Presseschau Orte

Im Osten nichts Neues

Vier Reportagen aus Afghanistan sichten die Situation
Darulaman-Palast in Kabul <br/>Foto von von Carl Montgomery
Darulaman-Palast in Kabul Foto von von Carl Montgomery

Patrik Cockburn berichtete im Juni in der London Review of Books über Afghanistan [deutsch erschienen in der Le Monde Diplomatique]. Ethnische Segregierung, eine korrupte Regierung, Wegegeld für Banditen und Taliban, erdrückende Armut und perfide Sicherheitslage unterminieren die Glaubwürdigkeit des westlichen Bündnisses. Dietmar Herz erzählt in »Morgenland ohne Morgen« im SZ-Magazin, wie er sich verkleiden muß, um in das unweit von Kabul gelegene Gardez zu gelangen. Dort schotten sich die Ausländer ab, denen die lokale Bevölkerung feindselig gesinnt ist. Den kulturellen Widersprüchen zwischen West und Ost geht Jochen-Martin Gutsch im Spiegel nach, wo er über das Todesurteil für einen Studenten berichtet, der einen islamkritischen Text vervielfältigte – eine andere Sicht der Geschichte zeigt Marc Thörner auf.

Sparen bis es quietscht

Das Desaster bei der Berliner S-Bahn
 <br/>Foto von Real Life Fotos
Foto von Real Life Fotos

Die Pannen bei der S-Bahn der Hauptstadt werfen ein bezeichnendes Licht auf die »Geiz-ist-Geil«-Rhetorik der letzten Jahre. Daran ändern auch die populistischen Schuldzuweisungen von Seiten der Politik nichts: Denn schließlich hat sie mit ihrer geplanten Bahnprivatisierung diese Entwicklung maßgeblich mitverursacht.

Der zweitgrößte anzunehmende Unfall

Eine Dokumentation über Tschernobyl beleuchtet wenig bekannte Details
 <br/>Foto von unblogbar.org / Marco
Foto von unblogbar.org / Marco

Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Tschenobyl-Katastrophe strahlte Discovery-Channel am 26.4.2006 eine Dokumentation zu dem Unglück aus. Ablauf, Folgen, und die heldenmütige Anstrengungen der Helfer zu Eindämmung der Katastrophe werden dargestellt. Denn es ist wenig bekannt, daß die Helfer unter unglaublichen Gefahren laut dieser Doku eine zweite Explosion abwandten, die eine weit größere Katastrophe zur Folge gehabt hätte.

Freiheit statt Angst?

Handfeste Methoden des Rechtsstaates
Freiheit statt Angst?

Viktor Funk und Andreas Kraft schreiben aus aktuellem Anlaß über die Berliner Polizei und ihre Ermittlungsmethoden in eigener Sache. Dabei kommen ernüchternde Zahlen zum Vorschein: »Gegen Berliner Polizisten wurde in den vergangenen Jahren häufig wegen des Vorwurfs der Körperverletzung im Amt ermittelt: allein 636 Mal im Jahr 2008. In 615 Fällen stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein, sechs beschuldigte Beamte wurden freigesprochen, verurteilt wurde nicht einer. 2007 gab es eine Verurteilung. Die Zahlen sind seit Jahren ähnlich.« Das ist kaum verwunderlich, da häufig dieselbe Einheit für die Aufklärung zuständig ist, gegen die die Vorwürfe erhoben werden. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, findet hier entsprechendes Material.

Kriegsverbrechen Reloaded

Im Osten Kongos finden weitgehend unbeachtet von der Welt Massenmord und systematische Vergewaltigungen statt
Humanitäre Hilfe in Kongo 2008 <br/>Foto von Julien Harneis
Humanitäre Hilfe in Kongo 2008 Foto von Julien Harneis

Ein Hintergrundbericht von Bettina Rühl im Deutschlandfunk und ein Themenschwerpunkt von Dominic Johnson in der taz nähern sich den erneuten Gräueln in Ostkongo. Hier geht es nicht um die Rohstoffinteressen äußerer Mächte, sondern um die Opfer des Bürgerkrieges. Zwischen den Fronten der außer Kontrolle geratenen kongolesischen Armee und der aus Ruanda geflohenden »Hutu-Milizen« leidet die Zivilbevölkerung unter Vertreibung, Willkür, Mord, Hunger und nicht zuletzt an systematischen Vergewaltigungen. Laut Vereinten Nationen stürben jeden Tag 1200 Menschen an den Folgen des Krieges.

Leere in der Mitte

Wie das Berliner Stadtschloß in den Planungssumpf versackt
Rückbau des Palastes der Republik
Rückbau des Palastes der Republik Bild von Wolfgang Staudt

Die Berliner Stadtzeitung »Zitty« und die Kunstzeitschrift »Art« decken die Mauscheleien um das Berliner Stadtschloß auf: Ein unsauberes Vergabeverfahren im Architekturwettbewerb, fehlendes Geld und falsche Kostenangaben für die Schloßrekonstruktion, verschlossene Augen im zuständigen Bundesministerium und Millionen an den Geschäftführer und stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins Berliner Schloss.

Ein fast unbekanntes Verbrechen

»Kongo. Kriege, Korruption und die Kunst des Überlebens« von Dominic Johnson

Während die Kongogräuel zwischen 1888 und 1908 zur ersten internationalen Menschenrechtsbewegung der Geschichte führten, ist der Kongokrieg zwischen 1996 und 2003 den wenigsten europäischen Zeitgenossen bekannt und bewegt kaum die Gemüter. Von vielen 'afrikanischer Weltkrieg' genannt, starben im Kongobecken fast sechs Millionen Menschen - mehr als in jedem anderen Konflikt seit dem zweiten Weltkrieg. Weiterlesen … »

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