Presseschau Technologien

Wochen der Furcht

Hintergründe zum Atomunfall in Fukushima

Eine herausragende Darstellung des Ablaufs der nuklearen Katastrophe im japanischen Nuklearstandort in Fukushima sowie der technischen Hintergründe bietet WDR Quarks & Co in zwei Sendungen zum Thema. Dabei kommen zahlreiche Aspekte zur Sprache. Von einem Rückblick auf den Unfall in Tschernobyl 1986, zu den gesundheitlichen Folgen des jetzigen Unfalls und einem detaillierten Ablaufprotokoll. Wer bisher ausreichende Hintergrundinformationen vermisst hat, findet sie hier.

Digitale Vordenker

Wie das Netz unseren Blick auf die Welt filtert

Das Internet stellt völlig neue Anforderungen an den Umgang mit Informationen. Ohne technische Hilfsmittel wie Suchmaschinen wäre es schon längst nicht mehr sinnvoll nutzbar. Doch die vorselektierte Bereitstellung hat auch eklatante Nachteile. So sind sich viele Menschen dieser Mechanismen gar nicht mehr bewusst. Und doch sind sie allgegenwärtig: die Leseempfehlungen bei Amazon, die Suchergebnisse bei Google, die Nachrichten von Freunden bei Facebook oder Twitter – sie alle unterliegen der Vorauswahl von Algorithmen, die unsere bisherig gezeigten Vorlieben gezielt bedienen.

Dabei geht es weniger um zentral gelenkte Manipulation. Vielmehr droht die Gefahr, dass wir uns nur noch mit den Dingen und Informationen beschäftigen, die unser eigenes Weltbild bestätigen und so konservieren. Oder wie es Facebook-Gründer Mark Zuckerberg formuliert hat:

Ein Eichhörnchen, das vor deinem Haus stirbt, könnte für dich in diesem Augenblick wichtiger sein als Menschen, die in Afrika sterben.

Langzeitfolgen

Eine neue Studie zur Auswirkung von Strahlung durch Kernkraftwerke
Eine der signifikantesten Abweichungen wurde um das <a href="http://www.dasdossier.de/presseschau/macht/netzwerke/angereichertes-material">Atomkraftwerk Krümmel</a> festgestellt <br/>Foto von Rainer Zimmermann
Eine der signifikantesten Abweichungen wurde um das Atomkraftwerk Krümmel festgestellt Foto von Rainer Zimmermann

Die Auswirkungen der Atomenergie sind gelinde gesagt umstritten. Wenig erforscht ist dabei die Auswirkungen von niedriger Bestrahlung auf lange Zeit, wie sie im Umfeld von Atomanlagen auftreten kann – so genannte radioaktive Emissionen im Normalbetrieb. Somit ist auch unklar, welche Grenzwerte kritisch sind. Eine Studie von drei Forschern des Münchener Helmholtzzentrums untersucht das Verhältnis der Geburtenzahl von Jungen und Mädchen. Demnach hatte die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Europa zu einer erhöhten Anzahl von Jungen im Verhältnis zu Mädchen geführt. Laut der Studie soll dieser Effekt, ebenso wie ein erhöhtes Kinderkrebsrisiko, auch im Umfeld von Kernkraftwerken in Deutschland und der Schweiz auftreten. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, daß für die Bestätigung des Befundes umfassenderes statistisches Material notwendig sei: Dann würde dieser unweigerlich großen Einfluß auf die Debatte über die Kernenergie haben.

Neue Wasserwerfer, alte Gefahren

Die Folgen alter und neuer Wasserwerfereinsätze
Wasserwerfer 2008 in Berlin <br/>Foto von Björn Kietzmann
Wasserwerfer 2008 in Berlin Foto von Björn Kietzmann

Reinhard Engel beteiligt sich vor 26 Jahren an einer Sitzblockade gegen die NATO-Nachrüstung als er von einem Wasserwerfer ins Auge getroffen wird. Die Lähmung der linken Pupille und ein Loch in der Netzhaut sind die Folge. 2010 ähnliche Bilder in Stuttgart:  Der 66-Jährige Dietrich Wagner wird während des Protests gegen Stuttgart-21 ins Auge getroffen. Auf einem Auge wird er nie wieder, auf dem anderen nur schemenhaft sehen können. „Die wissen doch eigentlich längst, dass man die Dinger nicht mit so hohem Druck fahren darf“, meint Engel heute. Schließlich seien die Gefahren seit Jahren bekannt, wie die taz berichtet. Trotzdem soll es nun noch modernere Wasserwerfer geben: High-Tech auf fast zehn Metern für 900.000 Euro.

»Das Medium ist die Botschaft«

Wie das Internet uns verändert

Jedes neue Medium verändert auch die Gesellschaft, in der es benutzt wird: So war es mit dem Buchdruck, dem Fernsehen – und heute mit dem Internet. Doch wie genau wirkt sich das aus? Noch stehen wir relativ am Anfang der Entwicklung, aber bestimmte Tendenzen lassen sich doch erkennen.

Natürlich stellt das Netz zunächst einmal eine Unmenge von Informationen bereit. Aber genau darin liegt auch die Crux: denn wer ist noch in der Lage, das alles angemessen wahrnehmen und verarbeiten zu können? Vieles wird also nur noch überflogen, schnell wendet sich die Aufmerksamkeit anderen Dingen respektive Links zu. Nicholas Carr formulierte das so: »Früher war ich ein Taucher in der See der Worte, jetzt rase ich auf der Oberfläche entlang wie jemand auf einem Jet-Ski.« Weiterlesen … »

Das schöne Biest

Ein Themenabend zu gefährlichen Konsumgütern und der Produktion von Morgen
Kunst im öffenlichen Raum? <br/>Foto von dongga BS
Kunst im öffenlichen Raum? Foto von dongga BS

Kennzeichnung, Qualität und Inhalt von Lebensmitteln sind in der öffentlichen Wahrnehmung präsent – Gifte in der Verpackung und in Textilien dagegen weniger: Arte hat dem einen Themenabend gewidmet. So sehen Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Weichmachern in Verpackungen und Zeugungsunfähigkeit bei Männern. In der Textilproduktion werden durch die Produktion in Indien und Bangladesch Mindeststandards unterlaufen: Gifte in der Bekleidung gefährden Arbeiter und Konsumenten. Dabei zeigt der Themenabend auch auf, wie durch nachhaltige, ökologische und biologisch abbaubare Herstellungstechniken andere Wege eingeschlagen werden können. Zu dem Zukunftsmodell einer Kreislaufwirtschaft der Stoffe lieferte WDR Die Story bereits im Februar einen aufschlußreichen Film.

Strahlende Zukunft

Neue Atomkraftwerke in Finnland und Frankreich
Der Reaktor Olkiluoto 3 im Bau <br/>Foto von bbcworldservice
Der Reaktor Olkiluoto 3 im Bau Foto von bbcworldservice

Einerseits ist Finnland auf dem Weg erneuerbarer Energien weit vorangekommen, andererseits wurde nun der Bau von zwei neuen Kernkraftwerken vom Parlament verabschiedet. Das ist aber ein sehr umstrittenes Vorgehen, denn offenbar soll der so erzeugte Strom vor allem im Ausland verkauft werden, wovon auch der deutsche Teilhaber E.ON profitieren wird. Zusätzliche Anreize bietet das dortige Subventionsmodell. Leidtragender wird wohl die grüne Energie sein, die nun durch das Überangebot an Strom kaum zu kostendeckenden Preisen produziert werden kann.

Schon während des Baus zeigen sich ernsthafte Sicherheitsmängel an den Meilern des neuen Typs »European Pressurized Water Reactor«, der eine deutsch-französische Gemeinschaftsentwicklung ist. Und auch die Kosten haben sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt.

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