Presseschau Bulgarien

Leben im Elend

Roma kommen aus Südosteuropa nach Deutschland – und landen in der Prostitution
Siedlung in Bulgarien
Siedlung in Bulgarien Bild von Michi

Roma haben in Südosteuropa einen schweren Stand – viele verloren nach Ende des Kommunismus ihre Arbeit und leben am gesellschaftlichen Rand. Daher kommen viele in der Hoffnung auf Arbeit in den Westen. Aber auch in Deutschland dürfen sie nur als Selbstständige arbeiten. Edeltraud Remmel und Esat Mogul zeigen in einer Dokumentation, wie viele Frauen daher in die Prostitution rutschen und auch in Deutschland – hier in Dortmund – in völligem Elend leben. Weder in Bulgarien noch in Deutschland bestehen ausreichende Ansätze, diese Minderheit zu integrieren und Perspektiven aufzuzeigen. Insofern sehen die Autoren darin ein europäisches Problem. In Bulgarien geraten die Roma in ihrer Siedlung gar unter Druck durch Anschläge von Rechtsradikalen.

Stramm national

Gewalt in Bulgarien
Die Banja Baschi Moschee
Die Banja Baschi Moschee Bild von Korom

In Bulgarien sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung türkischer Abstammung, mit der DPS haben sie auch eine eigene, wenngleich als korrupt geltende Partei im Parlament. Ebenfalls in der Volksvertretung sitzt die Ataka genannte rechtsradikale Gruppe von Wolen Siderow. Sie ist immer wieder durch überaus fremdenfeindliche, antisemitische und populistische Parolen aufgefallen.

Am 20. Mai eskalierte die Lage, als es während des Freitagsgebets vor der Banja Baschi Moschee in Sofia zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Gläubigen und mutmaßlichen Anhängern von Ataka kam – auch ein Abgeordneter der Partei war unter den Verletzten. Offenbar soll gezielt der Hass unter den Religionsgruppen geschürt werden. Eine besorgniserregende Entwicklung in einem Land, das lange für seine religiöse Toleranz bekannt war.

Etwas ist faul im Staate Bulgarien

Verflechtung zwischen Politik und organisierter Kriminalität

Der Übergang zahlreicher osteuropäischer Staaten vom Sozialismus zum Kapitalismus ist nicht immer sauber über die Bühne gegangen: Teils bekam das größte Stück vom Kuchen, wer seinen Finger schnell am Abzug hatte, teils haben sich Seilschaften aus den vormalig sozialistischen Sicherheitsapparaten bedient. Bulgarien ist einer der Staaten, in denen eine große Nähe von Politikern zur organisierten Kriminalität unübersehbar ist. Der deutsche Journalist Jürgen Roth hat durch seine Recherchen einige dieser Verbindungen publik gemacht, und wurde dafür prompt bedroht. Dabei gibt es durchaus Bestrebungen diese Strukturen zu bekämpfen, der Justizapparat ist allerdings entgegen europäischen Standards nicht ausreichend um Transparenz bemüht. So bleiben Akten unter Verschluß. Reinhard Jellen hat Jürgen Roth für Telepolis interviewt.

Alte Ressentiments leben auf

Die Roma in Europa werden immer stärker stigmatisiert
Romajunge im Kosovo <br/>Foto von Magne Haagen
Romajunge im Kosovo Foto von Magne Haagen

Die taz hat einem Thema seinen Schwerpunkt gewidmet, das vielen Ländern Europas in Ost und West gemein ist: Ressentiments und Hass auf Roma und Sinti. In Italien gibt es agressive Proteste gegen Camps, Deutschland möchte gern alle Roma aus dem Kosovo abschieben, wo Roma in Mitrovica unter erbärmlichen Bedingungen leben müssen, während es in Ländern wir Rumänien aufgrund der Ressentiment fast unmöglich ist, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Der Schwerpunkt der Romabevölkerung findet sich in Südosteuropa, wo die Ressentiments von breiten Teilen der Bevölkerung getragen werden. Die UN-Hochkommisarin für Menschenrechte versuchte mit einer Rede auf die Probleme aufmerksam zu machen.

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