Presseschau Armenien

Das stille Pulverfass im Kaukasus

Konflikt um Bergkarabach bleibt ungelöst
Finanzieren die aserbaidschanischen Ölfelder den nächsten Krieg im Kaukasus? <br/>Bild von vagabondblogger
Finanzieren die aserbaidschanischen Ölfelder den nächsten Krieg im Kaukasus? Bild von vagabondblogger

David Noack schreibt auf le bohemien einen quellenreichen Beitrag zum Bergkarabachkonflikt: Die ehemals zu Aserbaidschan gehörende Region wird mehrheitlich von Armeniern bewohnt und hat sich durch einen Krieg zu Beginn der 90er Jahre unabhängig gemacht, ist jedoch eng an Armenien gebunden. Bislang sind die Bemühungen um eine diplomatische Beilegung gescheitert. Die Bedeutung für Armenien und die Region ist enorm. Denn Bergkarabach hat eine Annäherung Armeniens an  die Türkei verhindert, die dem turksprachigen Aserbaidschan traditionell eng verbunden ist. Armenien zahlt für seine nach Ost und West geschlossenen Grenzen daher einen hohen wirtschaftlichen Preis und suchte die Nähe zum Iran und zu Rußland, das eine große Basis in Armenien unterhält. Da der Westen gute Verbindungen nach Baku hat, wird in der ölreichen, strategisch wichtigen Region auch ein Konflikt um Einfluß zwischen dem Westen und Rußland ausgetragen. Aserbaidschan rüstet mit den Petrodollars umfassend auf, und läßt daher befürchten, den Konflikt militärisch lösen zu wollen. Das könnte die Region in ein Pulverfass verwandeln.

Abwägende Öffnung

Eine Studie zur Außen- und Innenpolitik der Türkei

Das regierungsnahne Beratungsinstitut Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) hat eine Studie zur Reformpolitik der Türkei veröffentlicht. Die Studie attestiert der AKP-Regierung Mut »zur innen- und außenpolitischen Öffnung«, womit primär die Lösungsversuche der Konflikte mit Armeniern und Kurden gemeint sind. Allerdings werde der Ministerpräsident Erdogan Reformen fallen lassen oder verwässern, falls keine  nationale Einheit in Reformfragen erreicht werde. Ein aktuelles Beispiel ist, wie die taz berichtet,  die Ausladung von Kurden, deren Rückkehr vereinbart war, welche aber auf Widerstand von konservativen Teilen der Gesellschaft stieß. Laut SWP-Studie versuche Ankara durch seine abwägende Politik nicht zuletzt auch in der Frage des Energietransfers durch Pipelines und der Stabilisierung des Irak seine Rolle als regionale Macht zu stärken.

Hundert Jahre Feindschaft

Armenien und die Türkei versuchen alte Gräben zu überwinden
Der türkisch-armenische Grenzfluß Akhurian <br/>Foto von Jean & Nathalie
Der türkisch-armenische Grenzfluß Akhurian Foto von Jean & Nathalie

Deutschlandfunk Hintergrund berichtet von der zaghaften Annäherung zwischen Armenien und der Türkei, deren Verhältnis durch die Massaker an Armeniern vor fast hundert Jahren immer noch getrübt ist. Der Fußball - beide Länder sind in eine WM-Qualifikationsgruppe gelost worden - dient als Vehikel der Diplomatie und Grund gegenseitiger Besuche. In beiden Ländern gibt es Widerstände, aber auch gemeinsame Interessen. Daß gespannte Verhältnis Armeniens zum turksprachigen Aserbaidschan ist ein Hindernis, aber der Westen unterstützt nicht zuletzt wegen Energieinteressen die Initiative.

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