Presseschau Staatsverschuldung

Die Euro-Krise ist eine Europa-Krise

Das Problem - und eine mögliche Lösung

Wenn man inländische Banken schützt, indem man die bankrotten ausländischen Banken verstaatlichen lässt, produziert das nicht Stabilität, sondern eine anhaltende, wenn nicht sogar wachsende Spannung zwischen reichen Ländern wie Deutschland und armen Schuldnern wie Spanien oder Irland. So jedenfalls sieht es George Soros.

Infolge dieser Entwicklungen droht der Europäischen Union noch Schlimmeres als ein verlorenes Jahrzehnt. Man wird eine Phase chronischer Divergenz erleben, während der die Überschussländer Fortschritte erzielen und die Defizitländer von ihrer angehäuften Schuldenlast erdrückt werden.

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Abstieg auf Raten

Die Finanzkrise in Irland als Konflikt zwischen Europas Zentrum und seinen Rändern
Das unfertige Gebäude der Anglo-Irish Bank steht als Sinnbild für die Kreditkrise: 23 Milliarden Euro kostete die Verstaatlichung <br/>Bild von William Murphy
Das unfertige Gebäude der Anglo-Irish Bank steht als Sinnbild für die Kreditkrise: 23 Milliarden Euro kostete die Verstaatlichung Bild von William Murphy

Irland steht am Abgrund: Das Land mit seinen 4,5 Millionen Einwohnern springt mit bis zu 85 Milliarden Euro für seine Banken ein. Verglichen mit der Einwohnerzahl wäre das in Deutschland 1,5 Billionen Euro. Andreas Wehr sieht das in der jungen Welt nicht als nationales Problem. Vielmehr handelt es sich dabei auch um die Einlagen ausländischer Banken, die sich mit Krediten in Höhe von 730 Milliarden Euro in Irland engagiert haben. Insofern stellt sich für ihn das irische Problem als Konflikt zwischen dem europäischen Zentrum in Form der Banken und den Staaten am europäischen Rand, also Griechenland, Lettland, Irland etc. dar. Am Ende soll der Steuerzahler für die Krise aufkommen, indem in Irland ein umfangreiches Kürzungspaket nach dem Rasenmäher-Prinzip durchgesetzt werden soll. Weiterlesen … »

Banker ohne Cash

Spiegel-TV sammelt für Irland
Josef Ackermann -- mal großzügig
Josef Ackermann -- mal großzügig

Bislang ist Spiegel-TV weder als besonders investigativ noch humorvoll aufgefallen. Das sie das durchaus können – vielleicht inspiriert durch die Satiresendung Extra3 – haben sie nun unter Beweis gestellt. So besucht Felix Kasten ausgerüstet mit Sparschwein eine Bankenkonferenz in Frankfurt, um bei den Bankern für Irland zu sammeln. Viel kommt nicht zusammen, aber der Zuschauer erfährt, wie dick die deutschen Banken bei den irischen Staatsanleihen drin hängen.

Mit Keynes gegen Keynes?

Betrachtungen zur Renaissance einer Theorie

Philip Plickert erkennt eine Wiedergeburt der Ansichten von John Maynard Keynes zum staatlichen Verhalten in der Wirtschaftskrise. Die Regierung habe demnach die Aufgabe, mittels »deficit spending« die weggebrochene private Nachfrage zu kompensieren. Und das tut sie auch in zahlreichen Ländern.

Allerdings meint der Autor, nun sei es Zeit zum Umdenken, um die Staatsschulden nicht übermäßig in die Höhe zu treiben. Dabei beruft er sich auf einige wenig bekannte späte Texte des Ökonomen. Weiterlesen … »

»Die Todesspirale«

Wie ein Auseinanderbrechen des Euro verhindert werden kann

Mit dem provokanten Titel »Reformiert den Euro oder schmeißt ihn weg« beschreibt der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz die anstehende Gefahr für den Euro: Die Bedingungen, nach denen eine Einheitswährung funktioniert, sind nicht erfüllt. Weder gebe es – vergleichbar mit dem USA – eine ausreichende Mobilität auf dem Arbeitsmarkt, noch habe die EU die Möglichkeit, Staaten mit Problemen zu helfen.

Für die kleineren Länder der EU ist die Lektion eindeutig: Wenn sie ihre Haushaltsdefizite nicht reduzieren, besteht ein hohes Risiko für einen Spekulationsangriff, mit geringen Aussichten auf angemessene Unterstützung von ihren Nachbarn, zumindest nicht ohne schmerzhafte und kontraproduktive prozyklische Haushaltseinschränkungen.

Das Aufzwingen von Sparmaßnahmen sei jedoch ein großer Fehler; denn nicht die Defizitländer gefährden die globale Gesamtnachfrage, sondern diejenigen, welche Exportüberschüsse und Ersparnisse ansammeln. Weiterlesen … »

Das schwächste Glied in der Kette

Interpretationsschlacht um die Ereignisse in Griechenland
Unscharfes Bild: Eintreffen der Feuerwehr <br/>Ausschnitt aus Video
Unscharfes Bild: Eintreffen der Feuerwehr Ausschnitt aus Video

Der Konflikt um die Kosten der Krise ist in Griechenland bei Demonstrationen während des Generalstreiks offen eskaliert; diese Zuspitzung durch das umfassende Sparpaket war aufgrund der Mobilisierungskraft der Gewerkschaften sowie der Radikalität und Größe der anarchistischen Linken zu erwarten. Der Tod dreier Bankangestellter durch einen Brand in einer Filiale der Marfin-Bank durch bisher ungeklärte Umstände hat die Diskussion weiter aufgeheizt; in den Medien finden sich eilfertige Urteile, obwohl bis jetzt wenig geklärt ist:

Noch ist nicht klar aus welchem Spektrum die Brandstiftern genau stammen - obwohl die meisten Medien in Griechenland bereits ganz selbstverständlich von Tätern aus dem anarchistischen und autonomen Spektrum schreiben.

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Appell an die Vernunft

The Economist macht Angela Merkel für das Schuldendesaster Griechenlands verantwortlich
Griechenland ruiniert? Balkendiagramm des Staatsdefizits <br/>Foto von Patar knight
Griechenland ruiniert? Balkendiagramm des Staatsdefizits Foto von Patar knight

»Der Hauptschuldige ist Deutschland«, meint die angesehene Wirtschaftszeitschrift The Economist in ihrer Titelgeschichte Acropolis now über die griechische Schuldenkrise – Merkels ziellose Taktiererei vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen sei nach hinten losgegangen, der Rettungsplan werde teurer als 100 Milliarden Euro, denn das Vertrauen in die europäischen Regierungen schwinde:

Deutschland wollte die ganze Zeit alles haben: Griechenland den Rücken stärken, es aber für seine Fehler bestrafen, die griechische Wirtschaft stützen, aber dafür kein Geld herausrücken, die Angelegenheit als eine rein griechische betrachten, während auch das Geld von deutschen Banken und Bürgern mit Anleihen in Griechenland auf dem Spiel steht.

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