Presseschau Beitrag

Freiwillige Selbstkontrolle

Die Einflusspolitik der Pharmabranche steht in der öffentlichen Kritik
"Nimm zwei" <br/>Foto von silverlinedwinnebago
"Nimm zwei" Foto von silverlinedwinnebago

Der Chef des von der rot-grünen Bundesregierung eingeführten Instituts zur Überprüfung des Nutzens von Medikamenten IQWiG, Peter Sawicki, wurde, so die einhellige Meinung in vielen deutschen Medien, aufgrund seiner gewissenhaften und kritischen Haltung auf Betreiben der Pharmabranche abgesägt. Der Stern sieht darin »ein Lehrstück« der »Klientelpolitik« der Bundesregierung, die von den Interessen der Medikamentenhersteller beinflusst sei. Diese nähmen Milliarden durch den Verkauf von Medikamenten mit fragwürdigem Nutzen ein, wie ARD Monitor bereits Anfang Januar berichtete. Die Frankfurter Rundschau verdeutlicht das Einsparpotenzial durch bessere Überprüfung von nutzlosen Medikamenten. Wichtiger jedoch sei eine bessere Koordinierung der Preispolitik, die bisher durch die Hersteller diktiert werde. Die Schweiz habe gezeigt, dass bei einzelnen Medikamenten die Preise halbiert werden könnten.  Die Frankfurter Rundschau interviewte Sawicki zu den fragwürdigen Methoden der Industrie.

Auch wenn die Pharmalobbyisten nun Ihr Ziel erreicht haben mögen, werden sie dafür langfristig einen hohen Preis bezahlen. Denn ihre Einflusspolitik ist nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden und das Einsparpotenzial bei Medikamenten ist in der anstehenden Debatte über die Reform des Gesundheitssystems entgegen ihrer Ziele ersichtlich geworden. Ebenso gerät die Bundesregierung weiter unter Druck, da ihre allzu große Nähe zu einzelnen Wirtschaftsinteressen erneut in den Fokus der Medien geriet. Ihre Glaubwürdigkeit bei der anstehenden Gesundheitsreform wird in Frage gestellt, wenn sie eine Kopfpauschale einführen möchte, die mächtige Pharmabranche aber verschont.