Presseschau Beitrag

Die syrische Tragödie

Der Bürgerkrieg hat viele Ebenen, doch keine Partei setzt auf Verhandlungen

Der Bürgerkrieg in Syrien steigert sich zu einer Orgie der Gewalt, die sich fortlaufend zuspitzt. In dieser Propagandaschlacht haben nicht alle Medien ein gutes Bild vermittelt, umso mehr lohnt die Erwähnung der Ausnahmen. Eine ausgewogene Berichterstattung findet sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. So berichtete Rainer Hermann im Juni, wie die Rebellen zum damaligen Zeitpunkt im Zentrum des Landes ein Viereck unter ihrer Kontrolle hielten – mittlerweile haben sie ihren Radius von dort erweitert. Der Korrespondent zweifelte aufgrund von Augenzeugenberichten die Darstellung an, nach der Regierungstruppen in dieser Region für das Massaker von Houla verantwortlich seien. Vielmehr entstand der Eindruck, dass Teile der Rebellen in dieser Region gewalttätig gegen Minderheiten und unbewaffnete Sympathisanten der Regierung vorgehen. Unter den Aufständischen sollen sich auch radikale Salafisten mit Nähe zu Al-Qaida befinden.

Insofern sind nach Lage der Dinge und im Gegensatz zur verbreiteten Darstellung in den Medien mehrere Konkliktparteien für Gräueltaten, Vertreibungen und die Eskalation verantwortlich.  Michael Thumann hat in der Zeit die Komplexität des Kofliktes verdeutlicht: Dieser sei erstens ein innersyrischer, zweitens ein regionaler zwischen den Regionalmächten Saudi-Arabien und Iran und drittens ein weltweiter zwischen Russland und den USA. Ohne Verhandlungen sei der Konflikt nicht zu lösen, doch eine politische Lösung wird von keiner Seite, auch nicht dem Westen angestrebt. Denn während westliche Regierungen Ausbildungshilfe für Rebellen bereitstellen, liefern die Ölscheichtümer Geld und Waffen. Aufgrund der ethnischen und religiösen Dimension, die der Konflikt angenommen hat, ist auch durch den Rückzug des Präsidenten Baschar Al-Assad kein Ende der Gewalt absehbar. Die Exilopposition ist zudem völlig zerstritten.  Generell ist eine Ausweitung des Konfliktes denkbar. Auch wenn die gesellschaftlichen Gruppen im benachbarten Libanon ein Übergreifen vermeiden wollen, ist der Bürgerkrieg dort spürbar: Der schwelende Konflikt der libanesichen Gesellschaft wird angeheizt, während Waffen nach Syrien transferiert werden.