Presseschau Sport

Planungsgroteske und Kriminalroman

Wie ein Subventionsgrab am Nürburgring geschaufelt wurde
Spesenritter
Spesenritter

Ein Lehrbuchbeispiel für falsche Subventionspolitik ist die Rennstrecke Nürburgring. Nachdem diese aufgrund von Managementfehlern Verluste schrieb, wurde ein gewaltiger Erlebnispark geplant — ohne ein Finanzierungskonzept, ohne Investor. Dennoch wurde das Projekt gestartet; da sich die Planer des Rings und die Landesregierung in die Idee verrannt hatten, vertrauten sie fragwürdigen Investoren. Am Ende wurden 350 Millionen an Steuergeldern verschleudert. Der Finanzminister mußte zurücktreten, die Landesregierung von Kurt Beck stellte sich als inkompetent heraus. Dabei wurde in Bremen mit dem Space Park bereits ein ähnliches Luftschloß gebaut. Eine Reportage des WDR und des SWR von Christoph Würzburger stellt die Planungsgroteske anschaulich dar.

Sport mit System

Das Korruptionssystem Fifa

Millionen Menschen erfreuen sich an den Fußballspielen in Südafrika. Der die Spiele ausrichtende Weltfußballverband Fifa gilt als ein Ort der Korruption: Niemand hat bisher die Sümpfe vermessen können, viele Geldflüsse liegen im Dunkeln. Doch daß viele Funktionäre geschmiert sind, ist spätestens belegt durch den Prozeß nach der Pleite der Sportvermarktungsfirma ISL. Diese wurde von dem Erben des Sportartikelherstellers Adidas, Horst Dassler, gegründet.

Der Weg der Fifa zu einem korrupten Marketing-Konzern begann 1974 in Deutschland mit der Wahl des Brasilianers João Havelange zu ihrem neuen Präsidenten: Dassler verteilte Geldbündel zur Durchsetzung der Wahl. In Havelanges Amtszeit mutierte die Fifa zu einem mafiösen Konzern mit Vetternwirtschaft, Bestechung und hoch dotierten Beraterverträgen. Joseph Blatter veränderte als Nachfolger die Geldflüsse in Zusammenarbeit mit seinem Neffen Phillipe Blatter. Doch transparenter wurde die Fifa nicht: Ein System, das durch Werbegelder und Übertragungsrechte in Geld schwimmt.

Pillenknick

Die Sportmedizin und ihr Verhältnis zum Doping

Matthias Dell sammelt im Freitag Fragmente der westdeutschen Sportmedizin. Mit sarkastischem Unterton zeichnet er den Weg vieler Mediziner nach und verdeutlicht deren lockeres Verhältnis zum Doping.

1977 sagt Hollmann in Kiel, die Anti-Doping-Erklärung von Willi Weyer und Willi Daume sei von rührend anmutendem Niveau. Ihr Verhalten gleiche dem Ingenieur, der einen Mondflug vorbereitet und sich dabei der Materialien von Peterchens Mondfahrt bedient.

Facetten und Klischees

Ein widersprüchlicher Kontinent und das Afrikabild im Westen
Straße in Lagos, Nigeria <br/>Foto von ryan paetzold
Straße in Lagos, Nigeria Foto von ryan paetzold

Afrika als Ort der Armut, der Bürgerkriege und des Hungers – dies sind die Bilder, in denen der Kontinent im Westen meist wahrgenommen wird. Dabei ist das Afrikabild von Klischees gekennzeichnet, denn der Kontinent ist weitaus vielfältiger. Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung hat in einem Schwerpunkt versucht, ein facettenreicheres Bild zu zeichnen:

Dieser Kontinent wird von außen als monolithischer Block betrachtet. Das wird ihm keinesfalls gerecht. Denn tatsächlich ist er bunt, vielschichtig, widersprüchlich, voller Kontraste. Tausend verstreute Welten, keine wie die andere.

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Knallharte Selektion

Afrikanische Fußballtalente in Europa

Auf oft abenteuerliche Weise kommen Tausende junger Afrikaner nach Europa, um hier eine Karriere als Profifußballer zu beginnen. Doch für die meisten bleibt es ein Traum. Statt lukrativer Verträge wartet auf sie eine prekäre Existenz; verdienen können allenfalls unseriöse Spielervermittler an dieser modernen Form des Menschenhandels.

Sie stehen dabei unter einem gewaltigen Druck. Denn ihre Familien haben sich meist hoch verschuldet, um Tickets und Gebühren zu bezahlen. Geichzeitig bekommen die Talente oft nur eine Chance. Wenn sie sich beispielsweise verletzen, sind sie meist völlig auf sich allein gestellt.

Die Fußballblase

Die Proficlubs sind hoch verschuldet
 <br/>Foto von Alex France
Foto von Alex France

Nicht nur Immobilien oder Finanzderivate eignen sich zu riskanten Spekulationen, sondern auch der Profisport. Doch trotz hoher Einnahmen aus Merchandising, Eintrittskarten und Fernsehrechten sind gerade die Fußballclubs selten profitabel. In England musste nun mit dem FC Portsmouth der erste Verein Insolvenz anmelden. In Spanien dagegen sträubt sich die Regierung, offene Rechnungen in Milliardenhöhe an Steuern und Sozialbeiträgen einzufordern - aus Angst vor Popularitätsverlust bei den zahlreichen Fans. Doch früher oder später wird die Blase ohnehin platzen, meint Ralf Streck auf Telepolis.

Sport ist Mord am Wort

Eine neue Webseite und Sportler zum Weglaufen

Im Zeitalter des allmähligen Medienwandels schießen neue Webseiten, Blogs und Projekte wie Pilze aus dem Boden. Ein interessantes neues Portal, schön und durchdacht gestaltet, ist Magda, das »Magazin der Autoren«. Dort widmet sich Michael Schophaus unterhaltsam dem ewigen Widerspruch zwischen Sportlern und der korrekten Reihenfolge von Denken und Reden.

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