greifbare Konsequenzen für die mutmaßlichen Geldflüsse vor den Abstimmungen aus Russland und Katar wurden nicht gezogen.

Bereits vor Bekanntwerden der jüngsten Justizermittlungen wurde vom WDR ein sehenswerter Film über das »System FIFA« gedreht.

Korruption im Schatten des Glanzes

Zur Rolle der FIFA im Weltfußball

Jens Berger hat eine lesenswerte dreiteilige Artikelreihe zur Fußball-WM verfasst. Dabei geht es aber nicht, wie allerorten üblich, um vergangene oder aktuelle sportliche Großtaten, sondern um die Strukturen im Hintergrund des Spektakels. Berger zeigt nicht nur auf, wie tief verwurzelt die Korruption im Fußballweltverband sind, sondern er fragt auch nach den Gründen. Diese liegen teilweise Jahrzehnte zurück, als Sepp Blatters Vorgänger im Amt des FIFA-Präsidenten, Joao Havelange, die Kommerzialisierung des Fußballverbands begründete.

Neben den Problemen aktuell in Brasilien thematisiert die Reihe auch die fragwürdige WM-Vergabe an Katar, insbesondere auch die Rolle, die zahlungskräftige und -willige Mitglieder des katarischen Establishments dabei spielten. Insgesamt ein absolut lesenswerter Kontrapunkt zu vielen anderen journalistischen Arbeiten, die oft nur an der Oberfläche kratzen.

Sonnenkönig im Fußballreich

Der Führungsstil des Sepp Blatter
Sepp Blatter
Sepp Blatter Bild von republicoftogo.com

Im jüngsten Korruptionsfall beim Fußball-Weltverband FIFA ist sie wieder zu beobachten, die selbstherrliche Amtsauffassung des Präsidenten Sepp Blatter. Schon viele Skandale hat er überstanden, manchen lästigen Konkurrenten ausgebootet. Zuletzt den Gegenkandidaten Mohamed Bin Hamam, der nach lancierten Bestechungsgerüchten erst gar nicht zur Wahl antrat. Seine Macht gründet sich dabei auf das erfolgreiche Geschäftsgebaren des Verbandes. Früher finanziell oft in arger Bedrängnis, hat Blatter die FIFA zu einem hochprofitablen Konzern umgebaut. Damit kauft er sich vor allem die Zustimmung der kleinen, von diesen Geldern abhängigen Landesverbände. Aber selbst die mächtigen nationalen Organisationen wie der größte von ihnen, der deutsche DFB, tanzen nach Blatters Pfeife.

Tarnkappen-Lobbyismus

Wege und Irrwege der PR

Mal geht es um Masthühner, mal um Haarausfall, und manchmal auch um Unterrichtsmaterialien. Es ist nicht immer offensichtlich, wann und wie Lobbyisten am Werk sind. Zwei Grundmuster lassen sich aber erkennen. Erstens: am erfolgreichsten ist PR, wenn sie nicht als solche erkennbar ist. Also in einem scheinbar neutralen, wissenschaftlichen Gewand auftritt. Zweitens: wenn sie es Multiplikatoren - also Politikern, Journalisten oder Lehrern beispielsweise - besonders leicht macht, ihre Inhalte zu übernehmen. Manche Strategien zielen dabei auf konkrete Interessen und deren gezielte Verbreitung bzw. Umsetzung, andere sind langfristiger und breiter angelegt, um bestimmte Grundhaltungen in der Gesellschaft zu verankern. Bedenklich sind sie aber allzu oft. Gerade, weil sie Partikularinteressen als allgemeinwohlfördernd darstellen.

Berliner Luftschloss

Zur Entscheidung des Bundestags
Der letzte Hausherr: Kaiser Wilhelm II.
Der letzte Hausherr: Kaiser Wilhelm II.

Schon 2002 wurde der Wiederaufbau des Berliner Schlosses beschlossen, doch außer dem Abriss des Palastes der Republik ist seither nicht viel passiert. Nur die veranschlagten Kosten steigen immer weiter. Nun hat der Bundestag einer Erhöhung seines Finanzierungsanteils zugestimmt: 478 Millionen Euro trägt der Bund, 32 Millionen das Land Berlin – der Rest soll durch Spenden aufgebracht werden, die bisher allerdings nur recht spärlich geflossen sind.  Möglicherweise werden nicht nur die Baukosten weiter steigern; kommen nicht genug Spenden auf, droht auch von dieser Seite eine Finanzierungslücke, die dann der Staat zu schließen hätte. Trotz dieser Schwierigkeiten stimmte eine ganz große Koalition von Union bis Grünen für den Beschluss, nur die Linke votierte dagegen. Weiterlesen … »

EU im Blick

Wer kritisiert was an Europa?

Jens Berger hat zwei Arten von Kritikern an Europa ausgemacht: Die einen, fundamental-nationalen, möchten den weiteren Ausbau der EU generell stoppen oder gar aus dem Staatenbund austreten. Die anderen begrüßen die Integration prinzipiell, distanzieren sich aber von vielen einzelnen politischen Fragen.

Viel Unmut über Europa beruhe darauf, dass die nationalen Regierungen zwar EU-Regelungen – in Brüssel – absegnen oder initiieren, anschließend aber ebendiese zuhause gegenüber den Wählern nicht vertreten wollten. Aktuelles Beispiel dieser doppelbödigen Politik ist der Streit um den Mindeststeuersatz für Diesel. Weiterlesen … »

Fettnäpfchen und Futtertröge

Die umstrittene Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik
Die europäische Agrarpolitik hat Rückwirkung auf die Welternährung
Die europäische Agrarpolitik hat Rückwirkung auf die Welternährung

In Brüssel steht die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU an. Aufgrund der Verteilung großer Geldsummen werden harte Auseinandersetzungen erwartet. Die Bedeutung dieser Reform hebt Rolf Gustavsson im Svenska Dagbladet aus Stockholm hervor. Kaum ein europäisches Ressort habe eine derartige Bedeutung – Klimaschutz und Ernährung hängen daran. Im Gegensatz zu geläufigen Klischees profitieren bislang vor allem Großbetriebe von den Subventionen. Er erwartet eine »defensive Reformhaltung« der europäischen Kommission, also nicht den großen Wurf. Ganz anders sieht das die Süddeutsche Zeitung, der die Pläne des Agrarkommissars Dacian Ciolos vorliegen. Denn eine Deckelung der Subventionen für Großbetriebe sei vorgesehen, Klima- und Umweltschutz solle stärker gefördert werden. Diese Pläne stehen im Gegensatz zu denen des Deutschen Bauernverbands, der in erster Linie die Interessen der Großbetriebe vertritt. Dessen Position vertritt auch die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Weiterlesen … »

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