Notizen Beitrag

Bomben für den 1. Mai

Ein merkwürdiger Fund mehrerer Sprengsätze am Lauf der 18 Uhr-Demonstration in Berlin gibt Rätsel auf
Drei Rohrbomben wurden gefunden
Drei Rohrbomben wurden gefunden Bild von Berliner Polizei

Fast eine Woche nach dem 1. Mai gibt die Polizei den Fund von 3 Rohrbomben entlang der Route der »Revolutionären 1. Mai-Demonstration« in Berlin-Kreuzberg bekannt. Presseberichten zufolge soll es sich dabei um 2,5 x 40 cm lange Aliminiumgehäuse mit herkömmlichen Zündschnuren und einer Chlorat-Zucker-Mischung im Eigenbau gehandelt haben. Die Fundstellen liegen laut der Polizei in der Oranienstraße sowie der Markgrafenstraße und somit an unterschiedlichen Stellen. Dabei geht die Polizei aufgrund von Beobachtungen davon aus, daß tatsächlich bis zu 10 dieser Sprengsätze deponiert wurden. Die weiteren Röhren wurden jedoch aufgrund der dynamischen Situation nicht wieder aufgefunden.

Ohne Angaben von Gründen gehen die Ermittler davon aus, die Bomben seien gegen die Polizei gerichtet. Kommt es bei Demonstrationen häufig zur Zündung von Pyrotechnik, so sind Rohrbomben dieser Bauart eine völlig andere Dimension. Gegen die These spricht auch, daß die Sprengsätze an der Demo-Route deponiert wurden. Opfer unter den Demonstranten oder Passanten wären somit kaum auszuschließen gewesen – die Bomben hätten ein Wirkungskreis von bis zu 20 Metern gehabt.

Da nach bisherigem Stand keine Fernzündung verwendet worden ist, spricht der Fund vielmehr für eine gezielte Einschüchterung der Demonstration. Von Hand gezündete Bomben können in höherer Anzahl in einer solchen Situation kaum genutzt werden. Unverständlich ist für diesen Fall auch, warum die Sprengsätze an verschiedenen Stellen ungezündet zurückgelassen wurden. Dies spricht gegen einen versuchten Anschlag sowohl gegen Polizisten als auch gegen Demonstranten. Das Motiv für eine solche Aktion ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit in der psychologischen Wirkung zu suchen. Warum die Polizei erst mit einer Woche Verspätung die Öffentlichkeit informiert, ist dabei schwer nachvollziehbar – die Wirkung ist laut taz der Polizei seit dem 3. Mai bekannt.

Bombenfund bei Krause 2009

Über die weiteren Hintergründe und Motive herrscht Unklarheit. Chlorat-Zucker-Selbstlaborate waren vor dem Verbot entsprechender Düngemittel bei Hobby-Bombenbauern durchaus gängig. Ihre Wirkung geht über Schwarzpulver weit hinaus. Auch der Rechtsradikale Michael Krause, der sich 2008 nach einer Schießerei mit der Polizei erschoß, hatte dieses Gemisch in seinem Repertoire.