Antwort auf "nächste Runde"
schrieb Gast in: Griechen am Pranger Wer zahlt am Ende wirklich?Zu a): Das Thema ist natürlich von fast epischer Breite. Trotzdem gilt folgendes: Von Mises und von Hayek sind von NIEMANDEN im Kern widerlegt worden. Anhänger von Keynes (Deficit Spendung), Befürworter der quasi unbeschränkten Geldschöpfung aus dem Nichts etc. dagegen sehr wohl. Kurz: Eigentlich JEDE ANDERE Analyse/Konzeption. Aber ich gebe zu, dazu müsste man min. 100 Seiten Text aufwenden, um diese Thematik wirklich zu erläutern.
Zum Thema Liberalismus etc. müßte man ebenfalls X Seiten Text aufwenden; verwechseln Sie bitte NIEMALS das, was Reagon & Co. getan haben, mit dem was von Mises und von Hayek gefordert haben. Insbes. im Bereich Geldpolitik hat eigentlich keine einzige Regierung und die von Ihnen genannten schon gar nicht, auch nur 1% dessen umgesetzt, was die gefordert haben.
Zu b) Die Volksvertreter sollen sich ja gerade VOLLSTÄNDIG aus der Geldpolitik heraushalten. Die Geldpolitik soll eben gerade darin bestehen, ausschließlich eine maximal stabile Währung bereitszustellen. Es soll vor allem KEINE Wirtschaftspolitik über die Geldpolitik stattfinden, da alle diese jämmerlichen Versuche fundamental fehltgeschlagen sind und es sehr gute theoretische Gründe dafür gibt.
Zu c) Der Anteil der Ausfuhren in die Euro-Länder ist seit 2000 zurückgegangen (2000: 44%, 2009: 41%).
Zu d) Ich und zunehmend mehr andere Leute sind der Auffassung, dass es keinen Grund für irgendwelche Zahlungen gibt, die Verursacher sollen gefälligst Ihre vorsätzlich verursachten Probleme selbst lösen.
Und was die EU/Europa als politische Idee etc. angeht, so könnnen Sie mir glauben, dass ich als irischer Staatsbürger, der in Deutschland lebt, sehr wohl ein Interesse daran habe, dass hier nicht kaputtgemacht wird. Gerade deshalb will ich ja verhindern, dass die jetzige Katastrophenpolitik fortgesetzt wird; denn sie wird unweigerlich zu Radikalisierungen führen, wenn die Leute hierzulande in 2-3 Jahre spätetens merken, wie sie ausgebeutet werden.
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P.S.: Das CAPTCHA ist zu extrem eingestellt, man braucht immer mehrere Versuche, bis das
nächste Runde
schrieb Axel Weipert in: Griechen am Pranger Wer zahlt am Ende wirklich?Gleich mal vorab: Ich freue mich natürlich, wenn es hier zu Diskussionen kommt. Das kann nur förderlich sein. Insofern werde ich mich mal bemühen, sachlich zu argumentieren.
Zu Ihrem Punkt a): Eine eindeutige Widerlegung dürfte hier sowieso schwierig sein – das gilt aber wohl für viele ökonomischen Theorien. Ich habe auch noch keine endgültige Widerlegung von Marx gesehen, beispielsweise. Interessanter ist meines Erachtens nach die Frage, wessen Interessen die jeweiligen Konzepte dienen. Und gerade im Hinblick auf den Neoliberalismus, dessen Vordenker von Hayek ja sicherlich ist, kann man schon sehr eindeutig sagen: es sind nur sehr wenige, die da profitieren. Sehen Sie sich doch die Folgen einer konsequent danach ausgerichteten Politik an. Reagonomics, Thatcher, Pinochet, aber auch Deutschland spätestens seit den 90ern. Stagnierende oder sinkende Reallöhne auf der einen, exorbitante Vermögenszuwächse auf der anderen Seite; zunehmend prekäre (d.h. unregulierte) Arbeitsverhältnisse, Abbau des Sozialstaates usw.
zu b) Entschuldigung, das war wohl ein Fehler meinerseits, auch wenn Sie dem Goldstandard doch sehr positiv gegenüberstehen. Zu Ihrem »Bürger-Euro«: De facto sehe ich das als eine graduell gesteigerte Variante der alten Bundesbankpolitik. Darüber gibt es ja nun eine lange Debatte, ebenso über Ihre (verschärfte) Schuldenbremse. Ich kann hier dazu keine ausführlichen Bemerkungen machen. Nur so viel: Ich finde es prinzipiell fragwürdig, wenn man Entscheidungen von solcher Tragweite wie die Währungspolitik den gewählten Volksvertretern vorenthält und stattdessen demokratisch nicht legitimierten Zentralbankern überträgt. Zur Schuldenbremse: Sie schränkt den Handlungsspielraum der Politik drastisch ein, was vor allem in Krisen dramatische Folgen haben kann. Gerade in Griechenland sieht man ja, wie mit einem übermäßigen Sparen die Konjunktur völlig zum Erliegen kommt. Bei ausfallender privater Nachfrage ist eine Stimulierung durch den Staat unverzichtbar - und langfristig, wenn die Konjunktur dann schneller anspringt, auch kostengünstiger. Natürlich steckt der Teufel im Detail; es kommt immer darauf an, wie investiert wird.
c) Nun, indirekt gibt es sehr wohl Zahlen zur Wirkung des Euros, ich habe sie ja in meinem Artikel unter Berufung auf Spiegel Online genannt: Die Exporte in Euroländer haben sich nach dessen Einführung außerordentlich gut entwickelt. Konkret: Sie stiegen im Durchschnitt jährlich von 1990 bis 1998 um gut 3%, von 1999 bis 2003 um 6,5%, von 2003 bis 2007 um über 9%. Das ist eindeutig, möchte ich meinen.
d) Dass die aktuellen Maßnahmen des Rettungsschirms usw. Geld kosten, bestreitet niemand. Und dass Deutschland hier (weil es die größte und momentan prosperierendste Volkswirtschaft im Euroraum ist) am meisten bezahlen muss, ist auch klar. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Vorteile die Nachteile noch immer übertreffen. Zumal diese Krise nicht ewig dauern wird. Und es soll ja nicht vergessen werden, dass die EU potenziell ja noch andere als rein wirtschaftliche Effekte haben könnte oder schon hat. Da stellt sich also die (politische, nicht ökonomische) Frage, ob man die europäische Einigung leichtfertig aufs Spiel setzen sollte.
In der Tat das
schrieb Florian Hauschild in: Umdenken in Redaktionsstuben Zur UmverteilungIn der Tat das journalistische Highlight des Wochenendes! Man kann nur hoffen, dass da eine Debatte ins Rollen kommt bzw. könnt ihr vom Dossier und wir vom bohémien natürlich auch einen Beitrag leisten.
Widerspruch zu Ihrem Widerspruch
schrieb Gast in: Griechen am Pranger Wer zahlt am Ende wirklich?a) Noch NIEMAND hat von Mises oder von Hayek im Kern widerlegt. NIEMAND. Sie auch nicht.
b) Ich schlage gerade NICHT die Wiedereinführung des Goldstandard vor, sondern in Kap. 8.6 einen »Bürger-Euro«, der sich gegenüber dem jetzigen Euro durch andere Regularien auszeichnet, die nicht mehr die Politiker, Banken und Kreditnehmer bevorzugt, sondern die der zugunsten der Bürger ausgerichtet sind.
c) Die Vorteile des Euro werden sehr wohl thematisiert in Kap. 14.2; allerdings fällt dabei auf, dass anscheinend NIEMAND, auch Sie nicht, konkrete Zahlen nennen können oder wollen. Das Finanzministerium hat ebenfalls keine Zahlen parat, ich habe dort vor wenigen Tagen angefragt.
d) Ich stelle den Euro nicht als »Instrument der Enteignung der nordeuropäischen Länder« dar, sondern ich weise darauf hin, dass die Regularien von praktisch allen Papiergeldwährungen in der Praxis zur Inflationssteuer führen, die im Falle des Euro insbes. die Einwohner Deutschlands schädigen. Wenn Sie dagegen argumentieren wollen, dann müssen Sie erst einmal nachweisen, dass es den Effekt der Inflationssteuer / Cantilloneffekt nicht gibt. Sollten Sie das schaffen, ist Ihnen mindestens ein Nobelpreis sicher.
Der EFSF/ESM etc. dagegen wird in der Praxis sehr wohl wie eine teilweise Enteignung Österreichs, Deutschlands etc. wirken, siehe die gerade aktuelle Entwicklung.
Alle Enteignungsvarianten etc. werden in meinem Dokument detailliert beschrieben und auch die Mechanismen, die auf politischer Eben dazu quasi zwangsläufig führen.
Widerspruch
schrieb Axel Weipert in: Griechen am Pranger Wer zahlt am Ende wirklich?Nun ja, dieser Text enthält eine ganz und gar inakzeptable Lobeshymne auf so fragwürdige Autoren wie von Mises und, vor allem, von Hayek (siehe zu ihnen auch die kritische Darstellung in dieser Publikation: http://www.dasdossier.de/magazin/wirtschaft/oekonomische-theorie/kritik-des-establishments). O-Ton des Textes zu Hayeks Schriften: »Sie entsprechen in Ihrer Qualität und Bedeutung zwar vielleicht nicht ganz der Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins (wobei natürlich klar ist, dass man so verschiedene Bereiche nicht wirklich vergleichen kann), aber in etwa doch.« Das allein sollte eigentlich schon genügen, um den Duktus und das Niveau einschätzen zu können. Aber wirklich absurd sind Vorschläge wie die Wiedereinführung des Goldstandards und ähnliches. Mal ganz abgesehen davon, dass die in meinem Artikel angeführten Vorteile der Währungsunion für Deutschland – nämlich die massive Erleichterung der Exporte – nicht thematisiert werden und so eine unzulässige Verkürzung der komplexen Problematik stattfindet. Den Euro als Instrument der Enteignung der nordeuropäischen Länder darzustellen, ist jedenfalls blanker Unsinn.
Was für eine dürftige Pseudoanalyse...
schrieb Gast in: Griechen am Pranger Wer zahlt am Ende wirklich?Hier finden Sie eine deutlich bessere Darstellung der Gesamtthematik: http://www.nein-zur-transferunion-fuer-stabiles-geld.de/wp-content/uploads/2011/03/UK.pdf
Natürlich!
schrieb Axel Weipert in: Der große Irrtum Eine Studie zu den Folgen von Hartz IVDie Frage ist eben, wer sich da geirrt hat: Die Herren Riester, Hartz, Schröder und Co. - oder die vielen gutgläubigen Wähler, die diese Leute in Amt und Würden gebracht haben. Aus dem angeführten Zitat geht ja auch hervor, dass »das Problem, um das es der Hartz-Reform zentral ging, nicht existierte«. Die Reformen hatten natürlich nie den Zweck, Arbeitslosen zu helfen; stattdessen dienten sie einerseits dazu, staatliche Sozialleistungen abzubauen und andererseits sollten sie den Druck verstärken, auch geringer bezahlte bzw. prekärere Jobs anzunehmen. Und in diesem Sinn war die Reform ja durchaus ein »Erfolg«. Siehe die boomende Leiharbeit, zunehmende Zeitverträge, stagnierende Reallöhne und so weiter.
hartz-IV-druck verkürzt zeit der arbeitslosigkeit
schrieb klaus Baum in: Der große Irrtum Eine Studie zu den Folgen von Hartz IVDass die Sanktionen bei Hartz IV die Zeit der Arbeitslosigkeit verringern war von Anfang an kein Irrtum, sondern eine Lüge, war Ideologie, denn wie kann man etwas verkürzen, wenn das Verhältnis von offenen Stellen und Arbeitslosen gleich bleibt. Ich kenne mindestens vier Mitarbeiter von Arbeitsämtern, darunter einen Chef, einen Abteilungsleiter und zwei Vermittlerinnen, die deutlich gesagt haben, wo es keine Stellen gibt, kann man auch keine vermitteln. Die Rede von den Sanktionen wollte vortäuschen, dass die Arbeitslosigkeit an der Faulheit des Arbeitslosen läge, dem man nur Beine machen müsse. Damit lenkte man die Blickrichtung weg von den Ursachen des Stellenmangels hin auf die Arbeitslosen.
die Fragen WIE ein Staat
schrieb Gast in: Plädoyer für die Rückkehr des Staates Ein Gastbeitrag von Sebastian Müllerdie Fragen WIE ein Staat letztendlich für eine Verbesserung des Status quo sorgen kann, wird in dem Artikel aber auch noch gar nicht gestellt. Ich glaube auch nicht, dass man dies in einem Artilel abhandeln könnte.
Als Impuls finde ich die hier vertetene Ansicht durchaus interessant. Staat heisst ja letztendlich auch Gemeinschaft und bietet somit eine Chance öffentliche Anliegen im Sinne des Gemeinwohls zu regeln. Sicher nicht unbedingt so wie dies heute vielerorts geschieht. Aber dafür plädiert der Artikel ja auch nicht.
Also noch mal zu den Widerlegungen. Von Mises' Lehre, insbesondere die rein deduktive Methode, wird meines Wissens nach praktisch überhaupt nicht mehr innerhalb der Ökonomie vertreten. Und, davon mal abgesehen, hat ihn selbst sein einstiger Schüler von Hayek kritisiert. Siehe auch hier: http:// www.faz.net/s/Rub2E8C985607B44756884B7A1383CD205C/ Doc~EB83C9C1F55EE4417BB1A0FBE101FC450~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Zum Problemkreis Inflation: natürlich ist Inflation generell schädlich, aus einer Vielzahl von Gründen. Der Cantillon-Effekt ist einer davon. Dem widerspreche ich auch keineswegs. Nur: Wirtschaftspolitik steht grundsätzlich vor dem Dilemma, nicht alle wünschenswerten Ziele zugleich erreichen zu können. Ergo müssen Prioritäten gesetzt werden. Das ist dann aber eben keine rein wissenschaftliche, sondern vor allem eine politische Frage. Man könnte es auch in einem konkreten Fall so formulieren: Schadet es dem durchschnittlichen Arbeitnehmer mehr, wenn er durch Inflation Kaufkraft verliert, oder wenn er wegen einer restriktiven Haushaltspolitik des Staates arbeitslos wird respektive wegen zurückhaltender Lohnpolitik der Unternehmen weniger verdient? Das ist jetzt natürlich nur ein konkretes Beispiel, aber solche Dilemmata finden sich in großer Zahl.