Presseschau Zentralafrika

Hundert Jahre Verbrechen

Der Krieg im Kongo hat eine lange Geschichte
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel

Der Sender Phoenix strahlte 2008 die Dokumentation Schatten über dem Kongo aus, welche auf dem gleichnamigen Buch von Adam Hochschild basiert. Das Elend des aktuellen Bürgerkrieges und dessen Menschenrechtsverletzungen haben eine lange Geschichte, zurückgehend auf die Aneignung des Kongo durch den belgischen König Leopold II. Dieser erfand – recht diabolisch – eine philantropische Tarnung für sein Unternehmen, der Ausbeutung des Kongo. Bevor die Welt von diesem Verbrechen Notiz nahm, wurde die Bevölkerung nach Schätzungen um 10 Millionen Menschen auf die Hälfte dezimiert. Der Film widmet sich darüber hinaus der kolonialen und postkolonialen Ausbeutung des Landes.  In diesem Zusammenhang ist der Film aus dem Jahre 2000 über den Tod von Patrice Lumumba erwähnenswert – Mord im Kolonialstil.

Ein Stück vom großen Kuchen

125 Jahre Berliner Kongokonferenz

Vor 125 Jahren einigten sich die europäischen Kolonialmächte am grünen Tisch über die Aufteilung des afrikanischen Kontinents. Dabei ging es in Berlin um Einflußsphären, Freihandel und juristische Fragen. Die Interessen der Einheimischen spielten dabei allerdings keine Rolle. Das spürten dann v.a. die Bewohner des Kongos, die quasi zum Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II. erklärt wurden.

Verschlungene Wege

Über das Scheitern der Kontrolle über den illegalen Diamantenhandel in Afrika
 <br/>Foto von Swamibu
Foto von Swamibu

Der Kimberley-Prozess stellte den Versuch dar, den illegalen Handel mit "Blutdiamanten" aus Afrika zu unterbinden. Laut einem Bericht von Fraçois Misser in der taz wird dieses Abkommen aber systematisch unterlaufen und umgangen. Beim Schmuggel aus der Elfenbeinküste und Simbabwe gehören Staaten Mali und Mosambik dem Abkommen nicht an. Am sichtbarsten dient der Handel der Finanzierung von Bürgerkriegsparteien in der Demokratischen Republik Kongo.

Aber nun ist es der Diamantenhandel selbst, der an der Effektivität des Kimberley-Prozesses zweifelt. Auf der diesjährigen Plenartagung der Kimberley-Vertragsparteien, die am Montag in Namibia beginnt, werden sich die Vertreter mit einer Reihe neuer Schmuggelaffären befassen müssen.

Ringen um Rohstoffe

China tritt in Nigeria für die Erschließung von Erdöl gegen den Westen an
 <br/>Foto von Rhys
Foto von Rhys

China hat bereits einen Vetrag »Rohstoffe gegen Infrastruktrur« mit Kongo geschlossen und konkurriert mit dem Westen. Nun verhandelt China auch in Nigeria um den Einstieg in das Ölgeschäft. Dabei soll es um ein sechstel der Vorkommen gehen. Problematisch stellt sich der Versuch der nigeriansichen Regierung dar, den Staatskonzern Nigeria National Petroleum Corporation (NNPC) teilzuprivatisieren. Dem stellen sich die Bundesstaaten entgegen - ein alter Konflikt um die Verteilung des Rohstoffs.

Kriegsverbrechen Reloaded

Im Osten Kongos finden weitgehend unbeachtet von der Welt Massenmord und systematische Vergewaltigungen statt
Humanitäre Hilfe in Kongo 2008 <br/>Foto von Julien Harneis
Humanitäre Hilfe in Kongo 2008 Foto von Julien Harneis

Ein Hintergrundbericht von Bettina Rühl im Deutschlandfunk und ein Themenschwerpunkt von Dominic Johnson in der taz nähern sich den erneuten Gräueln in Ostkongo. Hier geht es nicht um die Rohstoffinteressen äußerer Mächte, sondern um die Opfer des Bürgerkrieges. Zwischen den Fronten der außer Kontrolle geratenen kongolesischen Armee und der aus Ruanda geflohenden »Hutu-Milizen« leidet die Zivilbevölkerung unter Vertreibung, Willkür, Mord, Hunger und nicht zuletzt an systematischen Vergewaltigungen. Laut Vereinten Nationen stürben jeden Tag 1200 Menschen an den Folgen des Krieges.

Ein fast unbekanntes Verbrechen

»Kongo. Kriege, Korruption und die Kunst des Überlebens« von Dominic Johnson

Während die Kongogräuel zwischen 1888 und 1908 zur ersten internationalen Menschenrechtsbewegung der Geschichte führten, ist der Kongokrieg zwischen 1996 und 2003 den wenigsten europäischen Zeitgenossen bekannt und bewegt kaum die Gemüter. Von vielen 'afrikanischer Weltkrieg' genannt, starben im Kongobecken fast sechs Millionen Menschen - mehr als in jedem anderen Konflikt seit dem zweiten Weltkrieg. Weiterlesen … »

Ein fast vergessenes Verbrechen

»Schatten über dem Kongo« von Adam Hochschild

Es gibt viele historische Ereignisse, die einfach vergessen werden. Bei kaum einem dieser Ereignisse ist das so schwer zu verstehen (und zu ertragen) wie bei dem Genozid an der Bevölkerung des Kongobeckens zwischen 1888 und 1908.  Es ist eines der Verdienste von Adam Hochschilds Dokumentation "Schatten über dem Kongo", durch akribische Quellenarbeit und Recherche an dieser Situation etwas geändert zu haben. Ein wichtiges, wertvolles und trauriges Buch.

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