Presseschau Ukraine

Gas gegen Gefolgschaft

Die Ukraine bindet sich an Russland
Russische Schiffe in Sewastopol <br/>Foto von Argenberg
Russische Schiffe in Sewastopol Foto von Argenberg

Nach dem Wahlsieg des prorussischen Kandidaten Janukowitsch in der Ukraine hat Russland nun einen diplomatischen Erfolg errungen. Ein neues Gaslieferabkommen sieht milliardenschwere Rabatte für den südlichen Nachbarn vor. Allerdings hat das seinen — politischen — Preis: Gleichzeitig wird Moskau die Nutzung des Militärhafens Sewastopol auf der Krim bis 2042 garantiert. Damit soll u.a. eine künftige NATO-Einbindung der Ukraine erschwert werden.

Zu dem unmittelbaren militärischen Nutzen kommt nämlich noch ein politischer hinzu: Russland zementiert die energiepolitische Abhängigkeit der Ukraine von russischem Gas und behält durch seine Präsenz auf der Krim einen Hebel, mit dem es auf die ukrainische Innenpolitik einwirken kann.

Schaukel zwischen Ost und West

Ein Patt zwischen den Lagern in der Ukraine
Kundgebung vor der Oper in Odessa <br/>Foto von JetPunk, Flickr
Kundgebung vor der Oper in Odessa Foto von JetPunk, Flickr

Die Ukraine steht von den Wahlen zum Präsidenten und bleibt zwischen zwei Blöcken zerissen. Während Viktor Janukowitsch für Wahlbetrug und Nähe zu Moskau steht, ist Julia Timoschenko vor allem für geschickten Oppurtunismus bekannt. Von dem einstigen Eifer und Aufbruchstimmung der »orangenen Revolution« ist wenig geblieben. Statt dessen herrscht Lethargie und ein Patt zwischen den Lagern, wie der ARD Weltspiegel berichtet. Die Le Monde diplomatique schreibt über das komplexe Verhältnis zu Russland.

Das kleinste Glied in der Kette

Der Prozess gegen den Lageraufseher John Demjanjuk
Sobibor <br/>Foto von Emmanuel Dyan
Sobibor Foto von Emmanuel Dyan

Die Frankfurter Rundschau berichtet über den Prozess gegen den gebürtigen Ukrainer John Demjanjuk, der sich als Kriegsgefangener für den Dienst im Vernichtungslager Sobibor meldete. In der  Süddeutsche Zeitung kommentiert Heribert Prantl den Standpunkt der Verteidigung, demnach Demjanjuks Dienst eine Überlebenstrategie war, während die deutsche Justiz das Gros der deutschen Beteiligten nicht oder kaum belangte. Deutschlandfunk Hintergrund sprach mit Zeitzeugen.

Energiestreit und Bypass

Die Ostseepipeline und strategische Irritationen
Verlegungsplattform für die Pipeline
Verlegungsplattform für die Pipeline

Das Handelsblatt titelt, daß Schweden seine Bedenken gegen einen Pipelinebau in der Ostsee zwischen Rußland und Deutschland aufgegeben habe. Die osteuropäischen Staaten befürchteten zum Spielball Rußlands zu werden, daß ihnen einfacher das Gas abdrehen könne. Kritiker bezweifeln die ökologische Unbedenklichkeit, so die taz. Die Financial Times berichtet über eine Studie der Internationalen Energieagentur, nach der es zu einem Überangebot an Gas kommen werde. Augrund des ungelösten Streits zwischen Rußland und der Ukraine könne es zu einem erneuten Erdgasembargo kommen, meint die Financial Times Deutschland.

Nach Westen oder Osten?

Die Ukraine steht vor den Präsidentschaftswahlen
Donezk <br/>Foto von killerbass
Donezk Foto von killerbass

Hannes Hofbauer berichtet für das Neue Deutschland aus Donezk über die politischen Verhältnisse in der Ukraine vor der Präsidentschaftswahl. Der Präsident ist hier mit ähnlicher Allmacht wie in Frankreich ausgestattet. Der unbeliebte westorientierte Staatspräsident Viktor Juschtschenko tritt nicht mehr an, sondern unterstützt Arseni Jazenjuk. In der russischspachigen Ostukraine jedoch ist der Rivale Viktor Janukowitsch weit stärker als im ukrainischen Westen und Norden. Zugleich spielt in der Kohleregion Donesk die Unterstützung des lokalen Oligarchen eine wichtige Rolle.

Der zweitgrößte anzunehmende Unfall

Eine Dokumentation über Tschernobyl beleuchtet wenig bekannte Details
 <br/>Foto von unblogbar.org / Marco
Foto von unblogbar.org / Marco

Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Tschenobyl-Katastrophe strahlte Discovery-Channel am 26.4.2006 eine Dokumentation zu dem Unglück aus. Ablauf, Folgen, und die heldenmütige Anstrengungen der Helfer zu Eindämmung der Katastrophe werden dargestellt. Denn es ist wenig bekannt, daß die Helfer unter unglaublichen Gefahren laut dieser Doku eine zweite Explosion abwandten, die eine weit größere Katastrophe zur Folge gehabt hätte.

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