Presseschau Beitrag

Gefangen im Atomdorf

Eine Reportage über Japans allmächtige Nuklearlobby
Aufräumarbeiten in Fukushima an der einsturzgefährdeten Einheit 4
Aufräumarbeiten in Fukushima an der einsturzgefährdeten Einheit 4 Bild von Tepco

Schon ein ganzes Jahr muß sich Japan mit den Folgen eines Erdbebens herumplagen, welches das Vorstellungsvermögen in allen Prognosen sprengte. Johannes Hano beschäftigt sich im ZDF mit den Auswirkungen der Nuklearkatastrophe von Fukushima. Die Gefahren in dem Kraftwerkskomplex sind nicht gebannt, denn in den Abklingbecken des vierten Meilers lagern Brennstäbe, denen bei einem erneuten Beben der Einsturz droht. Die Folge wäre eine Kernschmelze unter freiem Himmel.

Der Bericht erscheint als Anklage gegen die japanische Atomlobby. Denn die systematische Schlamperei des Betreibers TEPCO wurde durch das »Atomdorf« gedeckt: einem Kartell aus Stromkonzernen, ihren Aufsehern, Wissenschaft und Politik. In Drehtürmanier werden Aufseher zu Managern und Manager zu Aufsehern, widersprüchliche Meinungen werden unterdrückt. Dieses Kartell ist laut dem ZDF-Report für die Katastrophe maßgeblich verantwortlich, denn die Risiken der Atomenergie durch Erdbeben wurden heruntergespielt. Hano spricht mit zahlreichen Experten – in einem ausführlichen Interview äußert der damalige Premier Naoto Kan schwere Vorwürfe gegen die Atomlobby.

Ergänzung

Laut einer Reportage auf Arte wird von Fachleuten angezweifelt, daß die Explosion im Reaktorgebäude 4 durch Wasserstoff aus anderen Gebäuden ausgelöst wurde. Vielmehr sei die Explosion durch das Trockenfallen der Brennstäbe im Gebäude 4 und den daraus entstehenden Wasserstoff ausgelöst worden. Bereits hier sei Japan an einer umfangreicheren Katastrophe vorbeigeschrammt – ein Szenario, welches noch nicht gebannt ist, da das Gebäude einsturzgefährdet ist. Darüber hinaus sehen Fachleute die Explosion im Block 3 als eine spontane Kettenreaktion, die vom Abklingbecken ausgeht, und keine reine Wasserstoffexplosion. Glimpflich sei die Situation nur verlaufen, da der meiste Fallout auf das Meer geblasen wurde. Die Atomwirtschaft habe in mehreren Staaten darauf hingewirkt, diese Informationen zu unterdrücken: »Die größte denkbare Katastrophe darf nicht eingetreten sein.« Sowohl in Japan als auch in den USA haben die Energiebetreiber einen enormen Einfluß auf die Medien.