Gas gegen Gefolgschaft
Nach dem Wahlsieg des prorussischen Kandidaten Janukowitsch in der Ukraine hat Russland nun einen diplomatischen Erfolg errungen. Ein neues Gaslieferabkommen sieht milliardenschwere Rabatte für den südlichen Nachbarn vor. Allerdings hat das seinen — politischen — Preis: Gleichzeitig wird Moskau die Nutzung des Militärhafens Sewastopol auf der Krim bis 2042 garantiert. Damit soll u.a. eine künftige NATO-Einbindung der Ukraine erschwert werden.
Zu dem unmittelbaren militärischen Nutzen kommt nämlich noch ein politischer hinzu: Russland zementiert die energiepolitische Abhängigkeit der Ukraine von russischem Gas und behält durch seine Präsenz auf der Krim einen Hebel, mit dem es auf die ukrainische Innenpolitik einwirken kann.
Technik statt Öl
Russland wurde wegen seiner Abhängigkeit von den internationalen Rohstoffpreisen durch die Weltwirtschaftskrise besonders hart getroffen: das Bruttoinlandsprodukt sank 2009 rapide, gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit. Nun hat die politische Führung des Landes in enger Abstimmung mit den schwerreichen Oligarchen einen langfristig angelegten Kurswechsel angekündigt. Statt dem Export von Bodenschätzen sollen künftig auch Technologie und Forschung für Wohlstand sorgen.
Erste Projekte sind schon angelaufen, wie die Produktion von Hybridautos in Togliatti oder die Planung einer neuen High-Tech-Stadt.
Zeit der Weichenstellungen
In Deutschland tobt eine rege Debatte um die Zukunft der Energieversorgung – um Kohle, Atomenergie sowie nachhaltige Energieträger. Dabei spielen offenbar die Koalitionsoptionen in Nordrhein-Westfalen eine Rolle: Die Energiepolitik wird zum Weichensteller deutscher Innenpolitik. Frontal21 thematisierte die Doppelzüngigkeit der Energiepolitik der CDU in dem Bundesland. Offiziell werden nachhaltige Energieträger bevorzugt, in der Realität wurde in Rüttgers Regierungszeit aber der CO²-Ausstoß erhöht und einzelne Gesetze für Kohlekraftwerksprojekte geändert. Deutschlandfunk Hintergrund dagegen schaut auf geplante Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und die Reaktionen der Atomkraftgegner. Weiterlesen … »
Naturschutz statt Öl?
Es ist in der Tat eine interessante Idee: Ecuador würde auf die Ölförderung in einem seiner wichtigsten Naturschutzgebiete verzichten, wenn ihm dafür von den reichen Ländern des Westens ein Teil der zu erwartenden Einnahmen ausgezahlt würde. Doch noch ist unklar, wer dann über diese Gelder verfügen darf. Und in der betroffenen Region hat die Bevölkerung die Befürchtung, mal wieder mit Brosamen abgespeist zu werden.
Haltbare Probleme
Wir leben im Zeitalter des fossilen Rohstoffs Erdöl und somit auch im Plastik-Zeitalter. Das Kulturmagazin des ZDF Aspekte stellt einen neuen Dokumentarfilm des Regisseurs Werner Boote vor, der sich mit den Folgen auf unsere Lebenswelt beschäftigt. »Planet Plastic« berichtet von den Gesundheitsrisiken des Materials – die Hersteller schweigen sich über die verwendeten Inhaltsstoffe aus – und die Umweltfolgen wie die Verschmutzung der Meere.
Unbekannte Grenzen
»Peak Oil« ist eine zunehmend bekannte und etablierte Theorie, die besagt, dass sich aufgrund einigermaßen präzise berechenbarer Faktoren das Fördermaximum für Erdöl voraussagen läßt. Einige Anhänger meinen, dass dieser Zeitpunkt nun erreicht ist, mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft und der Folge von Verteilungskämpfen. Der genaue Zeitpunkt, die erreichbare Fördermenge und die wirklich vorhandenen Reserven sind allerdings ein Politikum, wie Rainer Sommer auf Telepolis feststellt. Verantwortliche Politiker und Manager wollen es auch nicht so genau wissen oder aufgrund der negativen Rückwirkung auf die Wirtschaft ihr Wissen lieber für sich behalten, meint der Autor.
Macht durch Pipelines
Die Türkei erlebt aufgrund der ablehnenden Haltung vieler europäischer Regierungen gegenüber eines EU-Beitritts eine strategische Neuorientierung, meint Jens Berger auf Telepolis. Kern dieser Politik sei die Rolle der Türkei als Transitland für die Rohstoffe Erdgas und Erdöl, die durch seine strategische geographische Lage zwischen Ost und West begründet sei und den Bau von Pipelines aus dem kaspischen Raum ebenso wie aus dem nahen Osten ermöglicht. Dabei strebt der Ministerpräsident Erdogan einen Ausgleich mit Russland an. Die Europäer verpassen die historische Chance, sich von der Abhängigkeit von russichen Rohstoffen zu lösen.