Presseschau Kulturkritik

»Das Medium ist die Botschaft«

Wie das Internet uns verändert

Jedes neue Medium verändert auch die Gesellschaft, in der es benutzt wird: So war es mit dem Buchdruck, dem Fernsehen – und heute mit dem Internet. Doch wie genau wirkt sich das aus? Noch stehen wir relativ am Anfang der Entwicklung, aber bestimmte Tendenzen lassen sich doch erkennen.

Natürlich stellt das Netz zunächst einmal eine Unmenge von Informationen bereit. Aber genau darin liegt auch die Crux: denn wer ist noch in der Lage, das alles angemessen wahrnehmen und verarbeiten zu können? Vieles wird also nur noch überflogen, schnell wendet sich die Aufmerksamkeit anderen Dingen respektive Links zu. Nicholas Carr formulierte das so: »Früher war ich ein Taucher in der See der Worte, jetzt rase ich auf der Oberfläche entlang wie jemand auf einem Jet-Ski.« Weiterlesen … »

Die vergessenen Grenzen

Harald Welzer setzt die »Grenzen des Wachstums« auf die Tagesordnung

Fast vergessen scheint die Idee der Grenzen des Wachstums, die auf eine Studie de Club of Rome aus dem Jahr 1972 zurückgeht und bis in die 80er Jahre große Popularität hatte. Darin wurde das exponentiell steigende Wachstum im Industiekapitalismus in Frage gestellt und die Suche nach Alternativen beflügelt. Doch in den Jahren der Restauration nach Zusammenbruch des Ostblocks geriet dieser Ansatz in Vergessenheit. Der Zukunftsforscher Harald Welzer versucht mit zahlreichen Publikationen an diesen Diskurs anzuknüpfen. In einem Vortrag im Rahmen der Reihe Und jetzt – Richtungen der Zukunft der Humboldt-Universität meint er, daß von der Politik ohne eine gesellschaftliche Bewegung wenig Innovation und Umdenken zu erwarten sei.

Facetten und Klischees

Ein widersprüchlicher Kontinent und das Afrikabild im Westen
Straße in Lagos, Nigeria <br/>Foto von ryan paetzold
Straße in Lagos, Nigeria Foto von ryan paetzold

Afrika als Ort der Armut, der Bürgerkriege und des Hungers – dies sind die Bilder, in denen der Kontinent im Westen meist wahrgenommen wird. Dabei ist das Afrikabild von Klischees gekennzeichnet, denn der Kontinent ist weitaus vielfältiger. Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung hat in einem Schwerpunkt versucht, ein facettenreicheres Bild zu zeichnen:

Dieser Kontinent wird von außen als monolithischer Block betrachtet. Das wird ihm keinesfalls gerecht. Denn tatsächlich ist er bunt, vielschichtig, widersprüchlich, voller Kontraste. Tausend verstreute Welten, keine wie die andere.

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Tierische Probleme

Debatte um Tierversuche in Bremen wirft ethische Frage auf

Christian Weber nimmt in der Süddeutschen Zeitung einen Prozess um Tierversuche an der Bremer Universität zum Anlaß, über das Verhältnis von Mensch und Tier nachzudenken. Denn Kritiker von Tierversuchen messen mit zweierlei Maß, meint der Autor: In der Viehproduktion werde Tieren weit mehr Leid zugefügt als durch Tierversuche. Selbst wer keine tierischen Produkte nutze, mache sich mitverantwortlich, wenn Mähmaschienen jährlich eine halbe Millionen Tiere zerstückeln. Eine ethische Debatte um den Nutzen von Tieren sei also weit komplexer als die Skandalisierung von Tierversuchen.

Fetisch Leistung

Der Begriff der Leistung prägt die an Arbeit orientierte Gesellschaft
Leistung das Ideal unserer Gesellschaft? Leichtathletik-WM in Berlin  <br/>Foto von az1172
Leistung das Ideal unserer Gesellschaft? Leichtathletik-WM in Berlin Foto von az1172

Eine ganze Ausgabe hat die Zeitschrift Polar dem Begriff der Leistung gewidmet. Darin kommen Perspektiven aus der Alltagswelt, dem Fußball, der Kunst und der Bildung zu Wort. Der Eingangsbeitrag stützt sich auf ein Forschungsprojekt am Institut für Sozialforschung in Frankfurt. Kai Dröge und Sighard Neckel erörtern darin die Bedeutung des Leistungsbegriffs in Gesellschaft und Politik. Denn »Leistung« ist die Grundlage einer wirtschaftsorientierten Vorstellung, nach der die Eliten durch Steuern geschröpft werden. Doch darin wird eine Vorstellung verobjektiviert: Statt einer Diskussion unterschiedlicher gesellschaftlicher Wertvorstellungen wird ein hohes Einkommen mit harter Arbeit gleichgesetzt und als alleiniges Merkmal für »Leistungsgerechtigkeit« gesetzt. Weiterlesen … »

»Die Mafia-Doktrin«

Der Linguist und politische Intellektuelle Noam Chomsky im Interview
Noam Chomsky <br/>Foto von dlr2008
Noam Chomsky Foto von dlr2008

Noam Chomsky ist durch seine sprachwissenschaftlichen Theorien bekannt geworden; er ist jedoch auch ein politischer Intellektueller, der sich seit dem Vietnamkrieg öffentlich zu Wort meldet. Seine Kritik an der Politik und dem Wirtschaftssystem des Westens ist international bekannt geworden durch sein Buch »Manufacturing Consent«, in dem er die Macht der Leitmedien anhand ihrer Berichterstattung statistisch analysiert. Für sein kontroverses Engagement wurde Chomsky nun mit dem Erich-Fromm-Preis ausgezeichnet – bei seinem Aufenthalt in Deutschland wurde er interviewt. Ob man sein Weltbild teilt oder nicht, die Analysen der politischen Lage sind präzise und erfrischend.

Die Mobilität von morgen

Um Fortbewegung wirklich umweltverträglich zu machen, ist ein Umdenken nötig

Im Bundestagswahlkampf 1998 warben die Grünen damit, den Benzinpreis mittels Abgaben auf 5 Mark zu erhöhen und damit diejenigen die Kosten des Verkehrs tragen zu lassen, die sie verursachen. Trotz Regierungsbeteiligung konnten sie sich damit nicht durchsetzen und das Problem besteht nach wie vor. Autoverkehr führt zu Treibhausgasemissionen, Lärm, Luftschadstoffen, Flächennutzung und mehr. Diese Kosten sind aber durch die Einnahmen aus Abgaben und Steuern, die für das Autofahren erhoben werden, nicht gedeckt. Neuesten Erkenntnissen des Bundesumweltamtes zufolge beläuft sich dieses Loch auf 47 Milliarden Euro. Dazu kommt, dass der Verkehr generell CO2-effizienter werden soll. Weiterlesen … »

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