Medium Suhrkamp Verlag

Rohe Bürgerlichkeit

Die soziale Kälte nimmt zu
Rohe Bürgerlichkeit
Bild von hikingartist.com

Der Soziologe Wilhelm Heitmeyer untersucht seit einigen Jahren in einer Langzeitstudie die Einstellungen gegenüber sozial Schwachen und Minderheiten in unserer Gesellschaft. Die Befunde sind besorgniserregend: Unsicherheiten wachsen, Abstiegsängste nehmen deutlich zu. Damit einher gehen Ausgrenzungen und ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für rechte Einstellungen. Schuld an dieser Entwicklung ist nach Heitmeyer vor allem die Oberschicht. Deren Denk- und Verhaltensweisen bezeichnet er als »rohe Bürgerlichkeit«. Sie beurteilt Menschen vor allem nach ökonomistischen Kriterien wie Effizienz und Nutzen und liefert so eine Begründung für die Entsolidarisierung:

Der so von oben inszenierte Klassenkampf wird über die rohe Bürgerlichkeit nach unten weitergegeben. Die objektive finanzielle Spaltung zwischen Reich und Arm wird ideologisch durch die Abwertung und Diskriminierung von statusniedrigen Gruppen durch die rohe Bürgerlichkeit getragen. Dafür gibt es empirische Belege.

Langzeitarbeitslose auspeitschen!

Studie »Deutsche Zustände 9« zeigt: Bürger wollen »Back to the Roots«

Wer hätte es nicht schon gewusst, bevor diese Studie es nun allen bestätigt: Der Bürger, als weberscher Idealtyp zumal, ist gewalttätig und skrupellos, verkommen und roh; und diese »Rohheit« birgt eine doppelte Bedeutung: Die Rauhbautzigkeit, die der neu-alten Bürgerlichkeit eigen ist. Rohheit also, nicht nur als wieder unverblümte Brutalität, sondern auch als Reduktion auf das Wesentliche. Weiterlesen … »

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