Presseschau Beitrag

Unklare Wut

Die weltweiten Proteste gegen die Finanzmärkte

In 78 Ländern und über 900 Städten gehen Menschen heute auf die Straße. Sie eint die Empörung über die Macht und den Egoismus der Finanzbranche. Darüber hinaus ist immer wieder zu hören, im Zentrum der Politik sollten die Interessen der großen Mehrheit stehen, nicht jene der »oberen Zehntausend«.

Zu diesem Zweck werden Demonstrationen, Platzbesetzungen und ähnliches veranstaltet. Wie viele sich an den Protesten letztlich direkt beteiligen, ist noch nicht ganz absehbar. Es werden voraussichtlich allein in Deutschland mehrere Tausend sein.

Kommentar

Endlich, könnte man sagen, wird der Globalisierung von Wirtschaft und Finanzmärkten eine globale Protestbewegung entgegengesetzt. Das ist sicher uneingeschränkt zu begrüßen. Man kann nur hoffen, dass dieser Druck auch ausreicht, um längst überfällige Maßnahmen in der Politik umzusetzen. Denn ein Appell allein genügt nicht. Die etablierten Parteien bemühen sich auch bereits, den Protesten durch (scheinbares) Entgegenkommen die Spitze zu nehmen. Man fordert nun Beschränkungen von Bankergehältern und ähnliche kosmetische Korrekturen, die an den Grundproblemen nichts ändern werden und auch gar nichts ändern sollen.

Hier wird sich zeigen, wie konsequent und durchdacht die Protestwelle wirklich ist. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die ganze Geschichte schnell wieder verläuft. Notwendig wäre also zweierlei: Einmal ein klares, ehrgeiziges Programm für tiefgreifende Veränderungen – und andererseits eine engere und bessere Vernetzung, die über bloße Terminabsprachen und gemeinsame Schlagworte hinausgeht.