Presseschau Atomenergie

Hart am Wind

Die Wendemanöver um den Atomausstieg
Block II des AKW Isar wird als eines der letzten in Deutschland vom Netz gehen
Block II des AKW Isar wird als eines der letzten in Deutschland vom Netz gehen Bild von Ray-1981

Zwei Schritte vor, drei zurück: Der Atomausstieg in Deutschland war von seltsamen Wendemanövern begleitet. Das schwarz-gelbe Kabinett Merkels hat dabei ein unglückliches Bild abgegeben. Zunächst wurde auf Druck des Wirtschaftsflügels der CDU der Kompromiß zum Ausstieg ohne Not aufgegeben, obwohl hinter diesem eine breite gesellschaftliche Mehrheit stand. Eilig wurde die Brücke zur Laufzeitverlängerung abgerissen, als sich aufgrund der japanischen Reaktorkatastrophe der Wind drehte. Hubert Seipel hat diesen politischen Opportunismus zum Anlaß genommen, um hinter die Kulissen der politischen Wendemanöver zu schauen. Einige Manager der Stromkonzerne werden porträtiert, die unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb der Regierung aufgezeigt. Der Zuschauer lernt dadurch einiges über den politischen Betrieb sowie den Lobbyismus in Deutschland.

Ausstieg mit Fragezeichen

Zum Ende der Atomkraft in Deutschland

Mit breiter Mehrheit hat der Bundestag dem Atomausstieg zugestimmt – Streitpunkt zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün war dabei vor allem die Frage, wer sich das als Verdienst anrechnen darf. Acht detaillierte Gesetze sollen nun die Energiewende regeln. Zunächst bleibt festzuhalten: Einige Meiler werden noch 11 Jahre in Betrieb bleiben. Zudem werden zwar erneuerbare Energien gefördert, aber auch zusätzliche konventionelle Kraftwerke sollen gebaut werden. Weiterlesen … »

Riskantes Spiel

Zwei Atomkraftwerke in den USA sind von einer Missouri-Flut bedroht.
Fort Calhoun am Missouri
Fort Calhoun am Missouri Bild von Corp of Engineers

Die Kernschmelze in den Kellern der Reaktoren in Fukushima dauert noch an, indes die USA an einer nuklearen Katatstrophe bislang vorbeigeschrammt sind. Der Reaktor Fort Calhoun im amerikanischen Bundesstaat Nebraska ist seit mehreren Wochen von einer Flut des Missouri bedroht. Dabei ist die Situation bislang nur aus zwei Gründen so glücklich verlaufen: Erstens ist das Atomkraftwerk seit April aufgrund von Wartungsarbeiten heruntergefahren, so daß die Restwärme gering ist. Zweitens wurde im vergangenen Jahr aufgrund einer Warnung vor einer möglichen Flut eine neue Wasserdämmung installiert. Ohne diese würde das Kraftwerk bereits teilweise unter Wasser stehen. Neben Fort Calhoun ist etwa hundert Kilometer flußabwärts ein weiterer Meiler bedroht. Der Wasserstand scheint sich laut Vorhersagen nun auf hohem Niveau zu stabilisieren. Weiterlesen … »

Gewinner und (kaum) Verlierer

Die Folgen des Atomausstiegs

Die Stromkonzerne haben sich lange und durchaus nicht ohne Erfolge gegen den Ausstieg aus der Atomkraft gewehrt. Noch über zehn Jahre können sie die hochprofitablen Meiler weiterbetreiben – und die Brennelementesteuer gilt vorerst nur bis 2016. Alle Regelungen gibt es hier im Überblick.

Andererseits wird der absehbare Ausstieg anderen Branchen nützen. Hersteller und Betreiber von Windparks, Solaranlagen und nicht zuletzt Handwerker, die Gebäude energieeffizienter renovieren. Hinzu kommt die verstärkte Nutzung von Gaskraftwerken und damit verbunden ein höherer Import von Erdgas. Schließlich schafft auch der aufwändige Rückbau der Atommeiler auf Jahre hinaus Arbeitsplätze.

Katastrophale Informationspolitik

Das Wissen über den japanischen Atomunfall bleibt nebulös

Über zwei Monate nach Beginn des Unfalls im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I ist die Öffentlichkeit immer noch schlecht informiert über Hergang, Stand und realistische Szenarien der fortlaufenden Katastrophe. Als sicher kann dagegen die Fragwürdigkeit der Informationspolitik von Tepco und der japanischen Regierung gelten. Denn offenbar, so berichten zahlreiche Medien, die sich auf einen Insider berufen, hat nicht erst der Tsunami den Ausfall des Kühlsystems verursacht. Vielmehr hat das Erdbeben zumindest im ersten Block ein Leck in das Kühlsystem geschlagen. Daraufhin ist das Gros der Brennstäbe geschmolzen und auf den Boden des Reaktors gesunken, das so genannte Corium: Die bisherige Darstellung des Ablaufs steht grundsätzlich in Frage. So bleibt vieles im Unklaren, die Lecks in der Informationspolitik sind zumindest kleiner als die in den Reaktoren in Fukushima. 

Vor der Katastrophe ist nach dem Super-GAU

Spurensuche bei den beiden prominentesten Atomunfällen
Erstarrte Corium-Lava im Keller
Erstarrte Corium-Lava im Keller

Heute vor 25 Jahren ereignete sich in den frühen Morgenstunden die Reaktorkatastophe von Tschernobyl, ausgelöst durch eine Kombination von Konstruktionsfehlern des Reaktortyps sowie Bedienfehlern bei einer Art Experiment im laufenden Betrieb. Zugleich liegt der Beginn der fortlaufenden Havarie der Fukushima-Reaktoren nun eineinhalb Monate zurück. Die Wissensredaktion des WDR sendete eine Bestandsaufnahme sowohl der abgeschlossenen als auch der laufenden Katastrophe. Bei diesem Vergleich sind zwar einige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen; so ist nicht sicher, ob bei dem Unfall im russischen Majak im September 1957 weit mehr strahlendes Material entwich als in Tschernobyl. Auch wird der Konflikt zwischen Forschern um die Folgeschäden von Tschernobyl ausgeblendet. Dennoch ist die Dokumentation durch ihre zahlreichen, anschaulich dargestellten Fakten sehenswert.

Auch ARTE stellt heute durch einen Themenabend in mehreren Beiträgen die langfristigen Folgeschäden Tschernobyls in ganz Europa dar. 3sat zeigt eine bereits vor 5 Jahren vom Discovery Channel ausgestrahlte Dokumentation sowie einen Film zu den Liquidatoren.

Kommerzielles Nachbeben

Frankreichs Atomindustrie in der Krise

Wie in anderen Ländern auch steht selbst im bislang atomfreundlichen Frankreich diese Technik auf dem Prüfstand. Und das gleich in doppelter Weise. Die Exportchancen, etwa nach Italien und in die Schweiz, sind momentan nicht allzu gut. Daran ändert auch Sarkozys Lobbyismus nichts. Andererseits hat die inländische Atomaufsichtsbehörde Kritik am Zustand der Anlagen geäußert. Und auch die Endlagerung ist nicht geklärt, da die bisher vorgesehene Lösung mit 35 Mrd. Euro horrende Kosten verursachen würde. Die Hoffnung der heimischen Industrie, auch dank der neuen Reaktoren vom EPR-Typ an der Renaissance der Atomenergie teilhaben zu können, werden sich wohl zerschlagen.

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