Notizen Beitrag

Berlinale-Film wird zum Politikum

Ungarische Regierung läßt Flugblätter auf Pressekonferenz verteilen

Es klingt wie ein schlechter Scherz: Der Wettbewerbsfilm Csak a szél (Nur der Wind), der bei der Berlinale als Favorit für den Goldenen Bären gehandelt wird, erzählt die Geschichte einer Romafamilie, die Opfer einer Mordserie von Rassisten wird: Daß der Film einen reellen Hintergrund hat – eine vergleichbare Mordserie gab es tatsächlich – ansonsten jedoch fiktiv ist, darüber klärt der Film eingangs auf.

Dennoch fühlt sich die ungarische Regierung in Form des »Staatssekretariats für soziale Integration« des Verwaltungs- und Justizmisteriums genötigt, eben darauf in Form von Flugblättern auf einer Pressekonferenz hinzuweisen. Die Regierung hat offenbar Angst um das eigene Ansehen. Hass und strukturelle Diskriminierung auf Roma sind freilich kein exklusives Problem Ungarns – in Rumänien ist die Lage beispielsweise weit schlimmer. Genau darauf weißt der Regisseur bei der Pressekonferenz hin. Der Blog Pusztaranger hat die merkwürdigen Flugblätter dokumentiert.

Der Film ist jedoch hoch aktuell – vieles erinnert auch an die Mordserie in Deutschland. Der Zusammenhang von alltäglicher Diskriminierung durch die Gesellschaft und tödlicher Gewalt wird verstörend sichtbar.