Presseschau Investigativer Journalismus

Gute Daten, böse Daten

Datenjournalismus ermöglicht anschauliche Einblicke in Strukturen
Datenjournalismus oder Kunst?
Datenjournalismus oder Kunst? Bild von blprnt_van

Die Wikileaks-Dossiers mögen ein prominentes Beispiel sein: Zumeist nutzt der neu entstehende Datenjournalismus aber öffentlich zugängliche Daten. Die Herausforderung besteht einerseits aus der Sammlung von Daten und einer ansprechenden optischen Aufbereitung. Anderseits allerdings bedarf es der Interpretation und der kritischen Hinterfragung. Dieser digitale Journalismus ermöglicht beispielsweise den Einblick in die Vergabe der Agrar-Subventionen der Europäischen Union, des größten Topfes des Staatenbundes. In interaktiven Grafiken wird deutlich, daß die meisten Gelder für Fischereiflotten nach Spanien fließen – oder aber welche Regionen in Afghanistan am härtesten umkämpft sind. Das Medienmagazin Zapp stellt einige Akteure  des Datenjournalismus vor. Weiterlesen … »

Pay-per-Law

The Sunday Times enthüllt Korruption im EU-Parlament

Die englische Sunday Times hat sich 60 EU-Abgeordente vorgenommen, damit diese für üppige Beraterverträge Gesetzesänderungen vornehmen — in 14 Fällen mit Erfolg, so daß Änderungsanträge für EU-Richtlinien tatsächlich eingereicht worden sind. Einerseits ist es erstaunlich, daß diese erschreckend simple Form der Bestechung funktioniert, zum anderen handelt es sich um ein Demonstration der Möglichkeiten des investigativen Journalismus. Presseurope hat die Berichterstattung zusammengefasst.

Verwirrspiel

Die Festnahme eines mutmaßlichen Wikileaks-Informanten wird zum Spionageroman
Wikileaks-Sprecher Julian Assange bei der Präsentation des Bagdad-Videos
Wikileaks-Sprecher Julian Assange bei der Präsentation des Bagdad-Videos

Die investigative Netzplattform Wikileaks glänzte in den vergangenen Monaten mit der Veröffentlichung mehrerer streng geheimer amerikanischer Dokumente und Videoaufnahmen. Laut zahlreichen Medienberichten ist nun ein im Irak stationierter Nachrichtendienstanalyst mit dem Vorwurf festgenommen worden, einen Teil des Materials an Wikileaks versendet zu haben: Dazu zählt ein Band, das die Tötung mehrerer Zivilisten durch amerikanische Hubschrauberpiloten 2007 in Bagdad zeigt. Der 22 Jahre junge Computerspezialist Bradley Manning wird in Kuwait festgehalten. Er habe sich via Internet dem bekannten Hacker Adrian Lamo offenbart; dieser gab jedoch die Informationen an das Kriminalamt der amerikanischen Armee (CID) weiter. Daraufhin soll Manning bereits am 26.5. festgenommen worden sein. Weiterlesen … »

Offene Hände, offene Münder

Geschickte Aufdeckung von Schmiergeldgeschäften
Ulan-Panzer von Steyr-Daimler-Puch
Ulan-Panzer von Steyr-Daimler-Puch Bild von Matthias Kabe

Dem tschechischen investigativen Journalisten Janek Kroupa ist ein Meisterstück gelungen: Getarnt als Mittelsmann mit falscher Indentität brachte er zwei österreichische Rüstungsmanager dazu, über Bestechungspraktiken vor versteckter Kamera zu sprechen. Wolfgang Habitzl und Herwig Jedlaucnik von der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG & Co KG verrieten im Wiener Intercontinental-Hotel ihre Bestechungspraktiken bei tschechischen Politikern – sicherheitshalber werden beide führenden politischen Lager für Rüstungsgeschäfte geschmiert. Das Video hat einen Skandal in Tschechien ausgelöst und für eine Debatte über die Grenzen von investigativem Journalismus gesorgt.

Die durch die Hölle reisen

Eine investigative Reportage über die Migration nach Europa
Fabrizio Gatti reiste durch die Sahara&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <br/>Foto von brockleyboyo, Flickr
Fabrizio Gatti reiste durch die Sahara       Foto von brockleyboyo, Flickr

Der investigative italienische Journalist Fabrizio Gatti ist vom Senegal durch die Sahara bis nach Italien gereist, um über den beschwerlichen Weg von Migranten nach Europa zu berichten. Seine meisterhafte Reportage ist nun als Buch erschienen, in dem er die Gefahren aufzeichnet.

Zwölf Prozent kommen auf der Überfahrt um. Einige gehen über Bord. Einige werden ins Meer geworfen. Wieder andere verhungern und verdursten, wenn die Boote vom Kurs abkommen. Und wieder andere gehen mitsamt dem Boot unter.

Deutlich werden darin auch die demütigende Behandlung und die menschenverachtenden Lebensbedingungen, die den Flüchtlingen und Migranten in italienischen Lagern zugemutet werden. Le Monde diplomatique druckte aus dem Buch eine Passage aus der Sahara, der Freitag über das Lager auf Lampedusa ab. Im Interview auf Deutschlandfunk unterstreicht Gatti seine Auffassung, dass es sich um ein europäisches Problem handelt. Die Lager zeigten das wahre Gesicht Europas.

Kein Vertrauen in Qualität

Ist die »Zeitungskrise« hausgemacht?
Redaktion der Frankfurter Rundschau <br/>Foto von 7an, Flickr
Redaktion der Frankfurter Rundschau Foto von 7an, Flickr

Der Umbruch in der Medienlandschaft ist in aller Munde - von »Zeitungskrise« und »Zeitungssterben« ist die Rede. Anita Blasberg und Götz Hamann haben sich in Deutschland von der Provinz in Mecklenburg-Vorpommern bis zu den großen Verlagen und Zeitungen umgesehen. Nicht jedoch das Internet als Medium, sondern steigende Renditeerwartungen und Kostendruck zeichnen sie für die Lage veantwortlich: 

Ein unsichtbares Band ist gerissen, in Anklam, Stuttgart, München. Die deutschen Verleger hatten es über Jahrzehnte verstanden, Unternehmer zu sein und gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

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Auswähler und Frager

Eine kurzer Blick auf den Qualitätsjornalismus
Seymour Hersh mit seinem Buch "Chain of Command" <br/>Foto von Steve Rhodes
Seymour Hersh mit seinem Buch "Chain of Command" Foto von Steve Rhodes

Die Sendung Markt und Medien des Deutschlandfunks stellt die Frage nach Qualitätsjounalimus in Deutschland. Recherchieren Journalisten noch vor Ort, werden Regierungsmeldungen ungefragt übernommen und sind Blogmedien eine Alternative? Als Gegenbeispiel dient eine Sendung über die Journalistenlegende Seymour Hersh, der die Willfährigkeit der Journalisten zu Zeiten des amerikanischen Präsidenten Bush kritisiert.

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