Presseschau Debatte

Fehlgeschlagene Medienkampagne?

Zur Kontroverse um Margot Käßmanns Neujahrspredigt

Die Neujahrspredigt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann, in der sie sich unter anderem kritisch zum deutschen Engagement in Afghanistan äußerte, hat für Kontroversen gesorgt. Albrecht von der Lucke erkennt in dem heftigen Widerspruch gegen die Predigt eine moderne Medienkampagne, ausgehend vom Springer-Verlag. Konservative Kreise fürchteten sich vor einer sozial engagierten Kirchenchefin und wollten ihr »umgehend den Schneid abkaufen«. Dieser Versuch sei nach hinten losgegangen und habe im Gegenteil Zuspruch und Aufmerksamkeit in breiten Teilen der Bevölkerung für Käßmanns Anliegen erzeugt.

Auf der Wolke 2

Ein Essay über Cloud Computing und die Zukunft der digitalen Kultur
Schwere Bewölkung am digitalen Himmel <br/>Foto von Digital:Slurp, Flickr
Schwere Bewölkung am digitalen Himmel Foto von Digital:Slurp, Flickr

Charles Leadbeater überblickt in einem aus dem Englischen übersetzten Essay in der Süddeutschen Zeitung die nächste digitale Revolution: Das Cloud Computing soll Programme und Daten auf Server lagern, die dann von beliebigen Geräten abgerufen werden können. Leadbeater benutzt dabei eine sehr weite Definition, die soziale Netzwerke und Dienstleistungen wie Flickr und Twitter mit einbezieht. Er betont darin die Auseinandersetzungen und Machtkämpfe über die Nutzung der Informationsfreiheit in den westlichen Gesellschaften:

In der Tat ruft diese neue Kraft, auf Kommunikation beruhend und garantiert durch Formen kollektiver Kooperation in bürgerlichen Gesellschaften, bereits jetzt heftige Kämpfe hervor. Regierungen und Unternehmen versuchen den Bürgern die Kontrolle über die Cloud zu entziehen.

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Renaissance der Staatsraison

Die Forderung nach einer offensiven nationalen Außenpolitik

Constanze Stelzenmüller fordert in einem Essay in der Zeitschrift Internationale Politik eine auf  den Begriff der Staatraison basierende neue »nationale Sicherheitsstrategie« der Bundesrepublik. Anstelle einer auf »moralischen, bündnis- oder innenpolitischen Sachzwang« basierenden Außenpolitik solle die »offene Bürgergesellschaft« verteidigt und exportiert werden. Multilateralismus sei lediglich eine Methode, keine Strategie, Drehtürpolitik wie in Amerika sei auszubauen und Bündnisse als »Kräfteverstärker« zu nutzen.

German Foreign Policy, eine Webseite, die in der deutschen Außenpolitik eine fortgesetzte imperiale Machtpolitik erkennt, sieht darin »das drängende Streben nach einer offensiveren deutschen Weltmachtpolitik […] zunehmend auch in einst eher expansionskritischen, linksliberalen Milieus« repräsentiert.

Eine Abreibung für den Bildungsprotest

Abgesang oder Abhärtung?
Besetztes Audimax auf der Sesamstraße. Magnus Klaue auf dem Podium (mittig in orange). <br/>Foto von mwboeckmann, Flickr.
Besetztes Audimax auf der Sesamstraße. Magnus Klaue auf dem Podium (mittig in orange). Foto von mwboeckmann, Flickr.

In einem hübsch gedrechselten Dossier ruft Magnus Klaue zur »anstehende[n] Erledigung« der »selbsternannten« Bildungsstreik-Bewegung auf. Dabei meint er's hart aber herzlich, will dem vermeintlich schläfrigen Haufen der Bildungsprotestler mit der kalten Dusche der Kritik aufhelfen und ihm zugleich das theoretische Fundament unterschieben. Denn was ginge tiefer, als Reflexionen über

die somatischen, gleichsam organischen Implikationen des Bildungsbegriffs und (…) dessen wahrhaft materialistische Grundlage, seinen 'Triebgrund'.

Bei soviel wohlwollender Nachhilfe im 1x1 materialistischer Kritik, fällt es nicht schwer, über kleinere Schnitzer hinwegzusehen. Oder sollte die »Warenform« heute tatsächlich immer noch ein unablässiges Kriterium aller »autonomen geistigen Gebilde« sein?

Warum »Warum Israel«?

Debatte um verhinderte Filmvorführung weitet sich aus.

Seit Monaten schwelt (nicht mehr nur) in Deutschland eine Auseinandersetzung um die handgreifliche Blockade des Claude Lanzmann Films »Warum Israel« vor einem Hamburger Hinterhofkino. Unterdessen erklärte die an der Blockade beteiligte Gruppe Sozialistische Linke (SoL), sie habe für ein »einschüchterungsfreies Diskussionsklima« sorgen wollen. Nun gibt Lanzmann ein Interview im Freitag und sagt:

Die Normalität, dass es einen Staat Israel gibt, ist zur gleichen Zeit eine Abnormalität an sich. Mein Film behandelt eine ganz nachvollziehbare Frage. Umso abstoßender ist es, dass eine Aufführung dieser filmischen Studie über eine erzwungene Staatsgründung gerade in Deutschland verhindert wurde.

Abbruch der Würdenträger

Der Philosoph Peter Sloterdijk setzt sich in die Nesseln

Der Philosoph Peter Sloterdijk schreibt als Kolumnist des konservativen Potsdamer Hochglanzblattes Cicero eine Brandrede für einen »Aufbruch der Leistungsträger«. Diese führte zu einer scharfen Replik des Philosphen Axel Honneth in der Zeit, die wiederum Jürgen Kaube in der Franfurter Allgemeinen Zeitung kommentierte. Das bisher letzte Wort hatte der Journalist Rudolf Walther in der taz, der Sloterdijks Schrift amüsant und bissig zerlegt.

Breitseite dem kritischen Journalismus

Wie sich durch eine Personalfrage die Machtfrage in den öffentlich-rechtlichen Medien stellt

Eine Polemik auf dem neuen Medium blogjournalisten.com gegen den Versuch, den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender abzusägen, steht stellvertretend für den Aufschrei fast der gesamten kritischen deutschen Medienlandschaft. Weiterlesen … »