Magazin Beitrag

Gnadenakt, Todesstoß

Neues Geplapper vom Immergleichen

Kaum noch zu überblicken, ist der als »Sloterdijk-Debatte« bekannt gewordene Streit in den hiesigen Feuilletons. Zu entrollen begann er sich, als Axel Honneth, Leiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, in der Zeit vom 24. September auf den Artikel »Die Revolution der gebenden Hand« (FAZ, 10. 6.) des Fernsehphilosophen Peter Sloterdijk reagierte.

Axel Honneth | Foto von BunnyfroschFür diese Herablassung sei ihm gedankt! Nicht, dass das eloquente Geschwafel und Gerühre im Kaffesatz der Zeit des Freigeistes Sloterdijk an sich der Rede wert wäre. Viel lieber wollte man sich schamvoll abwenden und schnell vorüber gehen. Wäre es nicht unmöglich, zu ignorieren, dass es sich bei Sloterdijk tatsächlich um einen »von den Medien geliebten, von der politischen Öffentlichkeit verehrten und von den Akademien hochdekorierten Intellektuellen handelt.« (Honneth, Die Zeit 40/2009) Nicht das bessere Argument allein erreicht öffentliche Wirksamkeit, so werden wir belehrt, sondern die mediale Präsenz und ständige Wiederholung noch des schlechtesten. Und so wäre es denn auch ein idealistischer Fehler, den nichtigen Gegenstand, nicht zum Gegenstand der Kritik zu machen.

»Sloterdijks erfundene ökonomische Wahrheiten« sind so wenig »harmlose Provokationen«, wie seine »Gleichsetzung von Einkommen und Leistung« nur die »drollige« Idiotie (Richard D. Precht, Der Spiegel 45/2009) eines »schäumend philosophierenden Harlekin[s]« ist. (Christian Geyer, FAZ, 2. 11.) Dies hat Honneth ebenso erkannt, wie sein Kollege Christoph Menke (Die Zeit, 15. 10.), wie Thomas Wagner, der die zahlreichen Trivialisierungen des Sloterdijkschen Diskurses auflistet, um ihnen entgegen dafür zu plädieren, diesen Diskurs als das ernst zu nehmen, als was er selbst immer wieder sich erklärt: semantische »Interventionen eines einflußreichen Rechtsdenkers in das umkämpfte Feld intellektueller Deutungshoheit.« (junge Welt, 27.10.) Wagner, der gemeinsam mit Jan Rehmann bereits vor nicht all zu langer Zeit in der Zeitschrift Das Argument (280/2009), »Sloterdijks Weg vom Zynismus-Kritiker zum Herrschaftszyniker« ausmaß, weist zurecht darauf hin, dass »Philosophen nicht an Gesetzen [arbeiten],« – was sich nur komisch ausnehmen könnte – »sondern an der ihnen zugrunde liegenden Ideologie.« Die argumentative und faktologische Nachlässigkeit Sloterdijks tut seiner Wirksamkeit keinen Abbruch. Wer nur lacht, läuft Gefahr dies zu übersehen.

Peter Sloterdijk | Foto von Rainer LückWelcher Art also ist Sloterdijks »Intervention« in die »semantischen Verhältnisse« einer – so weit er sie überblicken will – »ratlosen Gesellschaft«? (Sloterdijk, Der Spiegel 44/2009) Die Frage ist schnell beantwortet: Durchweg handelt es sich um eine simple Verkehrung, deren Geschäftsgrundlage die völlig haltlose Behauptung bildet, es sei eine »Fehldeutung«, dass »die ‚Wertschöpfung‘ […] ausschließlich auf den Faktor ‚Arbeit‘ zurück« geht, eine Fehldeutung, die zu einem »bis heute virulente[n] System der Leistungsträgerverleumdung« geführt habe. (Cicero, 11/2009) Als »Fehldeutung« bemängelt wird hier offensichtlich nicht, dass die zerstörerische Ausbeutung der terrestrischen Überlebensgrundlagen unterschlagen würde, die in dieser Hinsicht eine gewisse Rolle spielt. Auch dass es sich beim »Wert« um die Realabstraktion eines gesellschaftlichen Geltungsverhältnisses handelt, wird wohl kaum der Einwand sein, mit dem Sloterdijk seinen Zweifel an der ausschließlichen Relevanz der Arbeit für die »Wertschöpfung« untermauern will. Was also dann? Nun, dieses Geheimnis wird er wohl für sich behalten.

Richard David Precht | Foto von Raimond Spekking, WikicoomonsIm erwähnten Artikel am Aufgang der Debatte (FAZ, 10. 6.) und, trotz allem scheinbaren Zurückgeruder, seitdem ohn´ Unterlass spricht Sloterdijk von einer »Tendenz zur Ausbeutungsumkehrung«, von der »Ausbeutung der Produktiven durch die Unproduktiven« (ein Schelm, wer hier an die Rhetorik denkt, welche die Nazis 1938 im Rahmen der Aktion »Arbeitsscheu Reich« entfalteten) und befand es für eine gute Idee, die Zwangsbesteuerung zu Gunsten eines Gnadenakts der Begüterten abzuschaffen. Nicht die systematische Enteignung des Mehrwerts, sondern die (teilweise) Rückforderung des enteigneten Anteils und die physische Erhaltung der von/in der kapitalistischen Vergesellschaftung Ausgeschlossenen bezeichnet er folglich als »Kleptokratie«. An anderer Stelle haben wir uns an solche semantischen Tricksereien nur all zu gut gewöhnt. Wer fragt sich heute schon noch, ob es nicht doch die »Arbeitnehmer« sind, die ihre Lebenszeit und -kraft zur Verfügung stellen, während, wer gemeinhin »Arbeitgeber« genannt wird, hier »nehmend« sich verhält? Unmöglich scheint es einstweilen, sich isoliert der geläufigen Verwendung dieser Vokabeln zu verweigern. Doch damit nicht genug, will Sloterdijk die Entgegensetzung von Kapital und Arbeit insgesamt hinter eine andere Entgegensetzung zurücktreten lassen. Und so beschwört er eine »Polarisierung der Gesellschaft« in »Steueraktive« und »Steuerneutrale«, bei der sich die steueraktive »Leistungsträgergemeinschaft« (Cicero, 11/2009) – »Kapital und Arbeit auf derselben Seite« (FAZ, 10. 6.) – gegen ihr Anderes, die »parasitären Armen« (Sloterdijk, Weltinnenraum des Kapitals, 359), zusammenrottet.

Zum Innenverhältnis tritt das äußere. Der Ökonom und Soziologe Gunnar Heinsohn, der von Sloterdijk gelegentlich hofiert wird, findet auch in dessen »Manifest« für einen »Aufbruch der Leistungsträger« (Cicero, 11/2009) wieder als einer seiner zentralen Gewährsmänner Erwähnung. In dem Artikel »Exempel des Bösen«, der 2008 im meinungsbildenden Magazin Der Spiegel (2/2008) erschien, baut Heinsohn den Schreibern des Blattes ein Szenario von »Jungmännerhorden« auf, von – so stellt es sich den Journalisten dar – »zornigen Männern«, die, zum Zerspringen »voller Testosteron«, die »Ballungszentren« sogenannter Entwicklungsländer zum »bersten« bringen würden, um nun, so sie nicht schon eingedrungen sind, an die Grenzen des europäischen Kristallpalastes zu schlagen. So sprachlich konsistent und eindringlich ist dieses Bild, dass man sich vor der beschworenen Explosion – einer hormonell-demographischen, wie man (fälschlich) belehrt wurde – physisch in Deckung begeben möchte.

Die Schreiber des Spiegels, die Heinsohn ihr Maul leihen, haben den Wink verstanden: Hier muss Dampf abgelassen werden. Es gebe »keine andere Alternative«, als diese »Jugendarmee« auszuhungern. »Demographische Abrüstung« heißt das im Jargon des Genozidforschers Heinsohn. Deren erstes Instrument wäre es, die »Kinderproduktion« durch die Unterlassung von Hilfsmaßnahmen einzudämmen.

Man muss sogenannter Entwicklungshilfe nicht unkritisch gegenüber stehen, um hier zu protestieren. Das eine Skandalisierung ausblieb, ist bezeichnend für den Traumschlaf des hiesigen Kollektivs. Die für den Reproduktionsprozess der wertverwertenden Ökonomie unter Bedingungen ebendieser Ökonomie überflüssigen, weil unproduktiven Klassen, »Kostenfaktor« (Sloterdijk, Zorn und Zeit (ZuZ), 337) und antagonistische Bedrohung, werden als Objekt eines globalen »Euthanasie«-Programms vorgestellt. Über diesen Genozid müssen wir uns an anderer Stelle informieren.

Von Heinsohns Scharfmacherei merklich beeindruckt, sieht sich auch Sloterdijk vom potenten »Vitalitätsüberschuß« einer mit scheinbar naturkatastrophischer Schicksalhaftigkeit heranrollenden und »unaufhaltsam anschwellenden Riesenwelle von arbeitslosen und sozial hoffnungslosen männlichen Jugendlichen« bedroht. (Ebd. 344) Was läge näher, als die Notbremse zu ziehen und das Konzept »Arbeit« im engeren Sinne, als Lohnarbeit unter kapitalistischen Bedingungen, zu bekämpfen? Aber nein; die »Wahrheit«, teilt Sloterdijk uns mit, sei, dass niemand wisse, wie das nahende Unheil »mit friedlichen Mitteln einzudämmen wäre.« (Ebd. 347)

Schon im November letzten Jahres wurde Heinsohns Buch »Eigentum, Zins und Geld« vom Philosophischen Quartett (ZDF) zum »Kapital des 21. Jahrhunderts« gekürt. Auch wenn es als zweifelhaft gelten darf, dass Sloterdijk überhaupt zwischen Wertkritik (dem Geschäft Marxens) und Werttheorie zu unterscheiden weiß, so soll hier doch Erstere durch Letztere, würdigend beseitigt werden.

Die wertverwertende Produktionsweise aber treibt ihren Antagonismus, und d.h. die soziale Frage, fortwährend an sich selbst hervor. Durch die vermeintlich heilbringende Ausweitung eben dieser Produktionsweise also ist diese Frage denn auch alles andere als beantwortet. Wer das nicht wahr haben will, muss von »nicht weiter reduzierbaren« menschlichen Grundtrieben faseln und den Dunstschleier einer Metaphysik des Zorns ausbreiten (ZuZ, 71). Weil es um nichts Wesentlicheres mehr gehen soll, als um die nichtigen Eitelkeiten, »Ambitionsdynamiken« (Ebd. 72) und ‚unstillbaren Prestigekämpfe der Nachgeschichte‘, denen das hydraulische Vokabular dieser Triebelehre angemessen wäre, will Sloterdijk die »Menschen zu thymotischer Unruhe verurteilt« sehen. (Ebd. 66f)  Gerade »in einer Welt breitgestreuter Freiheiten«, in der Sloterdijk uns wähnt, komme es unvermeidlich und abseits jener thymotischen »Grundkraft im Ökosystem der Affekte« (Ebd. 352) wie ohne jeden Grund zu »Strömen frei flottierender Unzufriedenheit«. ( Ebd. 66f)

Die kapitalistische Ökonomie kann die soziale Frage nicht beantworten. Dass diese heute im Begriff ist, von faschistischen und islamistischen Bewegungen gehijacked zu werden, ist wesentlich das zweifelhafte Verdienst des pauschalen Antikommunismus westlicher Provinienz. Damit aber ist auch die Richtung auf das Rettende gewiesen, auf durch jüdische »Ethik« geläuterten, libertären Kommunismus.

Sloterdijk macht für sich geltend, tiefer und grundsätzlicher zu hinterfragen, als die (vermeintlich) staatstragenden Verteidiger des Besteuerungssystems, das er umschiffen will. Er »nehme daran Anstoß, dass niemand das aktuelle System der Zwangsbesteuerung als solches in Frage stellt«. (FAZ, 27. 9.) Mit seinen Sorgen um die »Wiederkehr des Staates«, der seine Stärke aus der »Zwangsbesteuerung« beziehe (Spiegel, 44/2009), stellt er sich in die rechts-liberale Tradition, neben Figuren wie Albert Nock. Freilich wird er auf den Staat nur dort verzichten wollen, wo er sich zur »Ausbeutungsumkehrung« durch die »Überflüssigen« missbrauchen lässt, nicht aber dort, wo er die rechtlichen Grundlagen für deren progressiven Ausschluss garantiert, den Fortbestand der derzeitigen ökonomischen Form durch eine massive Umverteilung nach oben sichert oder seine Grenzen gegen die vermeintlich »machtvoll anrollende muslimische youth bulge« (ZuZ, 347) verschließt.

Auch gleich noch den »primären Diebstahl« und gar überhaupt das falsche, das monetäre Allgemeine anzuzweifeln, ginge dem ideell etwas anämischen Nietzsche-Darsteller Sloterdijk wohl gänzlich zu weit. Jeder Boden müsste ihm verloren scheinen, und so kann das Geldallgemeine nur als historisch nicht mehr hintergehbare Unterlage seines Fragens fungieren, als letzter notwendiger Halt für das Gewaber seiner Schriftstellerei, nicht aber selbst ihm fraglich werden. Dabei gebührte es einem Philosophen doch am allermeisten, wollte er mehr als Apologet und Flickschuster des Bestehenden sein, wenn überhaupt, dann erst von grundsätzlichsten Infragestellungen aus wieder auf realpolitisches Terrain sich zu begeben.

Es ist symptomatisch – und gerade Sloterdijk gehört hier selbst zum Kaffeesatz der Zeit, in dem er zu lesen meint –, dass heute scheinbar nur danach gefragt werden kann, wie viele Menschen gerade in Arbeit stehen oder nicht, ob der tiefste Punkt der Krise noch bevorsteht oder schon durchschritten ist usw., nicht aber danach, ob ein ökonomisches System überhaupt sinnvoll ist, das auf den gegenstrebigen Tendenzen der Mehrwertabschöpfung und der Konsumsteigerung basiert, das die Subsistenz an Lohnarbeit und an einen Wachstumszwang koppelt, der immer wieder und immer schneller an Grenzen stößt, seien es jene sozialen des Marktes oder sozial-ökologische Grenzen.

Wo sich selbst ein Sloterdijk gegen diese Problemstellung nicht gänzlich abdichten kann, es aber bisweilen noch als unschicklich gilt, die »parasitären Armen« direkt abzumurksen, wird der »Staat der Zukunft« für ebenso »objektiv sozialdemokratisch« wie »objektiv grün« erklärt (Cicero, 11/2009), schon um den »sozialen Frieden« zu wahren und die Titanic auf Kurs halten zu können. Es geht Sloterdijk nicht um einen Zeitgewinn, um das Ruder herumzureißen, sondern objektiv nur darum, das posthistorische Siechtum bis ins nicht mehr Revidierbare zu verlängern: Niemand falle diesem Steuermann in den Arm!

Für Sloterdijk muss sich alles ändern, damit es so bleibt wie es ist. Noch das Kapital soll das »Neuland« seiner freigiebigen Verausgabung in Besitz nehmen (ZuZ, 59), der »globale Kapitalismus […] zu einem Gegner seiner selbst heranwachsen«. (Ebd. 352) »Die Reichen der zweiten Art« (Ebd. 55) behalten dabei sowohl die Kontrolle über den gesellschaftlich erzeugten Reichtum, als sie sich auch als großzügige Geber fühlen dürfen, denn sie verausgaben ihn aristokratisch »souverän«, außerhalb der mehr-haben-wollenden Reinvestition. Der ähnlich breit rezipierte Philosoph Slavoj Žižek spricht unter Verweis auf Sloterdijks Lob des mildtätigen Wirkens der Superreichen vom »logische[n] Schlußpunkt der kapitalistischen Zirkulation, der streng ökonomisch betrachtet notwendig ist, da er es dem kapitalistischen System erlaubt, seine Krise zu verschieben.« (Auf verlorenem Posten, 171)

Der Wachstumszwang könne zwar nicht durchbrochen werden, dennoch spricht Sloterdijk von »einer Kehre des Kapitalismus gegen sich selbst«. (ZuZ, 55) Und während man sich noch fragt, wie das Geraune von einer solchen »Kehre« zu verstehen sei und ob besagte Verausgabung der Profite nur die Komplizität derer sichern soll, die zu widerstehen noch in der Lage wären, bläst Sloterdijk schon den Marsch und weist die Richtung, in die die Reise gehen soll. Bis es soweit ist, dass »erst die ‚Vollendung‘ der kapitalistischen Umwälzung aller Dinge, und nur sie, imstande wäre, eine neue Wirtschaftsweise aus sich herauszutreiben« (Ebd. 55f), müsse »von den Benachteiligten des Spiels« noch auf unbestimmte Zeit »Geduld« gefordert werden. (Ebd. 56)

Vom Marxismus will Sloterdijk nur dort etwas wissen, wo er nichts taugt: im Blick auf einen voranschreitend sich entfernenden Horizont, im vertröstenden Trost einer scheinhaften Teleologie, schon weil ansonsten »beim Geschichtsstudium nicht viel Erbauliches herauskommt«. (Engels, MEW 21, 297) Einen älteren Hut als Zeitgeist aufzutischen, hätte sich kaum jemand einfallen lassen können. Nur soll nicht länger der Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit die Menschheit durch die Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise voranbringen, sondern die kapitalistische Produktionsweise selbst soll gedeihen durch die Dynamik der Verschuldung, die antagonistische »Liaison von Gläubigern und Schuldnern«. (FAZ, 10. 6.) Nicht mehr die »Revolutionen« seien die »Lokomotiven der Geschichte« (Marx, MEW 7, 85), sondern die innerkapitalistische Revolution der Produktionsverhältnisse selbst. Den »Dauertrend des Neoliberalismus« als notwendig zu akzeptieren, befindet Sloterdijk, diesem engergefassten Horizont gemäß, folglich für »ziemlich plausibel«, weil ansonsten, so droht er, »alles noch viel schlimmer« käme. (ZuZ, 338) Je schneller also der kapitalistische Zug der Geschichte dahinbraust und die unreifen Generationen (zusammen mit den Überlebensgrundlagen der kommenden) verheizt, desto besser. Wenn aber das Tempo gedrosselt werden soll, dann nur, damit dieser Zug nicht entgleise.

Obschon sich Sloterdijks Geplapper wie ein ausgewalztes rechtsliberales Parteiprogramm ausnimmt, soll links neben seinem »Ausgedehntsein« (Weltinnenraum, 413) nichts bestehen können. So wie er die linke Theorietradition nur aufruft, um sie zu bannen, gibt er den Kapitalismus als Antikapitalismus aus und die fleißig geübte Unterordnung als Widerstand. Sloterdijks Hauptgeschäft besteht denn auch darin, den Begriff heilstiftender Gerechtigkeit undenkbar zu machen, indem er ihn mit jenem von Nietzsche her kommenden des »Ressentiments« zu amalgamieren sucht. Auch dies ein negativer Hinweis: Was er verbergen will, das sei ergriffen.

Kommentare

Ergänzend sei gesagt, dass es

Ergänzend sei gesagt, dass es zu den Ansichten Sloterdijks ebenso gehört, nicht nur »die Armen« als »parasitär« zu stigmatisieren, sondern zur anderen Seite hin gegen das Finanzkapital zu mobilisieren, das gleichermaßen »parasitär« sei. Das ist es zwar, aber nur genau so wie jedes andere Kapital auch. Die zugrundeliegende Ressentimentstruktur ist ja aus dem NS schon hinreichend bekannt: Industriekapital und ehrliche Arbeit gegen die Parasiten am »Volkskörper«(Kapital und Arbeit vereint), gegen das »Finanzjudentum« und die »Armen«.