Presseschau Wirtschaft

Der lange Hebel

Mit neuen Modellen gesellschaftliche Entwicklung besser erfassen

Statistik mag den meisten Zeitgenossen nicht als das spannendste Thema erscheinen; doch sie erfasst nicht nur bestehende Verhältnisse, sondern bestimmt auch das politische und wirtschaftliche Handeln. So kann die Öl-Katastrophe am Golf von Mexiko im Bruttoinlandsprodukt (BIP) positiv zu Buche schlagen, da die Aufräumarbeiten Investitionen sind, während der ökologische Schaden nicht erfasst wird. Denn die Natur wird hier nicht als endliche Ressource gesehen. Auf der anderen Seite geht ehrenamtliches Engagement nicht in die Rechnung ein. Zahlreiche Ökonomen haben das Problem erkannt und arbeiten an alternativen Modellen. Jedoch kann keines davon völlig objektiv sein; so ist umstritten, welche Indikatoren erfasst werden, und ob die subjektive Lebenszufriedenheit einbezogen werden soll. Ein neues Modell ist jedoch die Basis für eine nicht rein an Wachstum orientierte Wirtschaftsweise. Hans Diefenbacher und Roland Zieschank gaben in der Le Monde diplomatique einen Überblick über die Debatte.

Kampf um den Weltmarkt

Energietechnologie im internationalen Vergleich

Die Herstellung von Umwelttechnologien – insbesondere Windkraftanlangen und Solarzellen – ist mittlerweile ein bedeutender volkswirtschaftlicher Faktor in Deutschland. So beträgt ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt bereits stattliche 8 Prozent. In zehn Jahren könnte sie die bisherigen Schlüsselindustrien Auto- und Maschinenbau überholt haben.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Gerade chinesische Anbieter drängen mit preisgünstigen Anlagen auf den Markt; für die Hersteller hierzulande erfordert das eine zunehmende Spezialisierung. Gleichzeitig werden auch Fabriken in anderen Ländern errichtet, wie etwa in den USA. Eine wachsende Bedeutung haben auch die Zulieferer erhalten, etwa im Bereich Investitionsgüter für die Produktion der Anlagen.

Ohne Markt und Wettbewerb

Zur Entwicklung von Managergehältern

Die Leistung als wesentliches Glied in der Argumentation aller Vertreter der Marktwirtschaft hat offenbar nur wenig Einfluss auf die Entwicklung der Spitzengehälter in Unternehmen. Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass die Gehälter über Anpassungseffekte – besonders den Vergleich mit ähnlichen Unternehmen – permanent steigen. Weit schneller als der Durchschnitt aller Bezüge und oft völlig unabhängig vom tatsächlichen Unternehmenserfolg. Damit wächst nicht nur die Schere zwischen unten und oben, sondern auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität.

Zuviel des Guten

Es droht ein Überangebot an Strom

Die Laufzeiten der Atomkraftwerke wurden gerade verlängert. Zur Begründung heißt es von Seiten der Bundesregierung, sie seien als »Brückentechnologie« unverzichtbar. Gleichzeitig werden jedoch neue Kohlekraftwerke gebaut, etwa in Hamburg. Und der Anteil der Erneuerbaren Energien steigt stetig.

Was wird die Folge sein? Der Preis des Stroms könnte so weit sinken, dass die grünen Technologien nicht mehr konkurrenzfähig sind – oder ein Ende der besonders emissionsträchtigen Braunkohle.

Hinterzimmerpolitik

Neue Gelder für die HRE

Die Hypo Real Estate hat die Steuerzahler schon einiges gekostet. Nun sollen nochmal bis zu 40 Milliarden Euro an Garantien erbracht werden. Doch das ist nicht der einzige Skandal bei dieser Bankenrettung.

Interessant ist auch der Ablauf dieser Stützungsaktion. Denn weder Parlament noch Öffentlichkeit wurden davon vorab in Kenntnis gesetzt. Und die aktuelle Anhörung durch den zuständigen Bundestagsausschuss ließ keine Informationen nach außen dringen.

Denn alles ist geheim, wenn es um die milliardenschwere Sanierung der Pleitebanken geht. Es seien schließlich die privatwirtschaftlichen Interessen zu schützen, so die dreiste Begründung.

Peak Coal

Wie lange reicht die Kohle noch?
Antiquierte Energiequelle? <br/>Foto von threedots
Antiquierte Energiequelle? Foto von threedots

Nicht nur das Erdöl, auch die Kohle droht knapp zu werden. Dabei kommt diesem Energieträger nach wie vor eine immense Bedeutung in der Weltwirtschaft zu. Denn etwa ein Drittel des Energieverbrauchs wird durch Braun- und Steinkohle gedeckt. Die meisten Prognosen gehen zwar von einer langfristig sicheren Versorgungssituation aus. Doch einzelne Stimmen sprechen bereits analog zu Peak Oil von einem absoluten Förderhöhepunkt für Kohle im nächsten Jahr. Danach werde die Produktion langsam abnehmen und den Preis – bei weiter steigender Nachfrage – spürbar steigen lassen.

Marktversagen oder Theorieversagen

Wie man den Finanzsektor verstehen kann

Die Finanzkrise wurde zu einem erheblichen Teil ausgelöst durch eine Geldschwemme, die ganz wesentlich auf die Ungleichverteilung von Vermögen zurückzuführen ist. Es ist aber umstritten, ob das Problem des vielen Geldes einerseits, der begrenzten realwirtschaftlichen Anlagemöglichkeiten andererseits damit schon erklärt ist: Handelt es sich bei dem in den letzten Jahren aufgeblähten Finanzsektor also um einen institutionalisierten »Betrug«?

Für Lucas Zeise liegt die entscheidende Frage jedoch woanders: Wie kann es sein, dass ein Teil der Wirschaft, eben der Finanzsektor, über viele Jahre hinweg weit überdurchschnittliche Gewinne verbuchen konnte. Das dürfte nach den gängigen Theorien nämlich gar nicht der Fall sein, denn hohe Gewinne ziehen eine verstärkte Konkurrenz und damit eine Angleichung der Profite an den Durchschnitt nach sich. Das hat schon Marx gelehrt, aber auch die klassische und neoklassische Sichtweise gehen davon aus. Weiterlesen … »

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