Presseschau Beitrag

»We got him!«

Amerikas Reaktion auf den Tod Osama Bin Ladens
 <br/>Foto von DVIDSHUB
Foto von DVIDSHUB

Osama Bin Laden, Staatsfeind — nein, Verkörperung alles Bösen, wurde von amerikanischen Soldaten getötet. Menschen strömen auf die Straßen, jubeln, feiern, schwenken Fahnen. Die Bilder, die uns aus Amerika erreichen, suggerieren, die — je nach juristischer Lesart — außergesetzliche oder illegale Tötung Osama Bin Ladens würde bei allen Amerikanern auf Zustimmung, ja Freude stoßen. Doch der Eindruck trügt: Einige rufen privat zur emotionalen Zurückhaltung auf über den Tod eines Menschen, wenn auch Krimineller, wenn auch Terrorist. Andere Stimmen üben Kritik an der Hinrichtung bin Ladens ohne Anklage, Gerichtsverfahren und Urteil mit dem Hinweis, dass selbst die Nazis seinerzeit trotz ihrer Verbrechen ein Verfahren bekommen haben, anstatt einfach umgebracht zu werden.

Dennoch, auch sonst geradezu zwanghaft versöhnliche Autoritäten wie Jon Stewart, der vielbeachtete Fernsehsatiriker, der noch voriges Jahr mit seiner Rally to Restore Sanity zu Vernunft und Bedachtheit aufrief, setzen sich euphorisch und freudetrunken über moralische Kritik an dem Vorgehen der amerikanischen Regierung hinweg. Selbst in akademischen Kreisen scheinen die Kritiker in der Minderheit (exemplarisch hier an einer Diskussion in der Kommentarspalte des New York Review of Books zu sehen).