Die Diktatorenschule
Die militärische Ausbildungshilfe Deutschlands gerät weiter in die Kritik – denn sie wird Diktatoren von Staaten gewährt, in denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgefallen sind. Dabei hat die Bundesrepublik unter dem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier EU-Sanktionen gegen Usbekistan unterlaufen, wie der Zentralasienkorrespondent der taz, Marcus Bensmann, auf der Seite der Ruhrbarone herausfand. Denn die Bundeswehr bildete Soldaten des zentralasiatischen Landes aus, nachdem die EU-Kommission dies aufgrund des Massakers von Andijon 2005 mit über 1000 Toten verboten hatte.
Ebenso wurde der Diktator des westafrikanischen Guinea, Moussa Dadis Camara, von der Bundeswehr zum Kompaniechef ausgebildet; er ließ im vergangenen Jahr eine Demonstration niederschießen – 150 Menschen starben. Mehrere seiner Minister wurden ebenfalls von der Bundeswehr geschult; dennoch wurde das Programm laut MDR Fakt fortgesetzt. Weiterlesen … »
Kriminelle Netze
Über den Wandel der italienischen Mafia berichtet der Deutschlandfunk. Ursprünglich war die aus dem süditalienischen Kalabrien stammende Ndrangheta auf Entführungen spezialisiert. Mit dem Wechsel in den Drogenhandel haben die Clans die Kontrolle über die Region übernommen – dort arbeitet nach Schätzungen der Ermittler ungefähr ein Viertel der Bevölkerung für Mafiaorganisationen. Gegen die internationalen Netze haben die Behörden bis jetzt kein Mittel gefunden; auch in Deutschland operieren etwa 230 Clans. »Hier haben wir es dagegen mit ländlich geprägten Dörfern zu tun, die dabei sind, Regionen und Nationen zu erobern«, so der Politiker und Soziologe Nando Dalla Chiesa. Neben Drogengeschäften wird die Ndrangheta verdächtigt, Schiffe mit Atommüll vor der Küste versenkt zu haben. Wer offen gegen die Mafia auftritt, wie der Schauspieler Giulio Cavalli gegen die sizilianische, dessen Leben ist bedroht.
Gewinner und Verlierer
Trotz des fortschreitenden Aufstands wurde es in den vergangenen Jahren in der Berichterstattung der Medien recht still um den Irak. Nun sind zu den Parlamentswahlen einige exzellente Dossiers erschienen. Die Wahlen seien durch eine neues Reglement in der Wahl der Kandidaten offener, jedoch habe eine »Gerechtigkeitskommission« nach fragwürdigen Kriterien 500 Kandidaten ausgeschlossen, so der Deutschlandfunk. Nir Rosen erkennt darin in der Le Monde diplomatique keine Bereitschaft zur Aussöhnung, denn die Schiiten hätten auf ganzer Linie gewonnen. Sie seien nicht bereit, die Macht zu teilen. Der amerikanische Journalist zählt in dieser kurzen Chronologie der jüngsten irakischen Geschichte die strategischen Fehler der Besatzungsmacht auf und verdeutlicht, wie diese den inneren Konflikt des Landes verschärften. Weiterlesen … »
Grenzbereiche
Die ARD Tagesschau berichtet über einen erneuten Fall von entwürdigenden Initiationsriten bei der Bundeswehr in Mittenwald. Christina Steinlein beleuchtet im Focus die kulturellen Hintergründe. So vergleicht sie die Vorfälle mit archaischen Stammesriten. Die immer gravierender werdenen Fälle hingen zusammen mit einem Streben nach Grenzüberschreitung in einer reizüberfluteten Gesellschaft.
Verschleierter Vorstoß
Die Diskussion in Frankreich um die Burka, angestoßen von einem Vorschlag eines Verbotes durch den französichen Präsidenten, sei zu einer fremdenfeindlichen und rechtsextremen Debatte um die »französische Identität« geworden, meint Ellen Ehni vom Pariser ARD-Studio im Weltspiegel. Es handele sich wohl um ein Wahlkampfmanöver des Präsidenten, um von den wirtschaftlichen Problemen vor den Regionalwahlen abzulenken. Die Debatte sei insofern absurd, als daß die Zahl der Burka-Trägerinnen verschwindend gering sei.
Zwischen Raab und Stauffenberg
Jesko Friedrich ist einer der Macher von Extra3, der vielleicht besten Satiresendung im deutschen Fernsehen. Gerade angesichts der Verflachung als Comedy einerseits und zunehmender Grenzüberschreitungen andererseits hat er sich nun mit der Frage auseinandergesetzt: Was darf Satire?
Herausgekommen ist ein erstaunlich reflektierter Text, der auch anhand zahlreicher Beispiele erläutert, was akzeptabel ist - und was nicht. Gleichzeitig geht der Autor darauf ein, wie und wozu Satire wirkt.
Kleine Pillen, große Kosten
Der Markt für Arzneimittel in Deutschland ist groß und lukrativ. Allerdings auch wenig transparent: Es bleibt weitgehend ein Geheimnis der Konzerne, wieviel die Entwicklung ihrer Produkte tatsächlich kostet. Oft werden auch kaum veränderte Mittel als Neuheiten gepriesen und erhalten dementsprechend Patentschutz.
Im Gespräch ist nun eine Preisobergrenze für Arzneien. Denn es ist kaum vermittelbar, warum hierzulande dieselben Medikamente etwa doppelt soviel kosten sollen wie beispielsweise in Italien oder den USA.