Presseschau Beitrag

Porträt eines gewieften Verkäufers

Eine Dokumentation über den umstrittenen US-Präsidenten Ronald Reagan
Zum Säulenheiligen stilisiert: Ronald Reagan
Zum Säulenheiligen stilisiert: Ronald Reagan Bild von freshwater2006

Ronald Reagan, US-Präsident von 1981 bis 1989, ist die Ikone der amerikanischen Konservativen schlechthin. Eine Dokumentation von Eugene Jarecki klärt über einige Aspekte seiner Biographie auf. Sein Weg in die Politik als eher zweitklassiger Schauspieler ging über die Gewerkschaft der Schauspieler und ein Werbeengagement für General Electric. Dadurch erlebte der Sohn aus armen Verhältnissen einen Wandel vom liberalen Demokraten zum äußerst konservativen Republikaner, indem er sein Talent zur öffentlichen Rede entdeckte. Schon in der Gewerkschaft bespitzelte er seine Kollegen und verriet allzu kritische Köpfe in der McCarthy-Ära an das FBI. Insofern verrät sein Aufstieg einen gewissen Opportunismus, gleichwohl er sich später als starker Mann inszenierte, der im Zweifel mit aller Gewalt amerikanische Interessen vertritt.

Schon als kalifornischer Gouverneur bekämpfte er die sich radikalisierende Studenten- und Bürgerrechtsbewegung, wodurch er auch sozial konservativ eingestellte Arbeiter auf seine Seite zog. Als Präsident entließ er streikende Fluglotsen und schwächte die Gewerkschaften. Wirtschaftspolitisch steht der Präsident Ronald Reagan neben Margarete Thatcher für eine neoliberale Wende, die sich bereits einige Jahre zuvor mit der Abkehr von dem Bretton-Woods-Abkommen abzeichnete. Durch die Steuerpolitik seiner Regierung wurden die Börsen beflügelt, während die Einkommen der Mittelschicht spürbar zurückgingen. Hier ist also ein Keim der aktuellen Wirtschaftskrise zu finden.

Außenpolitisch stand Reagan dagegen für einen scharfen Antikommunismus, der die Sowjets als Bedrohung darstellte und sich nicht mit einer Koexistenz der Blöcke zufrieden gab. Wie nahe er damit die Welt an den Rand des Atomkrieges führte, bleibt bis heute umstritten. Erst zu einem späteren Zeitpunkt seiner Präsidentschaft wurde wieder eine stärkere Entspannungspolitik betrieben. An der Front der Stellvertreterkriege wurden unter ihm durch die CIA gerade in Südamerika kontrarevolutionäre Gruppen unterstützt, die sich durch Massaker an der Zivilbevölkerung auszeichneten. Da ihm der Kongress die Bezahlung dafür versagte, genehmigte er illegale Finanzierungsmethoden durch Waffen- und Drogenschmuggel, bekannt als Iran-Contra-Affäre. Dabei wurde Gegnern wie dem Iran Waffen verkauft, die Einnahmen dieser Geschäfte als Querfinanzierung genutzt. Damit brach seine Regierung zahlreiche Gesetze, Reagan entkam allerdings einer Anklage durch den Kongress.

Über den Charakter seiner Person sind sich Zeitzeugen und Historiker nicht im Klaren. Zweifellos konnte er Menschen durch seinen Charme einnehmen. Gleichwohl gilt er entgegen seines mühsam aufgebauten Images intern als nicht besonders durchsetzungsstark: Einer seiner Biographen vermerkte sein ausweichendes Verhalten im Gespräch, ebenso pflegte er kaum enge Freundschaften. Doch gerade dieser Widerspruch zwischen Person und Image zeigt, wie sehr sein Aufstieg mit seiner Fähigkeit zur Vermittlung eines öffentlichen Bildes verbunden ist: Das des starken Mannes, der eigentlich vielmehr ein gewiefter Verkäufer konservativer Ideen wurde und sich an die Erwartungen seines Publikums perfekt anzupassen wußte.