Presseschau Beitrag

Der Extremismus der Mitte

Rechtsradikale Einstellungen nehmen nach der Weltwirtschaftskrise in Deutschland zu

Erschreckend und zugleich wenig überraschend sind Studien über Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments seit Theodor Adornos »Studien zum autoritären Charakter«. Seitdem hat Deutschland sich verändert, jedoch zeigt auch die Studie Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland, daß ein Viertel der deutschen Bevölkerung ausländerfeindliche Einstellungen hat; der Anteil der Befürworter einer Diktatur sank von 2002 bis 2008 von 7,7% auf 3,7%, stieg 2010 allerdings wieder auf 5,1%. In Bezug auf die meisten reaktionären Einstellungen sind seit der letzten Erhebung die Werte gestiegen: Die Autoren der von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie folgern daraus, daß die Weltwirtschaftskrise zu einer Verunsicherung geführt habe.

Tatsächlich ist der Anteil der »Antikapitalisten« seit 2003 von 30% auf 43% gestiegen, während 83% als globalisierungskritisch gelten. Über 90% meinen jedoch, sie hätten »keinen Einfluß darauf, was die Regierung tut« und halten es daher »für sinnlos, [sich] politisch zu engagieren«. Das zeigt eine umfassende Entfremdung gegenüber der repräsentativen Demokratie, welche sich jedoch nicht Protest sondern in Lethargie ausdrückt.

Auch stellt die Studie eine hohe Islamfeindlichkeit fest. Knapp 60% meinen, daß »für Muslime in Deutschland die Religionsausübung erheblich eingeschränkt werden [sollte]«. Zu diesem Thema sendet der Deutschlandfunk einen Beitrag: Dieser untersucht die Medien und Gedankenwelt der radikalen deutschen Islamfeinde. Gezielt versuchen Sympathisanten der Webseite »Politically Incorrect« Veranstaltungen zu sprengen und Gegner einzuschüchtern. Der Beitrag zitiert die Wissenschaftlerin Naika Foroutan:

Es sickern Wörter in den Diskurs ein. Wie 'Islamisierung'. Plötzlich ist es so, dass Volksparteien das Wort 'Islamisierung' in Debatten verwenden müssen, weil es immer wieder von solchen Gruppen in den Diskurs eingespeist wird und sie das Gefühl haben, sie werden getrieben und müssen darauf reagieren. Und das ist das, was dann zu dieser gesamtgesellschaftlichen Vergiftung führt.