Presseschau Kultur

Schmerzhafter Wandel

Ein aufsehenerregender Prozess in Pakistan

Gesellschaftliche Veränderungen brauchen Zeit – und manchmal fordern sie auch schwere Opfer. So in Pakistan aktuell: Eine Frau wurde vor neun Jahren von mehreren Männern vergewaltigt, die dann auch von einem Gericht verurteilt wurden. Nun hat aber der Oberste Gerichtshof diese Entscheidung revidiert und fast alle Beteiligten auf freien Fuß gesetzt. Inzwischen hat die Frau auch dank Spenden zwei Schulen für Mädchen in ihrem Ort gegründet. Und obwohl sie um ihr Leben fürchtet, will sie auf keinen Fall wegziehen.

Haznain Kazim wirft einen Blick in den Mikrokosmos eines pakistanischen Dorfes: Auf die Stammesauseinandersetzungen, Fragen von Schuld und Ehre, aber auch auf Konfliktlösungsstrategien.

Aus der Geschichte lernen

Chinas Regierung sucht Rat in der Vergangenheit
Potala Palast in Lhasa, Tibet <br/>Bild von ironmanixs
Potala Palast in Lhasa, Tibet Bild von ironmanixs

Der Tibet-Wissenschaftler Robert Barnett gibt einen historisch detaillierten Einblick in die politische Kultur Chinas: Offenbar verlässt sich die chinesische Regierung bei ihrer Analyse und Entscheidungsfindung unter anderem auf Präzedenzfälle, die sehr weit in der Vergangenheit liegen. So wird z.B. von chinesischer Seite vermutet, dass die Ankündigung des Dalai Lama, sich von der von ihm beanspruchten politischen Führung der Tibeter zurückzuziehen, eine Verschleierungstaktik darstellt, die schon einmal 1679 gegen sie angewendet wurde.

Damals verbarg der fünfte Dalai Lama geschickt den Zeitpunkt seines Ablebens vor dem chinesischen Kaiser, indem er die politische Führung an einen weltlichen Regenten übertrug und sich dadurch glaubhaft aus der Öffentlichkeit zurückzog. So verhinderte er, dass der chinesische Kaiser sich bei der Bestimmung des folgenden Dalai Lamas einmischen konnte. Damals wie heute sind die Bemühungen von chinesischer Seite, dessen Nachfolge festzulegen, von zentraler Bedeutung dafür, ihren Herrschaftsanspruch über Tibet zu legitimieren. So hat die chinesische Regierung 2007 ein Gesetz erlassen, dass nur sie die Reinkarnation des Dalai Lama auswählen dürfe. Weiterlesen … »

Narben der Zeit

Rekonstruktion und Neubau deutscher Städte
Prominentes Beispiel: Die Dresdner Frauenkirche <br/>Foto von az1172
Prominentes Beispiel: Die Dresdner Frauenkirche Foto von az1172

In vielen Städten der Bundesrepublik sind Debatten darüber entbrannt, wie mit dem städtebaulichen Erbe umgegangen werden soll. Brisanz erhält das Thema dadurch, dass große Teile davon gar nicht mehr existieren: Sollen sie wiederhergestellt werden – und wenn ja, mit welchem Aufwand?

In einigen Fällen hat man sich für die Einbindung erhaltener Restsubstanz entschieden, in anderen entsteht komplett Neues, bei dem nur die Gestaltung der Fassade an Vergangenes erinnert. Und wieder andere Konzepte sehen lediglich vor, alte Stadtgrundrisse mit modernen Gebäuden wiederherzustellen. Reinhard Huschke bietet einen fundierten Überblick zum Thema.

Eine Geschichte der Unterdrückung

Arabien als Opfer von Kolonialismus und Diktaturen

Schon die Osmanen beherrschten weite Teile Arabiens – mit harter Hand, aber durchaus auch mit Toleranz gegenüber den kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Region. Die Europäer, allen voran das britische Weltreich, kümmerten sich noch weitaus weniger um die Bedürfnisse der Menschen. Bestimmend waren wirtschaftliche und geostrategische Interessen. Und dafür war man auch bereit zu falschen Versprechungen.

Trotz ihres antikolonialen Anspruchs setzten die nationalistischen Herrscher danach ebenfalls nur wenige ihrer Versprechen um. So etablierten sie zunehmend korrupte und autoritäre Regimes. Geheimdienste und Armee dominierten die Politik, die Wirtschaft geriet zum Selbstbedienungsladen der Eliten.

Nach wahrer Geschichte frei erfunden

Reality Soaps im TV

Seit Jahren schon laufen die Reality Soaps im deutschen Fernsehen – als Gerichtsshow, Sozialdrama oder was auch immer. Der Inhalt ist im Wesentlichen stets der gleiche. Die Laiendarsteller schreien, streiten, weinen, verzweifeln für die Quote. Und das auch noch kostengünstig.

Das ist weder besonders lehrreich noch harmlos. Denn hier lernt das mutmaßlich vorwiegend bildungsferne Publikum in erster Linie, sich über die Probleme anderer zu amüsieren. Und wer lacht, hat kein Mitleid.

Geplantes Chaos

Chinas Urbanisierung schreitet voran

Die chinesische Führung hat ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: In den nächsten Jahren sollen bis zu 100 Millionen Menschen zusätzlich in die Städte ziehen. Noch immer lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land – viel zu viele, sagen die Parteichefs. Doch die bestehenden Megastädte wie Peking oder Shanghai können ein weiteres Wachstum kaum verkraften. Schon jetzt sind sie angesichts des Verkehrsaufkommens und der Müllentsorgung überfordert.

Deshalb plant die Regierung die Gründung zahlreicher neuer Städte. Die entsprechende Infrastruktur soll bis zu 1,8 Billionen Euro kosten. Doch damit ist es nicht getan. Es drohen die Entstehung von Slums und andere massive soziale Verwerfungen. Eine allgemeine Sozialversicherung soll diese Entwicklung verhindern, ist aber erst im Entstehen begriffen.

Am Rande

In Saudi-Arabien sind vor allem die Frauen unzufrieden
Modern und konservativ zugleich <br/>Foto von Evitas Webfotos
Modern und konservativ zugleich Foto von Evitas Webfotos

Allgemein bekannt ist das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien. Weniger bekannt sind jedoch die zahlreichen weiteren Diskriminierungen: So ist der öffentliche Raum streng in einen männlichen und weiblichen getrennt, Frauen benötigen stets einen Vormund (in der Regel ein Verwandter oder der Ehemann), und meistens verfügt der Gatte auch über ihr Einkommen.

Trotz einiger Reformen in den vergangenen Jahren ist ihre Situation also noch immer von großen Einschränkungen geprägt. Zaghafter Protest dagegen entwickelt sich zwar, sieht sich aber einer staatlichen Politik gegenüber, die weitere Reformen verspricht, gleichzeitg aber auch repressiv gegen Gegner vorgeht.

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