Presseschau Wirtschaft

Grüne Fassade

Wie BP die Öffentlichkeit täuscht
"Beyond Petroleum"
"Beyond Petroleum"

Für den britischen Konzern BP ist die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko eine doppeltes Desaster, denn sein mühsam aufgebautes Image als ökologisches Unternehmen zebröselt zu Staub. Dabei war jenes Bild eine Täuschung der Öffentlichkeit. Die Imagekampagne war um ein vielfaches teurer als die Investitionen in Windenergie, wie das NDR Medienmagazin ZAPP aufklärt. Der Unternehmensschwerpunkt ist nach wie vor fossile Energie. BP setzte beim »Greenwashing« verschiedene Methoden ein: Gesponserte Artikelserien, »Aufklärung« an Schulen und finanzierte Artikelreihen zu erneuerbarer Energie.

Ohne Geld durch die Welt

Eine Reportage über eine Aussteigerin

Ist ein Leben ganz ohne Geld in unserer Gesellschaft heute möglich? Ja, durchaus: Seit 14 Jahren funktioniert das bei Heidemarie Schwermer. Ohne festen Wohnsitz zieht die 68-Jährige durch die Lande, »verdient« sich notwendige Dinge durch Tausch und Gelegenheitsarbeiten. Dass diese Lebensweise kaum verallgemeinerbar ist, wird von ihr zwar nicht bestritten. Dennoch kann es als symbolischer Widerstand gegen eine übermäßige Konsum- und Leistungsorientierung verstanden werden.

Wir müssen immer nur funktionieren und Leistung erbringen. Und dann sitzen die Menschen da mit ihrem Ego und mit ihrem Neid-Gehabe.

Auf und ab der Mächte

Zur Entwicklung der Beziehungen China-USA

Immer wieder bieten aktuelle Ereignisse in Ostasien den Anlass, über das langfristige Verhältnis der beiden Großmächte USA und China nachzudenken. So wird das jüngste chinesische Flottenmanöver in Washington als Versuch interpretiert, den Einfluss Amerikas in der Region zurückzudrängen. Andererseits ist das Reich der Mitte weder finanziell noch technologisch oder politisch in der Lage, den Führungsanspruch der USA ernsthaft in Frage zu stellen.

Insofern erscheint die überaus vorsichtige Außenpolitik Chinas als sehr sinnvoll. Nur: wie lange lassen sich die Rivalitäten noch durch gemeinsame Interessen dämpfen? Jedenfalls gibt es durchaus konkrete Überlegungen in chinesischen Führungskreisen, wie Schritt für Schritt das bestehende internationale System verändert werden kann.

»Die Todesspirale«

Wie ein Auseinanderbrechen des Euro verhindert werden kann

Mit dem provokanten Titel »Reformiert den Euro oder schmeißt ihn weg« beschreibt der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz die anstehende Gefahr für den Euro: Die Bedingungen, nach denen eine Einheitswährung funktioniert, sind nicht erfüllt. Weder gebe es – vergleichbar mit dem USA – eine ausreichende Mobilität auf dem Arbeitsmarkt, noch habe die EU die Möglichkeit, Staaten mit Problemen zu helfen.

Für die kleineren Länder der EU ist die Lektion eindeutig: Wenn sie ihre Haushaltsdefizite nicht reduzieren, besteht ein hohes Risiko für einen Spekulationsangriff, mit geringen Aussichten auf angemessene Unterstützung von ihren Nachbarn, zumindest nicht ohne schmerzhafte und kontraproduktive prozyklische Haushaltseinschränkungen.

Das Aufzwingen von Sparmaßnahmen sei jedoch ein großer Fehler; denn nicht die Defizitländer gefährden die globale Gesamtnachfrage, sondern diejenigen, welche Exportüberschüsse und Ersparnisse ansammeln. Weiterlesen … »

Das schwächste Glied in der Kette

Interpretationsschlacht um die Ereignisse in Griechenland
Unscharfes Bild: Eintreffen der Feuerwehr <br/>Ausschnitt aus Video
Unscharfes Bild: Eintreffen der Feuerwehr Ausschnitt aus Video

Der Konflikt um die Kosten der Krise ist in Griechenland bei Demonstrationen während des Generalstreiks offen eskaliert; diese Zuspitzung durch das umfassende Sparpaket war aufgrund der Mobilisierungskraft der Gewerkschaften sowie der Radikalität und Größe der anarchistischen Linken zu erwarten. Der Tod dreier Bankangestellter durch einen Brand in einer Filiale der Marfin-Bank durch bisher ungeklärte Umstände hat die Diskussion weiter aufgeheizt; in den Medien finden sich eilfertige Urteile, obwohl bis jetzt wenig geklärt ist:

Noch ist nicht klar aus welchem Spektrum die Brandstiftern genau stammen - obwohl die meisten Medien in Griechenland bereits ganz selbstverständlich von Tätern aus dem anarchistischen und autonomen Spektrum schreiben.

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Digitale Achterbahn

Der Kampf digitaler Technologien um öffentliche Aufmerksamkeit
"Hype-Zyklus": x-Achse: Sau, y-Achse: Dorf <br/>Foto von marketingfacts
"Hype-Zyklus": x-Achse: Sau, y-Achse: Dorf Foto von marketingfacts

Die Kurve steigt steil nach oben, verbleibt dort kurz auf der Spitze, um wieder steil nach unten zu fallen; anders als bei einer Achterbahnfahrt sind beim Hype die Passagiere auf dem Weg nach oben verzückt – wer spricht heute noch von Second Life? Den Rummel der Marktschreier nennt die Wissenschaft Hype-Zyklus. In den Medien, die gerne beim Aufbauschen technischer Entwicklungen hilfreich zur Seite stehen, finden sich allmählich auch kritische Stimmen, wie in einem amüsanten Beitrag von Marcus Rohwetter in der Zeit:

In den vergangenen fünf Jahren spuckte der Konzern aus der kalifornischen Kleinstadt Cupertino mindestens 17 neue Produkte aus, die er selbst als revolutionary einstufte. Eine derart beeindruckende Revolutionsquote erreichen nicht einmal sämtliche mittelamerikanischen Bananen- und die Ex-Sowjetrepubliken zusammen.

Appell an die Vernunft

The Economist macht Angela Merkel für das Schuldendesaster Griechenlands verantwortlich
Griechenland ruiniert? Balkendiagramm des Staatsdefizits <br/>Foto von Patar knight
Griechenland ruiniert? Balkendiagramm des Staatsdefizits Foto von Patar knight

»Der Hauptschuldige ist Deutschland«, meint die angesehene Wirtschaftszeitschrift The Economist in ihrer Titelgeschichte Acropolis now über die griechische Schuldenkrise – Merkels ziellose Taktiererei vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen sei nach hinten losgegangen, der Rettungsplan werde teurer als 100 Milliarden Euro, denn das Vertrauen in die europäischen Regierungen schwinde:

Deutschland wollte die ganze Zeit alles haben: Griechenland den Rücken stärken, es aber für seine Fehler bestrafen, die griechische Wirtschaft stützen, aber dafür kein Geld herausrücken, die Angelegenheit als eine rein griechische betrachten, während auch das Geld von deutschen Banken und Bürgern mit Anleihen in Griechenland auf dem Spiel steht.

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